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Das Testament eines Excentrischen

Das Testament eines Excentrischen

Titel: Das Testament eines Excentrischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Max Real von seinem Ausfluge zurück sei, noch ob er sich im Saale des Auditoriums befinde.
    Schlag zwölf Uhr schüttelte hier vor einer unruhigen Zuschauermenge Meister Tornbrock unter Aufsicht Georges B. Higginbotham’s und umgeben von den Mitgliedern des Excentric Club den Würfelbecher mit fester Hand und ließ die beiden Würfel auf der Karte hinrollen…
    »Vier und vier! rief er laut.
    – Acht!« antwortete mit einer Stimme der ganze Zuschauerkreis.
    Die Zahl war die, mit der der Testator den Staat Kansas bezeichnet hatte.
Siebentes Capitel.
Der Erste reist ab.
    Am folgenden Tage zeigte der große Bahnhof von Chicago ein Bild ganz besonderer Belebtheit. Was die Ursache davon war?… Offenbar die Anwesenheit eines Reisenden in Touristentracht mit seinen Malgeräthschaften auf dem Rücken und begleitet von einem jungen Neger, der eine leichte Reisetasche und über die Schultern gehängt einen Rucksack trug. Der junge Mann schickte sich an, den Achtuhr-Vormittagszug zu benutzen.
    Der Bundesrepublik fehlt es nicht an Bahnlinien; diese durchziehen ihr Gebiet nach allen Richtungen. Der Buchwerth aller Eisenbahnen der Vereinigten Staaten übersteigt vierundvierzig Milliarden Mark, und ihr Betrieb erfordert ein Personal von siebenhunderttausend Beamten und Angestellten. In Chicago allein verkehren täglich dreihunderttausend Reisende und im Laufe eines Jahres kommen daselbst zehntausend Tonnen Zeitungen und Briefe zur Beförderung.
    Es liegt also auf der Hand, daß jeder der sieben Partner, wohin ihn die Laune der Würfel auch verschlug, stets schnelle Gelegenheit fand, sich dahin zu begeben. Neben den vielverzweigten Eisenbahnen gab es dazu ja auch noch größere und kleinere Strom-und Seedampfer und Fahrgelegenheiten auf Canälen und Flüssen. Gerade Chicago liegt sehr bequem, dahin zu gelangen oder von da wegzureisen.
    Max Real, der von seinem Ausfluge am vergangenen Abend heimgekehrt war, verbarg sich noch unter der das Auditorium füllenden Menschenmenge, als die Zahlen vier und vier von Meister Tornbrock verkündigt wurden. Niemand wußte, daß er anwesend war, keiner hatte von seiner Rückkehr Kenntniß. Bei der Aufrufung seines Namens entstand denn auch ein beängstigendes Stillschweigen, das aber bald von der schmetternden Stimme des Commodore Urrican unterbrochen wurde.
    »Nicht da! rief er von seinem Platze aus.
    – Hier!« erschallte es als Antwort.
    Vom Beifallsjubel der Menge begrüßt, hatte Max Real die Bühne erstiegen.
    »Sind Sie bereit, abzureisen? fragte der Vorsitzende des Excentric Club. der sich dem Künstler näherte.
    – Bereit abzureisen und… zu gewinnen!« antwortete der junge Maler lächelnd.
    Der Commodore Urrican hätte ihn am liebsten wie ein Papuacannibale mit Haut und Haar verschlungen.
    Der liebenswürdige Harris T. Kymbale trat freundlich an ihn heran.
    »Glückliche Reise, Kamerad! sagte er ganz aufrichtig.
    – Die wünsche ich auch Ihnen, wenn der Tag kommt, wo Sie Ihr Bündel zu schnüren haben werden!« erwiderte Max Real.
    Damit wechselten beide noch einen herzlichen Händedruck.
     

    Man wollte sich den jungen Maler bei seiner Abreise wenigstens angesehen haben.(S. 91.)
     
    Weder Hodge Urrican noch Tom Crabbe, der eine wüthend, der andere stumpfsinnig wie immer, hielt es für angezeigt, sich den Glückwünschen des Journalisten anzuschließen.
    Das Ehepaar Titbury vereinigte sich nur in dem einen Wuniche, daß sich alle ungünstigen Wechselfälle des Spiels auf das Haupt des ersten Abreisenden niedersenken möchten, daß er in den Schacht von Nevada gerathen, sich in das Gefängniß von Missouri verirren möchte, und sollte er auch gleich bis aus Ende seines Lebens darin sitzen bleiben müssen.
    An Lissy Wag vorüberkommend, verbeugte sich Max Real respectvoll.
    »Mein Fräulein, sagte er, Sie werden mir gestatten, Ihnen recht viel Glück zu wünschen…
    – Damit sprechen Sie aber gegen Ihr eigenes Interesse, mein Herr, erwiderte das junge Mädchen etwas verwundert.
    – Das thut nichts, mein Fräulein, seien Sie überzeugt, daß ich Ihnen den besten Erfolg wünsche!
    – Ich danke Ihnen. Herr Real! antwortete Lissy Wag.
    – Ein recht netter Mann, dieser Max Real, flüsterte da Jovita Foley ihrer Freundin zu, und noch hübscher von ihm, wenn er, seinem Wunsche entsprechend, Dich wirklich zuerst ans Ziel kommen läßt!«
    Nach Schluß dieser Vorgänge entleerte sich allmählich der Saal des Auditoriums, und das Ergebniß des ersten Wurfes verbreitete sich sofort

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