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Das Testament eines Excentrischen

Das Testament eines Excentrischen

Titel: Das Testament eines Excentrischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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anderen fünfzig Staaten doch erst einige Monate zurück – was dem excentrischen Verstorbenen noch erlaubt hatte, es auf seiner Karte mit anzuführen.
     

    Nun begann eine wilde Galoppade. (S. 152.)
     
    Im übrigen ist Neumexiko nach Aussehen und Volkssitte noch völlig spanisch geblieben; der angloamerikanische Charakter tritt hier nur sehr langsam in Erscheinung. Seine Lage inmitten silberführender Bodenschichten sichert Santa-Fé eine gedeihliche Zukunft. Nach der Aussage seiner Bewohner ruht die Stadt auf einer dicken Silberunterläge, und man hat aus dem Erdboden der Straßen ein Mineral gewonnen, das auf die Tonne zweihundert Dollars Ausbeute lieferte.
    Das mag ja richtig sein; für Touristen bietet die Stadt aber wenig Sehenswerthes, höchstens die Ruinen einer von den Spaniern vor dreihundert Jahren erbauten Kirche und den »Gouverneurs-Palast«, ein sehr bescheidenes Gebäude, dessen einziges Stockwerk mit einem Thore mit hölzernen Säulen geschmückt ist. Was die Häuser betrifft, die, die spanischen ebenso wie die indianischen, nur aus lufttrockenen Lehmsteinen errichtet sind, so bilden die meisten weiter nichts als aufgeschichtete Würfel mit unregelmäßig vertheilten Lichtöffnungen, wie man dasselbe an den Pueblos der Eingeborenen sieht.
    Harris T. Kymbale wurde hier ebenso empfangen, wie überall auf seiner Fahrt. Er hatte jedoch keine Zeit, in die siebentausend, ihm entgegengestreckten Hände einzuschlagen. Die Uhr zeigte bereits auf fünfzig Minuten nach elf, und er mußte auf dem Telegraphenamte sein, ehe der letzte Schlag der Mittagsstunde ertönte.
    Hier erwarteten ihn zwei Depeschen, die am heutigen Morgen und fast zu gleicher Zeit in Chicago aufgegeben waren. Die eine, die vom Notar Tornbrock herrührte, meldete, wie die Würfel zum zweitenmale für ihn gefallen waren. Zehn – zweimal fünf Augen – war die betreffende Zahl, durch die der vierte Partner nach dem zweiundzwanzigsten Felde – Südcarolina – gewiesen wurde.
    Dem unerschrockenen, unermüdlichen »Traveller«, der von unglaublichen Reisestrecken träumte, war nach Wunsch geschehen – hatte er hiermit doch volle fünfzehnhundert Meilen (2400 Kilometer) nach der atlantischen Seite der Vereinigten Staaten zurückzulegen. Er erlaubte sich dazu nur die Bemerkung:
    »Nach Florida hätt’ ich noch ein paar hundert Meilen weiter gehabt!«
    In Santa-Fé wollten die AngloAmerikaner die Anwesenheit ihres Landsmannes durch Versammlungen, Schmausereien, und andere festliche Veranstaltungen feiern. Zum eigenen großen Leidwesen lehnte der Berichterstatter der »Tribune« das aber entschieden ab. Durch schlimme Erfahrung gewitzigt, hatte er sich streng vorgenommen, den Rathschlägen des ehrenwerthen Bürgermeisters von Buffalo Rechnung zu tragen, sich unter keinem Vorwande aufzuhalten und den kürzesten Reiseweg zu benutzen. Ausflüge wollte er erst nach seinem Eintreffen am Bestimmungsorte unternehmen.
    Die zweite Depesche, eine Mittheilung des vorsorglichen Bickhorn, enthielt einen neuen Reiseplan, der nicht minder gut zusammengestellt war, wie der erste. Seine Collegen ersuchten ihn noch besonders, sich diesem Plane anzubequemen und so schnell wie möglich abzureisen. Daraufhin entschloß er sich denn auch, die Hauptstadt Neumexikos schon am heutigen Tage wieder zu verlassen.
    Die Kutscher in der Stadt hatten inzwischen erfahren, was der übermäßig freigebige Reisende für Isidorio gethan hatte. Für Kymbale war die Folge davon nur die Qual der Wahl, denn alle boten ihm ihre Dienste an, wohl in der Hoffnung, ebensogut wie ihr Kamerad eine große Summe einzuheimsen.
    Man wird sich ja wundern, daß Isidorio nicht selbst die Ehre, fast das Anrecht beanspruchte, den Reporter nach der nächstgelegenen Eisenbahnstation zurückzubefördern, vielleicht gar mit der stillen Erwartung, den ihm schon zugesicherten hunderttausend Dollars noch ein zweites Hunderttausend hinzugefügt zu sehen. Wahrscheinlich fühlte sich der praktische Hispano-Amerikaner aber nicht weniger befriedigt als ermüdet. Dagegen unterließ er es nicht, dem Journalisten ein Lebewohl zu sagen, als dieser nach der Verhandlung mit einem anderen Rosselenker sich am Nachmittage gegen drei Uhr zur Abfahrt anschickte.
    »Nun, mein wackerer Freund, sagte Harris T. Kymbale, Du befindest Dich wohl?
    – Völlig wohl, Herr Kymbale.
    – Damit, daß ich Dir einen Theil meines späteren Vermögens zugesichert habe, sind wir doch noch nicht mit einander fertig…
    – O, Sie haben ja

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