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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Gewalt. »Was ist?«
    Ich antworte nicht.
    »… denn gekommen ist der große Tag des Zorns. Und wer vermag zu bestehen?«, steigert sich Corentin weiter in seine apokalyptische Predigt hinein, um die anderen zu zwingen, sich bei Alessandra Rat zu holen.
    Robin nimmt mir das Täfelchen aus der Hand und wirft einen Blick auf den entschlüsselten Text. »Oh my God!«
    Ich nicke stumm.
    »›Und ich sah einen anderen Engel von Sonnenaufgang heraufsteigen, der das Siegel des lebendigen Gottes hatte … das Sigillum Dei …‹«
    Padric reißt Robin das Täfelchen aus der Hand und liest. Dann blickt er mich erschrocken an. »Das ist … so perfide und so böse, dass ich dafür keine Worte finden kann.«
    »Du sagst es.«
    »›Und als das Lamm das siebte Siegel öffnete, entstand ein Schweigen im Himmel. Und ich sah die sieben Engel, die vor Gott stehen. Und es wurden ihnen Posaunen gegeben. Und ein anderer Engel stellte sich an den Altar. Er hatte ein goldenes Räuchergefäß. Und der Rauch des Weihrauchs stieg mit den Gebeten auf aus der Hand des Engels vor Gott. Und der Engel nahm das Räuchergefäß und füllte es mit dem Feuer des Altars und warf es auf die Erde. Und es geschahen Donner und Stimmen und Blitze und ein Beben. Und die sieben Engel mit den Posaunen machten sich bereit, um zu posaunen.‹«
    Das Wort ›Unheil‹ hängt schwer in der Luft. Bis zur Verheißung der Rettung durch Alessandra ist es nur noch ein kleiner Schritt – gleich hat er sie überzeugt. Corentin kann niemand entkommen.
    Ich habe keine Zeit mehr zu verlieren!
    Corentin blickt in meine Richtung, aber wegen seiner Maske kann ich nicht mit Gewissheit sagen, ob er mich ansieht oder nicht. Doch ich habe das unbehagliche Gefühl, dass er mich die ganze Zeit beobachtet hat. Und dass er jetzt gerade lächelt.
    Padrics Blick irrt von mir zu Corentin, dann sieht er mich wieder an, verwirrt, panisch. »Um Himmels willen, was jetzt?«
    Mit dem Finger wische ich die Schrift auf dem Schiefertäfelchen weg und gebe es Padric zurück.
    In einer dramatischen Vision, die ihn viel Kraft zu kosten scheint, breitet Corentin das Ende der Welt vor uns aus. Ein Flammenmeer, darin dunkle Schatten von brennenden menschlichen Gestalten, die sich in Todesqualen winden und vor Schmerzen schreien, während sie dem verzehrenden Feuer ausgeliefert sind, das die Dämonen schüren.
    Weiß er eigentlich, was er da tut?
    Er erwidert meinen Blick. Er weiß es.
    »› … und der Sohn des Menschen wird seine Engel aussenden, und sie werden alle Gesetzlosen zusammentreiben, um sie ins Feuer zu werfen. Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne im Königreich Gottes …‹ Tut Buße, meine Brüder, kehrt um und besinnt euch, denn das Ende ist nah!«
    Er macht eine dramatische Pause.
    »Heute spreche ich nicht zu euch als euer Bruder oder als euer Vater, sondern stellvertretend für alle Menschen dieser Welt. Die Menschheit steht heute Nacht vor ihrem Schicksal, das in der Apokalypse aufgezeichnet steht. Armageddon, das Ende der Welt, ist nah, wenn die Progression des Todes nicht aufgehalten wird. Aber wir haben die Macht … und wir haben den Willen … und wir haben den Mut, die Katastrophe abzuwenden und die Schlacht gegen das Böse zu gewinnen«, ruft Corentin zu seinem Kreuzzug auf. »Mit Alessandras Unterstützung wird es uns gelingen. Lasst uns beten, meine Brüder!« Der alte Bretone kniet vor dem Sigillum Dei nieder, und die anderen folgen zögernd seinem Beispiel und bekreuzigen sich.
    Jetzt oder nie!
    »Wir sind die Auserwählten des Erzengels, die auf Erden für Gott kämpfen sollen«, betet Corentin laut für uns alle. »Seigneur, notre Dieu et notre Père, auf dich allein hoffen wir. Wir wissen, dass es kein Heil gibt außer in dir. Herr, weise uns den Weg aus der Finsternis. Ist dein Sohn Jesus Christus denn nicht für unsere Sünden gestorben? Erbarme dich unser, Herr, wir flehen dich an! Schenk uns die Kraft und den Mut, den Anfechtungen des Teufels standzuhalten.« Erschüttert lauschen wir diesem wortgewaltigen Bekenntnis seines Glaubens an die Macht Gottes, diesem Ausdruck der demütigen Erkenntnis der eigenen Schwäche und des tiefen Vertrauens in der Qual der Gottverlassenheit. »Tilge die Bosheit aus unseren Herzen, erlöse uns von dem Bösen, vergib uns unsere Schuld und schenke uns Seelenstärke, Beherztheit und einen unverrückbar festen Glauben. Denn der Engel des Todes ist unter uns. Er bringt Tod und Verderben, und er wird …«
    Robin sieht

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