Das Testament
gerade irgendwo am Strand auf, hatte bestimmt das Oberteil ihres Bikinis abgelegt und wahrscheinlich auch das Höschen. Es kümmerte sie nicht im geringsten, was ihr vierzehnjähriger Sohn treiben mochte.
Yancy, der zweimal geschieden war und nicht wieder geheiratet hatte, hatte aus seiner zweiten Ehe zwei elfjährige Söhne. Die Zwillinge waren für ihr Alter erstaunlich aufgeweckt, und da Ramble für sein Alter eher zurückgeblieben war, amüsierten sich alle drei königlich mit Video-Spielen im Schlafzimmer, während Yancy im Fernsehen ein Football-Spiel ansah.
Die üblichen fünf Millionen Dollar, die sein Mandant an seinem einundzwanzigsten Geburtstag bekommen sollte, würden angesichts seiner mangelnden Reife und fehlender häuslicher Unterweisung wohl nicht mal so lange halten wie bei den anderen Phelan-Nachkommen. Aber Yancy ging es nicht um magere fünf Millionen; zum Teufel, soviel würde er schon für seine Bemühungen um Rambles Anteil am Nachlass bekommen.
Yancy hatte andere Sorgen. Tira hatte den Anwalt gewechselt und eine in der Nähe des Capitols ansässige aggressive Kanzlei beauftragt, die gute Verbindungen hatte. Da sie lediglich eine ehemalige Ehefrau und keine Blutsverwandte war, würde ihr Anteil am Erbe weit geringer sein als der Rambles, was natürlich auch den neuen Anwälten klar war. Sie setzten Tira unter Druck, damit sie Yancy ausbootete und ihnen Ramble zuführte. Zum Glück lag der Mutter nicht viel an ihrem Sohn, und so kostete es Yancy keine große Mühe, einen Keil zwischen die beiden zu treiben. Das Lachen der drei Jungen war ihm Musik in den Ohren.
SECHZEHN
Am Spätnachmittag blieb Nate vor dem Schaufenster eines kleinen Feinkostladens stehen, der sich einige Querstraßen vom Hotel entfernt befand. Bei seinem ziellosen Umherspazieren hatte er gesehen, dass der Laden geöffnet war, und er ging hinein, weil er dort Bier zu bekommen hoffte. Nur eine Dose, vielleicht zwei. Er befand sich allein auf der anderen Seite der Erdkugel, ohne mit jemandem Weihnachten feiern zu können. Eine Welle der Einsamkeit und Niedergeschlagenheit durchflutete ihn, und in einem Anfall von Selbstmitleid gab er nach.
Er sah die Reihen von Flaschen mit harten Getränken, alle voll und ungeöffnet.
Whisky, Gin und Wodka der verschiedensten Sorten standen aufgereiht wie hübsche kleine Soldaten in bunten Uniformen in den Regalen. Sein Mund wurde von einem Augenblick auf den anderen trocken, war wie ausgedörrt. Sein Unterkiefer fiel herab, und die Augen schlössen sich. Er hielt sich an der Theke fest, weil ihm schwindelig wurde. Sein Gesicht verzog sich qualvoll beim Gedanken an Sergio in Walnut Hill, an Josh, seine Ex-Frauen und die anderen Menschen, die unter seinen häufigen Rückfällen gelitten hatten. Wild tobten die Gedanken durch seinen Kopf, und er war einem Ohnmachtsanfall nahe, als der Mann hinter der Theke etwas sagte. Nate sah ihn zornig an, biß sich auf die Lippe und wies auf den Wodka.
Zwei Flaschen, acht Reais.
Jeder Rückfall war anders gewesen. Manche hatten sich ganz langsam entwickelt: ein Glas hier, ein Schlückchen da, ein Riß im Deich, auf den weitere folgten.
Einmal war er sogar selbst mit dem Auto in eine Entgiftungsklinik gefahren. Ein anderes Mal war er, mit einen intravenösen Schlauch im Handgelenk, auf ein Krankenhausbett geschnallt gewesen, als er zu sich kam. Beim letzten Mal hatte ihn ein Zimmermädchen in einem billigen Motel zu dreißig Dollar die Nacht im Koma gefunden.
Er packte die Papiertüte und eilte zielstrebig seinem Hotel entgegen. Er ging um eine Gruppe schwitzender kleiner Jungen herum, die auf dem Bürgersteig Fußball spielten. Glückliche Kinder, dachte er. Unbekümmert, ohne Sorgen. Morgen ist nur ein weiteres Spiel.
Eine Stunde vor Einbruch der Dunkelheit erwachte Corumba allmählich zum Leben.
Die Straßencafes und Kneipen öffneten, und vereinzelt fuhren Autos auf der Straße. Von der Hotelhalle aus hörte man die Musikkapelle, die am Schwimmbecken spielte, und einen Augenblick lang war Nate versucht, sich an einen Tisch zu setzen und noch ein wenig zuzuhören.
Aber das tat er nicht. Er suchte sein Zimmer auf, verschloss die Tür und füllte einen großen Kunststoffbecher mit Eis. Er stellte die beiden Flaschen Wodka nebeneinander, öffnete eine, goss den Inhalt langsam über das Eis und gelobte sich, erst aufzuhören, wenn beide leer waren.
Jevy wartete schon vor der Tür des Ersatzteilhändlers, als dieser um acht Uhr eintraf. Die Sonne
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