Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Testament

Das Testament

Titel: Das Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
Reeder ein Vermögen gemacht, doch war von dem Geld nach Jahrhunderten der Misswirtschaft und der Inzucht so gut wie nichts mehr da.
    Zwar standen den Strongs dank ihrem Namen und Stammbaum nach wie vor die richtigen Schulen und Klubs offen, und Hochzeiten der Familie wurden immer noch ausführlich angekündigt, doch der Trog ging allmählich zur Neige. Zu viele Generation hatten sich daraus bedient.
    Die Familie war hochnäsig, stolz auf ihren Namen, ihre Sprechweise und ihre Abstammung und tat nach außen hin so, als mache es ihr nichts aus, dass ihr Vermögen rapide geschrumpft war. Ihre Mitglieder arbeiteten in New York und Boston und verbrauchten, was sie verdienten, weil sie daran gewöhnt waren, dass der Reichtum im Hintergrund als Auffangnetz zur Verfügung stand.
    Der letzte mit Weitblick gesegnete Strong, der dies Ende vorausgesehen zu haben schien, hatte dafür gesorgt, dass Gelder treuhänderisch für die Ausbildung junger Strongs festgelegt wurden. Die Stiftungsurkunden hatten Scharen von Anwälten abgefasst, dicke Dokumente, die gleich uneinnehmbaren Festungen den verzweifelten Sturmangriffen künftiger Strong-Generationen standhalten sollten.

    Als diese Angriffe dann kamen, zeigte sich, dass die Stiftungen nicht wankten und wichen, und so durfte sich jeder junge Strong nach wie vor darauf verlassen, eine erstklassige Ausbildung zu bekommen.
    Codys Familie hatte es nicht besonders gut aufgenommen, dass er Geena Phelan geheiratet hatte, vor allem, weil es schon ihre zweite Ehe war. Da aber Troy Phelans Vermögen zum Zeitpunkt der Hochzeit auf sechs Milliarden Dollar geschätzt wurde, hatte man ihrer Aufnahme in die Familie keine Steine in den Weg gelegt. Dennoch würde man immer auf sie herabsehen, nicht nur weil sie geschieden war und keine Elite-Universität besucht hatte, sondern auch weil Cody ein wenig sonderbar war.
    Doch an diesem Weihnachtstag waren alle da, um sie zu begrüßen. Noch nie hatte sie so viele dieser Menschen, die sie verabscheute, lächeln sehen, noch nie hatten so viele von ihnen sie steif umarmt, ihr verlegene Küsschen auf die Wangen gedrückt und ihr auf die Schultern geklopft. Diese Scheinheiligkeit ihrer Verwandtschaft machte Geene wütend.
    Nach einigen Gläsern wurde Cody gesprächig. Die anderen Männer versammelten sich im Wohnzimmer um ihn, und es dauerte nicht lange, bis einer fragte: »Wie viel?«
    Er verzog das Gesicht, als sei es ihm schon jetzt eine Bürde. »Wahrscheinlich eine halbe Milliarde.« Diesen Satz hatte er lange vor dem Badezimmerspiegel einstudiert.
    Einige der Männer schnappten nach Luft. Andere verzogen angewidert das Gesicht, weil sie Cody kannten. Da sie zur Familie Strong gehörten, war ihnen klar, dass sie keinen Cent davon sehen würden. Alle schienen insgeheim vor Neid zu platzen.
    Das Gerücht breitete sich aus, und schon bald flüsterten sich die Frauen an verschiedenen Stellen des Hauses die Kunde von der halben Milliarde zu. Codys Mutter, eine verschrumpelte, prüde Frau, in deren Gesicht die Falten aufbrachen, wenn sie lächelte, zeigte sich entsetzt. Ein solches Vermögen war obszön. »Das ist neues Geld «, sagte sie zu einer ihrer Töchter. Zusammengescharrt hatte dieses neue Geld ein skandalumwitterter alter Bock mit drei Frauen und einem Haufen mißratener Kinder, von denen kein einziges auf eine der besseren Schulen und Universitäten gegangen war.
    Neu oder nicht, die jüngeren Frauen beneideten Geena um das Geld. Sie konnten sich schon die privaten Düsenflugzeuge, die Strandhäuser und die hinreißenden Familientreffen auf abgelegenen Inseln vorstellen. Wahrscheinlich würde es Treuhandstiftungen für die Erziehung von Nichten und Neffen geben, und vielleicht sogar Bargeschenke.
    Der Gedanke an das Geld ließ die Strongs in einer Weise auftauen, wie das einem Außenseiter gegenüber noch nie geschehen war, fast bis zum Schmelzpunkt. Er lehrte sie Offenheit und Liebe und sorgte für ein angenehmes, gemütliches Weihnachten.
    Als sich die Familie am Spätnachmittag zum traditionellen Festmahl versammelte, begann es zu schneien. Weihnachten wie im Bilderbuch, sagten die Strongs. Geena hasste sie mehr als je zuvor.
    Ramble verbrachte den Feiertag in Gesellschaft seines Anwalts Yancy, was ihn sechshundert Dollar die Stunde kostete. Dieser Posten würde allerdings auf der Rechnung so gut versteckt werden, wie es nur Anwälte fertig bringen.
    Wie Janie war auch Tira mit einem jungen Gigolo ins Ausland gereist. Vermutlich hielt sie sich

Weitere Kostenlose Bücher