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Das Testament eines Excentrischen

Das Testament eines Excentrischen

Titel: Das Testament eines Excentrischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ersparen. Sie mag allein liegen… am besten wär’ es, sie schliefe…
    – Sie sind aber nicht besorgter um sie, als früher, Herr Doctor? fragte Jovita Foley, die sich bei den Worten des Arztes aufs neue zu ängstigen anfing.
    – Nein, nein; ich wiederhole Ihnen, es handelt sich nur um eine Bronchitis mit deren gewöhnlichem Verlaufe. Die Lungen sind frei geblieben, das Herz ist normal. Schützen Sie die Kranke nur vor abkühlendem Luftzuge. Doch auch etwas Nahrung muß sie zu sich nehmen, nöthigen Sie ihr ein Glas Milch oder wenigstens eine Tasse gute Bouillon auf.
    – Doch wenn keine ernsten Complicationen eintreten, Herr Doctor…
    – Auf solche muß man stets gefaßt bleiben.
    – Ja, ja… ich weiß es… kann man beim Ausbleiben solcher wohl darauf rechnen, daß die Kranke binnen vierzehn Tagen geheilt sein wird?«
    Der Arzt begnügte sich, die Schulter zu zucken – immerhin eine wenig beruhigende Antwort.
    So schwer es ihr wurde, entschloß sich Jovita Foley, nicht mehr im Zimmer Lissy Wag’s zu verweilen; sie hielt sich also hauptsächlich doch bei angelehnter Zwischenthür, in dem ihrigen auf. Hier lag auf dem Tische die Karte der Vereinigten Staaten ausgebreitet, daneben das unablässig durchblätterte Guide-book, aus dem sie sich über Wisconsin bis zu dessen kleinsten Ortschaften unterrichtete und den Staat bezüglich seines Klimas, seiner Zuträglichkeit für die Gesundheit und seiner Sitten und Gebräuche so eingehend studierte, als wollte sie sich dort für immer häuslich niederlassen.
    Die Zeitungen der Union hatten selbstverständlich den Ausfall des fünften Würfelns aller Welt kundgethan. Mehrere erwähnten auch den Zwischenfall mit Urrican, die einen unter Bekräftigung der Ansprüche des grimmigen Commodore, die anderen unter Verwerfung seines unberechtigten Verlangens. Die Mehrzahl erwies sich ihm aber feindselig gestimmt. Nein, hieß es da, er hatte kein Recht, den fünften Wurf für sich gelten lassen zu wollen, und man belobte Meister Tornbrock, die gegebenen Vorschriften in aller Strenge eingehalten zu haben.
    Was Hodge Urrican auch davon sagen mochte, Lissy Wag war weder todt noch nahe daran, ihren letzten Seufzer auszuhauchen. Unter der großen Menge vollzog sich sogar ein merkbarer Umschwung zu ihren Gunsten. Sie wurde dadurch den Leuten noch interessanter, obwohl man es für fraglich hielt, ob sie die Beschwerden der ihr bevorstehenden Reisen bis zum Ende werde aushalten können. Bezüglich ihrer Krankheit behauptete man nun, es handle sich kaum um eine Bronchitis, nicht einmal um eine Laryngitis (Kehlkopfkatarrh), und binnen vierundzwanzig Stunden werde von der ganzen Sache nicht mehr die Rede sein.
    Da jeder Zeitungsleser aber stets nach recht gründlichen Mittheilungen verlangt, wurde morgens und abends je ein Bulletin über den Zustand der fünften Partnerin ganz ebenso veröffentlicht, wie etwa über die Krankheit einer Prinzessin aus königlichem Geblüt.
    Eine besondere Veränderung war am 9. Mai im Zustande der Kranken übrigens nicht eingetreten, jedenfalls aber verschlimmerte er sich weder in der nächsten Nacht, noch am 10. Mai. Jovita Foley zog daraus sofort den Schluß, daß acht Tage hinreichen würden, ihre Freundin wieder völlig auf die Füße zu bringen. Doch wenn ihre Wiederherstellung auch noch zehn… elf… zwölf… dreizehn… selbst vierzehn Tage in Anspruch nahm – es handelte sich ja nur um eine Fahrt von zwei Stunden – wenn sie nur am 23. vormittags in Milwaukee eintrafen, damit waren die Bedingungen des Match Hypperbone erfüllt. Erschien es dann nöthig, ein wenig der Ruhe zu pflegen, so konnten sie sich das in jener Hauptstadt gewähren.
    Die Nacht vom 10. zum 11. verlief recht ruhig. Lissy Wag erlitt kaum zwei bis drei leichte Frostschauer; die Fieberperiode schien zu Ende zu gehen. Der Husten kam zwar noch recht stark, die Brust wurde dabei aber allmählich freier, das Rasseln war nicht mehr so laut, die Athmung dagegen erleichtert. An eine Complication war also kaum noch zu denken.
    Lissy Wag befand sich infolgedessen bedeutend besser, als Jovita Foley nach einstündiger Abwesenheit bei ihr eintrat. Wohin war sie inzwischen wohl gegangen? Sie hatte sich darüber nicht geäußert, nicht einmal gegen die Nachbarin, die der Miß Wag auf eine bezügliche Frage also auch keine Auskunft geben konnte.
    Als Jovita Foley ins Zimmer getreten war, beeilte sie sich – sie legte vorher nicht einmal den Hut ab – einen herzlichen Kuß auf die Stirn

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