Das Testament
brauchte Nate ihre Unterschrift unter einer Verzichtserklärung.
Sie hatte das Recht, die Erbschaft auszuschlagen, musste das aber dem Gericht in rechtsverbindlicher Weise mitteilen.
Eine solche Verzichtserklärung würde aus Troys Testament ein wertloses Blatt Papier machen. Es wäre zwar gültig, ließe sich aber nicht vollstrecken, und man musste so tun, als hätte er kein Testament hinterlassen. In diesem Fall würde der Nachlass entsprechend der Zahl seiner ehelichen Nachkommen in sechs gleiche Teile geteilt.
Wie würde Rachel reagieren? Er wünschte sich, dass sie sich freute, ihn zu sehen, aber was das betraf, war er seiner Sache alles andere als sicher. Er erinnerte sich, wie sie dem Boot nachgewinkt hatte, als er mit Jevy abgefahren war, unmittelbar bevor ihn das Fieber erfasst hatte. Sie hatte inmitten der Indianer gestanden und ihm auf immer Lebewohl gewinkt. Sie wollte nicht mit weltlichen Dingen behelligt werden.
EINUNDFÜNFZIG
Valdir wartete schon, als die Gulfstream auf das kleine Empfangsgebäude des Flugplatzes von Corumba zurollte, Es war ein Uhr nachts, alles lag verlassen da.
Nate sah zu der Handvoll Kleinflugzeuge am anderen Ende der Rollbahn hin und überlegte, ob es Milton je gelungen war, seine Maschine aus dem Pantanal zu bergen.
Er und Valdir begrüßten sich wie alte Freunde. Nates gesundes Außehen überraschte den Brasilianer angenehm. Bei ihrer letzten Begegnung war er vom Denguefieber geschüttelt gewesen und hatte wie ein Gerippe ausgesehen.
Sie fuhren in Valdirs Fiat in die Stadt. Die Fenster waren heruntergekurbelt, so dass die warme, feuchte Luft Nate ins Gesicht blies. Die Piloten würden ihnen in einer Taxe folgen. Die staubigen Straßen lagen verlassen da. Niemand war unterwegs. Sie blieben vor dem Hotel Palace stehen. Valdir gab Nate einen Schlüssel. »Zimmer zweihundertzwölf«, sagte er. »Um sechs Uhr bin ich wieder da.«
Nate schlief vier Stunden und wartete schon auf dem Bürgersteig, als sich die Morgensonne zwischen den Gebäuden erhob. Der klare Himmel gehörte zu den ersten Dingen, die ihm auffielen. Die Regenzeit war seit einem Monat vorüber.
Inzwischen wurde es allmählich kühler, doch sank das Thermometer tagsüber selten unter fünfundzwanzig Grad.
In seiner schweren Aktentasche hatte er die Papiere, eine Fotokamera, ein neues Satellitentelefon, ein neues Mobiltelefon, einen Funkrufempfänger, eine Literflasche mit dem stärksten Insektenschutzmittel, das zu haben war, ein kleines Geschenk für Rachel und zweimal Wäsche zum Wechseln. Zu einer langen Khakihose trug er ein Hemd mit langen Ärmeln. Zwar mochte es ihm unbehaglich werden, wenn er ein wenig schwitzte, aber kein Insekt würde seine Rüstung durchdringen.
Um Punkt sechs Uhr kam Valdir, und sie fuhren zum Flughafen. Langsam erwachte die Stadt zum Leben.
Valdir hatte den Hubschrauber mit zwei Piloten zum Preis von tausend Dollar die Stunde von einer Firma in Campo Grande gemietet. Er bot vier Personen Platz, und seine Reichweite betrug fünfhundert Kilometer.
Valdir und die Piloten hatten Jevys Karten des Xeco und seiner Nebenflüsse genau studiert. Nachdem die Überschwemmungen zurückgegangen waren, war die Orientierung im Pantanal weit einfacher, sowohl auf dem Wasser als auch in der Luft. Flüsse hatten sich wieder in ihre Betten zurückgezogen, Seen lagen da, wo sie hingehörten, Fazendas standen nicht mehr unter Wasser und ließen sich mit Hilfe von Karten aus der Luft finden.
Während Nate seine schwere Tasche in den Hubschrauber wuchtete, versuchte er, nicht an seinen vorigen Flug über das Pantanal zu denken. Die Vorzeichen standen günstig. Auf keinen Fall würde er zweimal nacheinander eine Bruchlandung erleben.
Valdir blieb lieber, wo er war, in der Nähe seines Telefons. Er flog nicht gern, schon gar nicht in einem Hubschrauber und erst recht nicht über dem Pantanal.
Beim Start war der Himmel wolkenlos. Nate legte Bauchgurt und Schultergurte an und setzte einen Helm auf. Von Corumba aus folgten sie dem Paraguay. Fischer winkten ihnen zu. Kleine Jungen, die bis zu den Knien im Wasser standen, hoben den Blick zu ihnen empor. Sie flogen über eine mit Bananen beladene chalana, die wie sie selbst nach Norden unterwegs war. Dann über eine klapprige chalana, die nach Süden fuhr.
Allmählich gewöhnte sich Nate an das Dröhnen des Rotors und die Schwingungen.
Über seine Kopfhörer bekam er mit, wie sich die Piloten auf portugiesisch miteinander unterhielten. Er musste an
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