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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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im Cachot du Diable, im Kerker des Teufels. Ma Doue, mein Gott, steh ihm bei! Ich renne los. Ich muss ihm helfen. Doch als ich an Conans Tisch vorbeistürme, bleibe ich abrupt stehen.
    Das darf doch nicht wahr sein!, denke ich erschüttert, als ich die Blutschrift betrachte. Im Kerzenschein sehen die triefend nassen Buchstaben aus, als wären sie mit Blut hingekritzelt worden. Was für eine erschreckende Drohung! In dieser Abtei nimmt heute Nacht das Böse Gestalt an!
    Padric schreit wie von Sinnen. Ich muss zu ihm.

Alessandra
Kapitel 9
    In der Abteikirche
Gegen ein Uhr nachts
    Leise lasse ich das Portal hinter mir ins Schloss gleiten und blicke mich im Seitenschiff der dunklen Kirche um. Der Himmel über dem Kreuzgang ist jetzt schwarzgrau, düster, bedrohlich und bewegt. Nur dort, wo der Vollmond stehen sollte, zieht sich ein seltsam rosafarbener Streifen wie eine blutleere Ader durch das Gewoge.
    Das Schreien aus den Tiefen der Abtei zerrt immer stärker an meinen Nerven. Ich glaube, es dringt aus dem Cachot du Diable, aber ich bin mir nicht sicher. Gerade eben habe ich dort unten, im Vorraum der Krypta der dreißig Kerzen, eine Bewegung wahrgenommen, ein leises Rascheln. Ich dachte, es wäre Tyson, der durch die Abtei streunt. Aber ich habe nicht nachgesehen, weil ich Conan hinterhergestürmt bin, die Treppe hinauf zur Kirche.
    Ich gehe langsam weiter ins Hauptschiff. Das gewaltige Gewölbe schwebt scheinbar schwerelos hoch über mir, die Holzbalken der Verstrebungen wirken wie eine Fledermaus, die ihre Flügel schützend über das Kirchenschiff hält. Riesige Schwingen mit schwarzen Adern. Ich fühle, wie ein Schauer mir über den Rücken kriecht, und fröstele im kühlen Luftzug, den der Nordweststurm verursacht.
    Es riecht nicht nach Weihrauch, sondern nach Stein und feuchter Erde. Wie in einem offenen Grab.
    In der Kirche herrscht Totenstille. Wo ist Conan?
    Dann kann ich ihn schemenhaft erkennen. Mit ausgebreiteten Armen liegt er wie ein Gekreuzigter vor der Statue von Saint-Michel oberhalb des Altars und betet leise schluchzend.
    Das steinerne Abbild des Erzengels wirkt Furcht erregend, nicht nur wegen der bizarren Beleuchtung durch die grellen Blitze. Saint-Michel ist eine majestätische Gestalt in seinem wehenden Gewand aus Granit, ein stolzer Fürst der Engel mit ausgebreiteten Flügeln und einem Strahlenkranz auf den windzerzausten Locken, ein kämpfender Anführer der himmlischen Heerscharen, das Flammenschwert hoch erhoben. Satan windet sich unter dem Fuß des Siegers und blickt zu ihm auf. Sein Flammenschwert hat er verloren.
    Minutenlang warte ich ab und lausche erschüttert seinem verzweifelten Gebet. Seit dem Schlag vorhin sind meine Nerven zum Zerreißen gespannt, und ein Brennen steigt mir in die Kehle. Ich will schon zu Conan hinübergehen, um ihn zu trösten, als plötzlich ein metallisches Knirschen durch die Kirche hallt. Das Portal fällt ins Schloss. Erschrocken zucke ich zusammen, und kalter Schweiß bedeckt meine Haut. Sie kribbelt, als wäre ich gerade in einem eisigen See geschwommen.
    Ich husche in den Schatten des linken Querschiffs, wo es an der Seitenwand eine Treppe hinunter zu einer Seitentür gibt. Die Abteikirche auf der Spitze des Mont ist wie eine gigantische Treppe angelegt, eine Himmelstreppe, die von der westlichen Terrasse in mehreren Stufen zum höchsten Punkt des Berges führt, der sich genau hier befindet, unter dem Glockenturm. Wohin führt die Tür dort unten? Egal, nur hinunter und in die Schatten!
    Gegen die kalte Mauer gelehnt spähe ich um einen Pfeiler herum und beobachte Conan, der sich aufgerichtet hat und zum Portal blickt.
    Schlurfende Schritte nähern sich dem Altar.
    Ich spüre, dass Conan in Gefahr ist. Beunruhigt warte ich ab, was geschehen wird.
    Der Schatten bleibt vor Conan stehen. Der schlingt seine Arme um die Beine des anderen und fleht: »Mon Père, nehmt mir die Beichte ab! Jetzt gleich!«
    »Was hast du getan, Frère Conan?«
    Der junge Mönch schluchzt auf. Ich kann kaum verstehen, was er dem Pater anvertrauen will.
    Der sinkt neben Conan auf die Knie und legt ihm tröstend einen Arm um die Schultern.
    »Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen«, flüstert Conan mit brechender Stimme. Er bekreuzigt sich und küsst seine Finger.
    »Gott, der unser Herz erleuchtet, schenke dir wahre Erkenntnis deiner Sünden und seiner Barmherzigkeit.«
    »Amen.«
    »Bekenne deine Sünden, mein Sohn.«
    Das wenige, was ich verstehen

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