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Das Testament eines Excentrischen

Das Testament eines Excentrischen

Titel: Das Testament eines Excentrischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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vergebens, seine Fährte zu verfolgen, und man wußte nicht, was aus ihm geworden war.
    Ein nicht weniger tiefes Geheimniß umgab Hermann Titbury. Daß er mit seiner Gattin am 5. abgereist war, unterlag keinem Zweifel, denn in seinem Hause in der Robey Street schaltete nur noch die Dienstmagd, jener weibliche Cerberus, von dem schon die Rede gewesen ist.
    Dagegen wußte man nicht, daß sie unter falschem Namen reisten, und deshalb blieben auch alle Bemühungen von Journalisten, sie unterwegs einmal zu erwischen, ganz vergebens. Wahrscheinlich hörte man von dem Ehepaar also nicht eher etwas, als bis Titbury in Calais nach der ihn betreffenden Depesche fragte…
    Ueber Tom Crabbe hatte man weit vollständigere Nachrichten. Nach der ganz öffentlich erfolgten Abfahrt von Chicago waren Milner und sein Gefährte in den bedeutenderen, an ihrem Wege gelegenen Städten gesehen und interviewt worden, zuletzt in New Orleans, wo sie sich nach Galveston in Texas eingeschifft hatten. Die »Freie Presse« ließ es sich damals angelegen sein, darauf hinzuweisen, daß der Dampfer »Sherman« amerikanischer Nationalität, ein Stück des Mutterlandes sei, ein nicht unwichtiger Umstand, da es verboten war, auf einem fremden Schiffe zu fahren, selbst wenn sich dieses in den Gewässern der Union hielt.
    Von Harris T. Kymbale fehlte es natürlich erst recht nicht an Nachrichten. Sie kamen so häufig wie der Regen im April, denn ihm kam es nie auf ein Telegramm, einen Artikel oder einen Brief an, den die »Tribune« abdruckte. So wußte jedermann, wie und wann er nach Jackson, später nach Detroit gekommen war, und alle Leser harrten mit Ungeduld auf eingehende Schilderungen des Empfangs, der ihm in Buffalo und an den Niagarafällen zutheil geworden sein mußte.
    Jetzt war der 7. Mai. Uebermorgen sollte Meister Tornbrock im Beisein Georges B. Higginbotham’s im Saale des Auditoriums den Ausfall des fünften Würfelfalles verkündigen. Noch sechsunddreißig Stunden, und Lissy Wag sollte wissen, was ihr beschieden war. Man kann sich leicht vorstellen, mit welcher Ungeduld Jovita Foley diese beiden Tage verbracht hätte, wenn sie nicht die Beute einer noch weit ernsteren Beunruhigung gewesen wäre.
    In der Nacht vom 7. zum 8. wurde nämlich Lissy Wag plötzlich von heftigen Beschwerden in der Luftröhre befallen, und als sich bei ihr starkes Fieber einstellte, mußte sie sich sogar entschließen, die im Nebenzimmer schlafende Freundin zu wecken.
    Jovita Foley erhob sich sofort, ließ ihr die erste Pflege zutheil werden, reichte ihr erfrischendes Getränk und deckte sie hübsch warm zu.
    »Es wird nichts zu bedeuten haben, liebe Freundin, wiederholte sie, freilich in wenig zuversichtlichem Tone, es geht gewiß bald vorüber…
    – Ich will es hoffen, antwortete Lissy Wag, denn das hieße wahrlich, zur unrechten Zeit krank werden.«
    Das meinte auch Jovita Foley; sie dachte aber gar nicht daran, sich wieder niederzulegen, sondern wachte bei dem jungen Mädchen, deren Schlummer oft recht peinliche Unterbrechungen erlitt.
    Am nächsten Tage, schon beim Morgengrauen, wußte das ganze Haus, daß die fünfte Partnerin sehr leidend sei. Es war sogar nöthig gewesen, nach einem Arzte zu schicken, und auf diesen wartete man um neun Uhr noch immer.
    Kaum war das Haus von der Sachlage unterrichtet, da kannte sie bald auch das Häuserviereck, dann der Stadttheil und schnell auch die ganze Stadt, denn die Nachricht verbreitete sich mit der Schnelligkeit des elektrischen Stromes, die traurigen Nachrichten ja ganz besonders eigen ist.
    Zu verwundern war das übrigens nicht. Miß Wag war die Berühmtheit des Tages, die Persönlichkeit, der sich nach der Abfahrt Harris T. Kymbale’s alle Augen zuwandten. Auf sie, die einzige Heldin neben den anderen sechs Helden des Match Hypperbone, vereinigte sich die allgemeine Aufmerksamkeit in den weitesten Kreisen.
    Und jetzt war Lissy Wag krank… vielleicht ernstlich erkrankt, gerade am Tage vorher, an dem sich ihr Schicksal für die nächste Zeit entscheiden sollte.
    Kurz nach neun Uhr erschien endlich der ersehnte Arzt, Dr. M. P. Pughe. Er erkundigte sich zuerst bei Jovita Foley nach dem allgemeinen Gesundheitszustande des jungen Mädchens.
    »O, der ist ganz ausgezeichnet,« erhielt er zur Antwort.

    Der Arzt nahm nun neben Lissy Wag’s Bette Platz, betrachtete sie aufmerksam, ließ sich ihre Zunge zeigen, fühlte nach dem Pulse und beklopfte und behorchte sie als Sachverständiger. Am Herzen, an der Leber und

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