Das Testament
der Grund dafür, dass Rachel es tat.
Kopien von Rachel Lanes Stellungnahme wurden an alle Anwälte der Phelan-Kinder geschickt, die von dieser Nachricht geradezu elektrisiert waren. Sie lebte also und war bereit, sich dem Kampf zu stellen! Allerdings rief der Name ihres Anwalts ein gewisses Stirnrunzeln hervor; O’Rileys Ruf eilte ihm voraus: ein tüchtiger Prozessanwalt, mitunter brillant, der dem Druck nicht gewachsen war.
Das ließ die Phelan-Anwälte, wie schon Richter Wycliff, vermuten, dass in Wahrheit Josh Stafford die Fäden in der Hand hielt. Bestimmt hatte er O’Riley aus dem Entzug geholt, ihn herausgeputzt, ihm die Papiere in die Hand gedrückt und den Weg zum Gericht gezeigt.
Die Phelan-Anwälte saßen am Freitag morgen in der Kanzlei Langhorne zusammen, einem modernen Bau unter vielen im Finanzdistrikt an der Pennsylvania Avenue.
Zwar war die Kanzlei mit ihren vierzig Anwälten nicht groß genug, um wirkliche Topmandanten anzuziehen, doch ihr Ehrgeiz ging eindeutig in diese Richtung. Die Einrichtung der Räume war von jener prätentiösen Erlesenheit, die verriet, dass die dort tätigen Anwälte fest entschlossen waren, ans ganz große Geld zu kommen.
Die Phelan-Anwälte hatten beschlossen, sich jede Woche am Freitag um acht zu treffen, um höchstens zwei Stunden lang über Strategiefragen und den Fortgang des Verfahrens zu reden. Der Einfall ging auf Ms. Langhorne zurück. Ihr war klargeworden, dass sie als Vermittlerin würde auftreten müssen, denn die Männer hatten alle Hände voll damit zu tun, sich zu spreizen und gegenseitig zu bekämpfen. Doch wo so viel Geld auf dem Spiel stand, durfte man nicht zulassen, dass sich Leute, die in einem Boot saßen, gegenseitig in den Rücken fielen.
Sie hatte den Eindruck, dass die Zeiten des Mandantenraubs vorüber waren. Ihre Mandanten, Geena und Cody, waren entschlossen, bei ihr zu bleiben, und Yancy schien Ramble fest in der Hand zu haben. Wally Bright wohnte praktisch mit Libbigail und Spike zusammen. Die anderen drei - Troy Junior, Rex und Mary ROSS
- hatte Hark am Haken, und er schien mit seiner Beute zufrieden zu sein.
Allmählich legte sich der Staub. Nachdem klar war, worum es ging, wurden die Beziehungen freundlicher. Den Anwälten war klar, dass ihre Sache zum Scheitern verurteilt war, wenn sie nicht zusammenarbeiteten.
Punkt eins der Tagesordnung war Snead. Sie hatten mehrere Stunden lang die Videoaufnahmen seiner ersten Vorstellung betrachtet und sich ausführlich notiert, wie man dafür sorgen könne, dass er besser wurde. Es wurde schamlos gelogen. Yancy, der in jungen Jahren eine Karriere als Drehbuchautor angestrebt hatte, war sogar so weit gegangen, für Snead eine fünfzigseitige Textvorlage zu verfassen. Sie enthielt eine solche Anzahl haarsträubender Behauptungen, dass Troy jedem als hirnloser Trottel erscheinen musste.
Punkt zwei war Nicolette, die Sekretärin. Man wollte sie sich einige Tage später gleichfalls auf Video vornehmen, und es gab bestimmte Dinge, die sie sagen musste. Bright regte an, man könne beide Aussagen lassen, der Alte habe beim Geschlechtsverkehr mit ihr, ein paar Stunden bevor er sich den drei Psychiatern stellte, einen Schlaganfall erlitten. Ein solcher Schlaganfall würde die geistigen Fähigkeiten erkennbar herabsetzen. Der Einfall wurde ganz allgemein mit Beifall aufgegriffen und führte zu einer längeren Diskußion über die Autopsie, über deren Ergebnisse sie bislang noch keine schriftlichen Unterlagen zu Gesicht bekommen hatten. Wie nicht anders zu erwarten, musste Troys Aufprall auf die Ziegelfläche zu entsetzlichen Schädelverletzungen geführt haben. Ließ sich unter solchen Umständen bei einer Autopsie ein Schlaganfall überhaupt diagnostizieren?
Punkt drei war die Frage ihrer eigenen Sachverständigen. Der von Grit vorgeschlagene Psychiater war den gleichen Weg gegangen wie der Anwalt selbst, so dass jetzt nur noch vier da waren, einer pro Kanzlei. Das war bei einer Verhandlung keine übermäßig große Zahl, eher konnte man zu viert mit einem gewissen Nachdruck argumentieren, vor allem, wenn die Psychiater auf unterschiedlichen Wegen zum selben Ergebnis kamen. Sie einigten sich, auch ihre Psychiater gründlich in die Mangel zu nehmen, ihre Aussagen zu proben und festzustellen, ob die Männer unter Druck womöglich zusammenbrachen.
Punkt vier war die Frage weiterer Zeugen. Sie brauchten unbedingt noch mehr Menschen, die in den letzten Lebenstagen bei Troy gewesen waren. Da konnte
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