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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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das Schisma beendete und die Kirche rettete. Mir wurde die Ehre zuteil, einige Worte mit ihm wechseln zu dürfen, um an seiner großen Weisheit teilzuhaben. Was für ein Mensch er war! Ein Heiliger! Ein ›Richter Gottes‹!«
    Corentins Worten kann sich niemand entziehen. Meine Konfratres starren ihn ehrfürchtig an, während sie sich von der Kraft seiner Worte mitreißen lassen.
    Padric tritt einen Schritt vor.
    »Alessandra ist ihrem Vater sehr ähnlich. Dieselbe Leidenschaft, dieselbe Entschlossenheit, derselbe Mut. Vor zwei Jahren hat der verstorbene Papst, Gott hab ihn selig, sie beauftragt, eine Reihe von geheimnisvollen Morden und schrecklichen Satanserscheinungen im Lateran aufzuklären. Wir sollten sie bitten, dasselbe für uns zu tun! Die Morde aufzuklären. Und die Zeichen zu deuten. Wir sollten sie bitten, wie ein Inquisitor zu …«
    Ein Tumult bricht los.
    »Die Inquisition hat Alessandra als Antichrist verflucht!«, übertönt Aimery, der ehemalige Dominikanerinquisitor, das aufgebrachte Geschrei. »Sie ist zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt worden. Père Yann hat uns doch von dem Prozess erzählt, als er vor zwei Jahren aus Rom zurückkehrte! Er war dabei, als sie im Kapitelsaal von Santa Maria sopra Minerva den Inquisitoren trotzte, während in der Basilika nebenan ihr Cousin zum Papst gewählt werden sollte.«
    Mich überläuft es heiß und kalt.
    Padric sieht mich von der Seite an. »Alles in Ordnung?«
    Ich schüttele nur den Kopf.
    »Alessandra ist der Antichrist – das hat Père Yann gesagt.«
    »Das habe ich so nicht …«, will ich mich und damit Alessandra rechtfertigen, aber Corentin legt mir die Hand auf den Arm:
    »Yann … Yann, bitte! Lass mich reden!« Er wendet sich zu Aimery um und ergreift dabei den verdrehten Crucifixus auf seiner Brust. »Es ist wahr. Alessandra wurde in einem Inquisitionsprozess zum Tode verurteilt. Sie stand auf dem Scheiterhaufen auf dem Campo dei Fiori. Yann hat sie dort oben gesehen, er war keine fünf Schritte von den brennenden Holzscheiten entfernt. Er hat uns darüber berichtet. Aber er hat auch gesehen, wie Seine Heiligkeit sie gleich nach dem Habemus Papam vom Scheiterhaufen heruntergeholt hat, um ihr das Leben zu retten. Der Papst ist seit vielen Jahren mit Alessandra befreundet. Er vertraut ihr. Er verleiht ihr höchste Würden. Als Contessa des Patrimonium Petri ist sie Vikarin des Papstes, also seine Stellvertreterin. Und er hat sie zu uns geschickt. Warum sollten wir ihr nicht vertrauen?«
    Ich starre auf das Schiefertäfelchen in meiner Hand.
    »Und selbst wenn Alessandra einen Satanspakt geschlossen hat, um ihren Cousin zum Papst zu machen – was die Inquisition nicht beweisen konnte –, so ist es doch besser, Satan mit dem Beelzebul auszutreiben, als weiter abzuwarten. Das Böse ist mächtig, aber es ist nicht unbesiegbar. Mit ihrem Rat und ihrem Beistand können wir …«
    Padric stößt mir den Ellbogen in die Seite. »Hörst du das?« Als ich nicht aufblicke, fragt er wieder: »Yannic?«
    »Lass mich!«
    »… kann mit den früheren Morden nichts zu tun haben … muss einer von uns gewesen sein …«, redet Corentin unbeirrt weiter.
    ›Hoc est corpus meum et hic est sanguis meus qui sacrificantur. Dies ist mein Leib, und dies ist mein Blut, die geopfert werden.‹
    Nur noch wenige Buchstaben sind übrig.
    Während Corentin sich in eine apokalyptische Drohpredigt hineinsteigert und die anderen in Angst und Schrecken versetzt, atme ich tief durch und kritzele auf dem Täfelchen herum.
    Corentin droht gerade mit dem sechsten Siegel, als ich den Satz endlich vollständig entschlüsselt habe.
    »›Und ich sah, als das Lamm das sechste Siegel öffnete, ein großes Beben. Und die Sonne wurde schwarz wie ein härener Sack. Und der Mond begann zu bluten. Und die Sterne des Himmels stürzten auf die Erde, geschüttelt von einem starken Wind. Und der Himmel schwand dahin, und jeder Berg und jede Insel wurden fortgerissen, wie von einer starken Flut.‹« Er reckt eine mahnende Hand in den Himmel: »Dies ist die Nacht der Nächte, meine Brüder! Seht die Finsternis, die uns umgibt. Seht den blutroten Mond, der seit Mitternacht hinter den schwarzen Wolken verschwunden ist! Seht den Sturm und die Flut, die alles mit sich reißen und verschlingen wird …«
    »Ma Doue!« Entsetzt starre ich das Schiefertäfelchen an. Meine schlimmsten Befürchtungen werden wahr.
    Padric sieht mich mit aufgerissenen Augen an. Corentin hat ihn wieder in der

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