Das Testament
die Achseln zuckte, als wolle er sagen: »Beantworten Sie die Frage. Er hat es schriftlich.«
»Ja.«
»Haben Sie an dem Tag noch weitere Autos gekauft?«
»Ja.«
»Wie viele?«
»Insgesamt zwei.«
»Zwei Porsches?«
»Ja.«
»Zum Gesamtbetrag von rund hundertachtzigtausend Dollar?«
»So etwa.«
»Wie haben Sie die Autos bezahlt?«
»Überhaupt nicht.«
»Heißt das, dass Irving Motors Ihnen die Autos geschenkt hat?«
»Nicht genau. Ich habe sie auf Kredit gekauft.«
»Waren Sie denn kreditwürdig?«
»Auf jeden Fall bei Irving Motors.«
»Und will die Firma ihr Geld?«
»Das denke ich schon.«
Nate nahm weitere Blätter zur Hand. »Sie hat sogar auf Herausgabe des Fahrzeugs geklagt, falls Sie nicht bezahlen, nicht wahr?«
»Ja.«
»Haben Sie den Porsche heute auf dem Weg hierher gefahren?«
»Ja. Er steht auf dem Parkplatz.«
»Wir wollen das mal festhalten. Am zehnten Dezember, einen Tag nach dem Tod Ihres Vaters, haben Sie die Firma Irving Motors aufgesucht und zwei teure Autos auf Kredit gekauft, und jetzt, zwei Monate später, haben Sie noch nichts bezahlt und werden auf Zahlung oder Herausgabe verklagt. Stimmt das so?«
Der Zeuge nickte.
»Das ist aber nicht der einzige Prozess, in den Sie verwickelt sind, nicht wahr?«
»Nein«, sagte Troy Junior frustriert. Er tat Nate fast leid.
Eine Firma verlangte ihr Geld für gelieferte und nicht bezahlte Möbel, bei American Express stand er mit über fünfzehntausend Dollar in der Kreide. Eine Woche nach der Eröffnung von Troy Phelans Testament hatte eine Bank Troy Junior verklagt, der sie dazu überredet hatte, ihm fünfundzwanzigtausend Dollar auf keine andere Sicherheit als seinen Namen hin zu leihen. Nate besaß Kopien der entsprechenden Dokumente, und so gingen sie die Einzelheiten aller Verfahren gründlich durch.
Um fünf Uhr wurde erneut eine Vertagung beantragt. Wieder wurde dem Richter eine Mitteilung geschickt. Diesmal erschien er selbst und fragte, wieweit die Sache gediehen sei. »Wann werden Sie Ihrer Ansicht nach mit diesem Zeugen fertig sein?« fragte er Nate.
»Ein Ende ist nicht in Sicht«, sagte Nate, den Blick auf Junior gerichtet, der wie benommen schien und sich vermutlich nach einem ordentlichen Schluck Alkohol sehnte.
»Dann machen Sie bis sechs weiter«, sagte Wycliff.
»Können wir morgen um acht anfangen?« fragte Nate, als ginge es um einen Strandausflug.
»Halb neun«, entschied der Richter und ging.
Während der letzten Stunde bombardierte Nate seinen Zeugen mit beliebigen Fragen zu vielen Themen. Junior hatte nicht die geringste Vorstellung, was Nate damit beabsichtigte, der sich als Meister seines Fachs erwies. Wenn sich der Befragte gerade ein wenig sicher fühlte, schlug Nate einen anderen Kurs ein und konfrontierte ihn mit einem neuen Thema.
So wollte er wissen, wie viel Geld Junior vom 9. bis zum 27. Dezember, dem Tag der Testamentseröffnung, ausgegeben hatte. Welche Weihnachtsgeschenke er seiner Frau gekauft und wie er dafür bezahlt hatte. Was hatte er für seine Kinder gekauft? Zurück zu den fünf Millionen: Hatte er einen Teil des Geldes in Vermögenswerten oder Aktien angelegt? Wie viel Geld hatte Biff im letzten Jahr verdient? Warum hatte ihr erster Mann die Kinder zugesprochen bekommen? Wie viele verschiedene Anwälte hatte Junior seit dem Tode seines Vaters mit der Vertretung seiner Interessen beauftragt? So ging es weiter und weiter.
Um Punkt sechs Uhr erhob sich Hark und erklärte, dass die Befragung vertagt werde. Zehn Minuten später saß Troy Junior in einer drei Kilometer entfernten Hotelhalle an der Bar.
Nate verbrachte die Nacht im Gästezimmer der Staffords. Joshs Frau war zwar irgendwo im Hause, doch bekam er sie nicht zu sehen. Josh selbst hatte geschäftlich in New York zu tun.
Der zweite Tag der Befragung begann pünktlich. Die Besetzung war dieselbe, allerdings hatten sich die Anwälte deutlich legerer gekleidet. Junior trug einen roten Baumwollpullover.
Nate erkannte das Gesicht eines Betrunkenen - die Haut um die geröteten Augen war aufgedunsen, Wangen und Nase waren rot angelaufen, der Schweiß stand ihm auf der Stirn. So hatte sein eigenes Gesicht jahrelang ausgesehen. Der Kater gehörte ebenso zum Morgen danach wie die Dusche und die Zahnseide. Tabletten einnehmen, starken Kaffee trinken und viel Wasser. Wer dumm sein wollte, musste auch hart gegen sich selbst sein.
»Ihnen ist klar, dass Sie nach wie vor vereidigt sind, Mr. Phelan?« begann er.
»Ja.«
»Stehen
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