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Das Testament

Das Testament

Titel: Das Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Kinder waren aus dem Haus, und während Mrs. Stafford gern reiste, arbeitete ihr Mann lieber.
    Nate holte sich einige warme Kleidungsstücke aus dem Kofferraum seines Wagens, dann nahm er im Gästetrakt des Hauses eine heiße Dusche. Der Wasserdruck war in Brasilien niedriger und das Wasser der Dusche in seinem Hotel nie wirklich warm und nie wirklich kalt gewesen. Die Seifenstückchen waren kleiner gewesen. Er verglich alles um sich herum mit dem, was er in Brasilien gesehen hatte.
    Belustigt dachte er an die Dusche auf der Santa Loura, die lauwarmes Wasser von sich gegeben hatte, wenn man an einer Kette über der Toilette zog. Er war belastbarer, als er angenommen hatte, das hatte er bei diesem Abenteuer gemerkt.
    Nach dem Rasieren putzte er sich die Zähne, alles ganz wie immer. In mancher Hinsicht war es schön, wieder zu Hause zu sein.
    Zum Kaffee trafen sie sich in Joshs Arbeitszimmer im Keller, das größer war als sein Büro in der Kanzlei und ebenso unaufgeräumt. Es war Zeit für einen ausführlichen Bericht. Nate begann mit dem mißlungenen Versuch, Rachel vom Flugzeug aus zu suchen, berichtete über die Bruchlandung, die tote Kuh, die drei kleinen Jungen, das öde Weihnachten im Pantanal. In allen Einzelheiten erzählte er von seinem Ritt durch das Sumpfgebiet und die Begegnung mit dem neugierigen Kaiman. Dann die Errettung durch den Hubschrauber. Sein exzessives Trinken am Weihnachtsabend erwähnte er nicht; das würde zu nichts führen, und er schämte sich entsetzlich. Er beschrieb Jevy, Welly, die Santa Loura und die Fahrt nach Norden. Er erinnerte sich daran, welche Angst er empfunden hatte, als er und Jevy sich mit dem kleinen Beiboot verirrt hatten. Zugleich aber war er viel zu beschäftigt gewesen, als dass er sich dieser Angst hätte überlassen können.
    Jetzt, in der Sicherheit der Zivilisation, kam ihr Umherirren ihm furchteinflößend vor.
    Das Abenteuer, das da vor ihm ausgebreitet wurde, erschreckte Josh. Er wollte Nate um Entschuldigung bitten, weil er ihn an einen so gefährlichen Ort geschickt hatte, aber offensichtlich hatte er die Exkursion spannend gefunden.
    Die Kaimane wurden im Verlauf der Erzählung immer größer. Zu der einsamen Anakonda, die sich am Flussufer gesonnt hatte, gesellte sich eine weitere, die in der Nähe des Bootes umhergeschwommen war.
    Nate beschrieb die Indianer, ihre Nacktheit, die fade Kost, das eintönige Leben, den Häuptling und dessen anfängliche Weigerung, sie ziehen zu lassen.
    Und Rachel. Als Nate an dieser Stelle in seinem Bericht angekommen war, nahm Josh seinen Notizblock zur Hand und schrieb sich verschiedenes auf. Nate beschrieb Rachel in allen Einzelheiten, angefangen von ihrer sanften Stimme und ihrer langsamen Sprechweise bis hin zu ihren Sandalen und Wanderstiefeln. Ihre Hütte, ihre Medikamententasche, den hinkenden Lako und die Art, wie die Indianer sie ansahen, wenn sie vorüberkam. Er erzählte die Geschichte des kleinen Mädchens, das an einem Schlangenbiss gestorben war, und berichtete Josh alle Einzelheiten, die er von Rachel erfahren hatte.
    Mit der Genauigkeit des altgedienten Prozessanwalts kam Nate auf jedes Rachel betreffende Detail zu sprechen, das ihm im Verlauf seines Besuchs aufgefallen war. Er zitierte wörtlich, was sie über Geld und die zu unterschreibenden Papiere gesagt hatte. Er erinnerte sich an das, was sie über Troys eigenhändiges Testament gesagt hatte, nämlich dass es ihr behelfsmäßig vorkomme.
    Er schloss den Bericht mit dem wenigen, was er über seine und Jevys Rückkehr aus dem Pantanal wusste. Dabei spielte er die Bedrohlichkeit des Denguefiebers herunter. Er hatte es überlebt, und das allein schon überraschte ihn.
    Ein Dienstmädchen brachte Suppe und heißen Tee. »Die Sache sieht also so aus«, sagte Josh, nachdem er einige Löffel Suppe gegessen hatte. »Wenn sie Troys Erbschaft ausschlägt, bleibt das Geld in seinem Nachlass. Falls sich allerdings erweisen sollte, dass das Testament aus irgendeinem Grund ungültig ist, wird der Nachlass so behandelt, als wäre Troy ohne Testament gestorben.«
    »Wie kann es ungültig sein? Man hat ihn doch, wenige Minuten bevor er gesprungen ist, psychiatrisch begutachten lassen?«
    »Inzwischen gibt es noch mehr Psychiater, die gut bezahlt werden und eine andere Meinung vertreten. Die Sache wird unangenehm. All seine früheren Testamente sind in den Reißwolf gewandert. Sollte sich eines Tages heraußtellen, dass er ohne gültiges Testament gestorben ist, werden

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