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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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besser unerwähnt lassen sollte. Andernfalls, da bin ich mir sicher, wird er mich persönlich ans Kreuz nageln.
    Ich betrachte Conans Blut an meinen Händen.
    Robin wispert: »Yvain will dir den Mord anhängen.«
    Ich nicke. »Und die anderen der letzten Jahre.«
    »Oh my God!«
    Padric tritt zu uns. »Robin und ich, wir stehen dir bei, Yannic. Wir weichen nicht von deiner Seite. Wir schützen dein Leben mit unserem.«
    Ich nicke stumm.
    »Wir müssen herausfinden, was die Blutschrift bedeutet«, flüstert Robin. »Vielleicht verrät sie den Mörder?«
    Wir drängen uns durch die Reihen unserer aufgeregt tuschelnden Konfratres zu Conans Leiche, die einen schrecklichen Anblick bietet. Unser Freund ist von zwei Lachen seines Blutes umgeben. Es scheint, als habe er sich im Todeskampf gegen das Böse gewehrt, das ihn jedoch überwältigt und zu Boden geworfen hat. Dabei hat er die abgespreizten Arme und Beine hin und her bewegt, wie ein Kind, das sich ausgelassen in eine Schneeverwehung fallen lässt und mit wedelnden Armen und Beinen einen Schneeengel macht, mit wallendem Gewand und flatternden Flügeln. Das Blut der beiden Flügel stammt aus seinen aufgeschnittenen Pulsadern.
    Aber es ist kein Engel aus Schnee. Sondern ein Engel aus Blut. Umgeben von einem magischen Symbol.
    Mit ausgebreiteten Armen und geschlossenen Beinen liegt Conan da, wie im Gebet vor dem Altar, nur auf dem Rücken, in einem Sigillum Dei, das mit seinem Blut gemalt wurde. Der sechszackige Stern ragt seitlich unter seiner Kukulle hervor, der umgebende Kreis weist zu seinen Füßen eine blutige Schrift auf.
    »Er hat verzweifelt gekämpft, aber der Engel der Finsternis hat ihn überwältigt«, murmelt Yvain und bekreuzigt sich. Er blickt auf und sieht mich eindringlich an. »Mögen wir alle uns als stärker erweisen im Kampf gegen die Mächte des Bösen als unser Bruder. Saint-Michel steh ihm bei und geleite ihn sicher ins Angesicht Gottes.«
    Ich blicke in die Runde. Einige murmeln mit aufgerissenen Augen ein Gebet, andere bekreuzigen sich mit zitternden Händen und blicken sich unruhig um, ob der Engel des Todes noch in den Schatten lauert, um das nächste Opfer in die Finsternis zu zerren. Etliche fehlen. Vermutlich suchen sie irgendwo in der Abtei nach dem Leichnam.
    »Père Yann!«, poltert Yvain. »Ihr habt Frère Conan gefunden. Habt Ihr unserem Bruder schon die Sterbesakramente gegeben?«
    »Nein, bisher nicht.«
    »Und wieso nicht?«, blafft er mich an.
    Ich spüre ein Kribbeln in den Händen – am liebsten hätte ich ihm eine …
    Robin packt mich am Arm. »Lass ihn, um Gottes willen!«, flüstert er mir zu. »Die Situation ist gefährlich und kann jeden Augenblick außer Kontrolle geraten.«
    Ich nicke und zwinge mich zu einem beherrschten Lächeln, auch wenn meine Nerven zum Zerreißen gespannt sind. Robin hat recht. Wenn Yvain die anderen gegen mich aufhetzt und sie die Beherrschung über ihre Gefühle von panischer Angst und ohnmächtigem Zorn verlieren, die sich seit Monaten in ihnen aufgestaut haben, werde ich diese Nacht nicht überleben.
    Während ich neben Conan niederknie, flackert das hysterische Getuschel der Fratres wieder auf und greift wie ein Schwelbrand um sich:
    »Diese Abtei ist verflucht!«
    »Seht nur, das Sigillum Dei! Und die Blutschrift! Ist Conan das Opfer eines satanischen Fluchs?«
    »Der Engel des Todes geht um.«
    »Und einer von uns feiert Satansmessen und beschwört Engel und Dämonen! Gott verfluche ihn!«
    »Und dann noch der Sturm und die Flut! Wir sind vom Festland abgeschnitten! Wir können nicht entkommen.«
    »Eine schreckliche Nacht!«
    Ich ringe mit einer überwältigenden Traurigkeit, als ich meinem Freund, der Selbstmord begangen hat, das heilige Sakrament erteile. Es ist nicht recht, aber ich tu’s trotzdem. Ich fröstele, als ich seine blutnassen Hände falte, als ich seine Haut berühre, die noch nicht kalt geworden ist, als ich seine Augen schließe und einen Moment sein wirres Haar berühre und dabei die eisige Kälte spüre, die mit einem schmerzhaften Kribbeln in mir aufsteigt – die kalte Wut.
    Conan weist Verletzungen auf, die er sich nicht selbst beigebracht haben kann. Wie es scheint, hat er seine Arme hochgerissen, um einen Angriff mit einer Klinge abzuwehren. Die Schnittwunden haben noch geblutet, also sind Conan diese Verletzungen nicht post mortem zugefügt worden. Ma Doue, mein Freund lebte noch, als er hierhergebracht wurde!
    Die kalte Wut tut mir gut. Wie ein eisiger Wind

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