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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Unterstützung bei der Aufklärung des Ritualmordes zu bitten. Aber das ist eine Falle. Er will dich zum Tatort holen, damit du im Angesicht der Leiche ein Geständnis ablegst. Ich habe vor zwei Jahren den Inquisitionsprozess in Santa Maria sopra Minerva gegen dich gesehen. Ich weiß, wie unerschrocken du den Inquisitoren getrotzt hast. Noch ein Wort von dir, noch einen Hinweis auf Verfahrensfehler, die den ganzen Prozess ad absurdum führen, und der Inquisitor, der fest entschlossen war, dich zum Tode zu verurteilen, hätte vor Wut in die Tischkante gebissen. Aber gegen Corentin kannst du nichts ausrichten – er weiß, was damals geschehen ist. Er wird sich nicht auf einen Prozess einlassen. Er hat dein Notizbuch, nicht wahr?«
    »Er hat es mir gestohlen, als ich vorhin im Scriptorium war.«
    »Na, siehst du! Vermutlich belastet es dich mit dem Mord.«
    »Er hat es dir gezeigt?«, frage ich ungläubig.
    »Nein, er hielt es in der Hand, als er die Fratres …«
    »Er rechnet damit, dass du mich warnst! Und dass du damit in dieselbe Falle tappst wie ich. Er opfert eine seiner Spielfiguren.«
    »Mich.«
    »Genau.«
    »Alessandra, dein Name steht auf dem Boden neben Conans Leiche. Du trägst das magische Zeichen um den Hals, das Sigillum Dei, das auch seine Leiche umgibt. Corentin weiß, dass du in Rom Satansmessen gehalten hast.«
    »Du hast es ihnen erzählt.«
    »Gott vergebe mir.«
    Ich atme langsam durch. In der Ferne kann ich Schritte hören. Schnell kommen sie näher.
    Yannic packt entschlossen meine Hand mit dem Büchlein. »Wir müssen verschwinden!«
    »Augenblick noch!« Ich schiebe das Schwert in die Scheide und haste zum Tisch, wo ich den Purpurmantel meines Cousins an mich nehme. Dann kehre ich zu Yannic zurück. »Wohin?«
    »In die Chapelle Sainte-Madeleine.« Er wendet sich um und rennt mit fliegender Kukulle in die Kapelle, wo ich eben unter dem Altar nach dem satanischen Kodex gesucht habe.
    Ich hinterher.
    Das aufgeregte Getuschel der Fratres wird immer lauter. Gleich werden sie den Gästesaal betreten!
    »Nun komm schon!« Yannic entriegelt die Tür der Kapelle, zieht sie einen Spalt breit auf und schiebt mich in den Sturm hinaus. Dann folgt er mir, zieht die Tür hinter sich wieder ins Schloss und deutet nach rechts. »Da lang.«
    Zwei Stufen hinauf, dann durch das offene Portal in die Krypta der dicken Pfeiler. Im Licht der Blitze huschen wir durch den dichten Weihrauchnebel auf die andere Seite der Säulenhalle.
    Ein Torbogen. Ein gewundener Gang. Eine flackernde Kerze auf einem Altar in einer halbrunden Wandnische: die Krypta Saint-Martin.
    Ich packe Yannic am Ärmel, ziehe ihn zum Altar und schlage Vittorinos Notizbuch auf.
    »Was hast du vor?« Gehetzt blickt er sich um.
    »Wonach sieht’s denn aus?« Hastig blättere ich durch die Seiten und überfliege Vittorinos verschlüsselte Aufzeichnungen. Die zerstörte Seite mit dem Fluch im Purpurkodex. Vittorinos Gedanken zu dem weggekratzten Kommentar des unbekannten Lesers: ›Wer die Wahrheit vernichtet, dient Satan! Verflucht seist du, Corentin!‹
    »Leg los!«, drängt Yannic.
    Rasch lese ich Vittorinos Notizen vor: »Corentin de Sévérac war der Bibliothekar der Abtei. Nur er und sein Adlatus kannten das Versteck des Kodex in der Truhe im Geheimarchiv. Corentin hat die Seite mit dem Hinweis auf die Teufelsbibel zerstört und mit einem Fluch belegt. Die weggekratzte Marginalie stammt von seinem Adlatus Geoffrey Le Roy, der ihm als Bibliothekar nachfolgte und der vor Kurzem ermordet wurde. Abelard de Montbard folgte ihm nach. Ist Corentin der Mörder, der die grauenhaften Skizzen angefertigt hat? Und ist er der Hüter des Schreins?«
    Yannic wirkt plötzlich erschrocken und bestürzt.
    In aller Kürze erkläre ich ihm, dass der Codex purpureus einen Hinweis auf das Liber Secretorum Diaboli enthält. Und dass ich das Buch gefunden habe, das Conan in der Krypta Notre-Dame-sous-Terre zurückgelassen hatte. Yannic kennt den Folianten. In der Nacht, als Vittorino ermordet wurde, hat er den Teufelskodex im Scriptorium entdeckt – Vittorino hatte ihn dort gelassen, als er das Testament des Satans suchte. Yannic hat darin geblättert, bis Abelard im Scriptorium auftauchte und ihn wieder unter der Bodenplatte des Archivs verbarg.
    »Conan hat das Testament gefunden«, murmelt Yannic.
    »Und darüber war er so verzweifelt, dass er Selbstmord beging.«
    »Ma Doue!« Yannic birgt das Gesicht in beiden Händen. Ich kann mir vorstellen, was in ihm

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