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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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werden.«
    Raymond bekreuzigt sich.
    »Nach deren Glauben ist Gott der König des Himmels. Satan regiert als Fürst die Hölle. Lucifer ist ein Erzengel, der mächtigste von allen. Er rebelliert gegen Gottes Herrschaft und wird auf die Erde verbannt, wo er sich mit Lilith verbündet. Engel und Menschen sind in der Lage, in einem Akt der Liebe Kinder zu zeugen. Sie sind machtvolle Wesen mit verborgenen Kräften.«
    »Um Gottes willen!«
    »Jesus Christus war ein Sohn Lucifers.«
    Raymond starrt Aimery entsetzt an.
    »Lucifer will die Welt von Gottes Herrschaft befreien. Wie Prometheus schenkt er den Menschen das Wissen, damit sie das Fundament des Glaubens untergraben.«
    »Wie die Humanisten«, murmelt Raymond.
    Der ehemalige Inquisitor nickt. »Bedenkt, was Ihr da sagt, Frère Raymond. Papst Nikolaus ist ein Humanist.«
    Abelard schiebt seinen Adlatus Raymond grob zur Seite und stellt sich neben mich. Er wirft mir einen Blick zu, der mich schaudern lässt. Seine Augen sehen aus wie zwei schwarze Perlen in schleimig feuchten Austern. Sie sind blutunterlaufen vom vielen Lesen: Seit Wochen steigert sich Abelard in die theologische und naturwissenschaftliche Berechnung des Weltendes hinein. Sein Blick bleibt an Aimery hängen. »Ich dachte, ihr Dominikaner hättet diesen Abtrünnigen schon vor Jahrzehnten das Handwerk gelegt.«
    »Ich bin jetzt Benediktiner«, empört sich Aimery.
    »Ich vergaß, dass Ihr nun zur Elite gehört, bitte verzeiht!« Abelard schnaubt. »Wir Benediktiner nehmen wirklich jeden auf …« Er sieht mich verächtlich an. »… nicht wahr, Père Yann?«
    »Lasst ihn doch endlich in Ruhe!« Padric will auf Abelard losgehen, aber ich packe ihn am Ärmel und reiße ihn zurück.
    »Padric, sei so gut! Ich kann mich selbst verteidigen.«
    »Ich fasse es nicht! Wie kann er dich …«
    »Padric!«
    Er atmet tief durch und hebt beide Hände zum Zeichen, dass er nachgibt. »Schon gut.«
    Abelard verzieht die Lippen zu einem Grinsen. »Ihr habt Eure Gefolgsleute gut im Griff, Mylord«, höhnt er und benutzt dabei die Anrede, die mir als Prior des Saint Michael’s Mount zustand.
    König Henry hatte mir viele Privilegien und Freiheiten gewährt und mich den Besitz der Priory wie ein Lord regieren lassen. Das Einzige, was mich von einem Earl unterschied, war der Benediktinerhabit. Und ein Sitz im Parlament. Aber dem hätte, wenn es nach Henry gegangen wäre, schon bald abgeholfen werden können. Er war enttäuscht, als ich ihm sagte, dass ich stattdessen von meinem Amt als Prior zurücktreten wollte.
    »Ihr wollt in die Bretagne zurückkehren«, vermutete er während meiner letzten Audienz in seinen Privatgemächern.
    »Nein, Mylord, in die Normandie.«
    »Le Mont-Saint-Michel?«
    »Ja, Mylord.«
    »Der Mont wird immer noch belagert, John. Der Mont-Saint-Michel ist nicht so angenehm wie der Saint Michael’s Mount.«
    »Ich weiß, Sire.«
    »Wir führen immer noch Krieg gegen Frankreich.«
    »Ich weiß, Sire.«
    »Warum, um Himmels willen, wollt Ihr dann zurückkehren?«
    »Der Mont ist mein Zuhause.«
    »Eure Insel ist Euer Zuhause, John of Ushant, Jean d’Ouessant, Yann of Enez Eusa.«
    »Nein, Mylord. Mit der Frau, die ich liebte, habe ich auch meine Insel, mein Leuchtfeuer und meine Heimat verloren. Lasst mich gehen, Sire. Lasst mich auf den Mont zurückkehren.«
    Er zögerte lange, doch schließlich nickte er. »Ihr habt meine Erlaubnis, John, wenn es das ist, was Ihr wirklich wollt. Unter einer Bedingung dürft Ihr zurückkehren. Ich möchte Euch um einen Gefallen bitten.«
    »Einen Gefallen, Mylord?«
    »Einen Gefallen, John. Ihr seid Bretone, und ich bin nicht der Herzog der Bretagne. Ich bin der König von England und Frankreich. Vergesst niemals, dass Ihr mir einst die Treue geschworen habt, John, dann werde ich auch niemals Eure Loyalität gegenüber der Krone von England und Frankreich vergessen.«
    »Ja, Sire.«
    »Sehr gut, wir sind uns also einig.« Er reichte mir die Hand, und ich schlug ein …
    »Arcanum sacerdotis opus satanae est …« Raymond reißt mich aus meinen Erinnerungen. Er deutet auf die Blutschrift zu meinen Füßen.
    »So weit waren wir doch schon!«, schimpft Abelard ungeduldig, und sein Adlatus zieht den Kopf ein.
    »Secretum secretorum sub ara occulta … et sanguis …«, wagt Thierry eine Entlüsselung des Anagramms. »Das Geheimnis der Geheimnisse unter dem verborgenen Altar … und das Blut …«
    »Wessen Blut?«, flüstert Lucien zu Tode erschrocken.
    Jedes Dorf hat

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