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Das Testament

Das Testament

Titel: Das Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Persenning über ihm bestand aus ausgebleichtem grünem Segelleinen, das über einen Metallrahmen gespannt und mit vier Pfosten auf dem Deck verzurrt war. Zwei dieser Pfosten trugen seine Hängematte, die unmittelbar nach dem Ablegen ein wenig geschaukelt hatte. Die Übelkeit machte sich wieder bemerkbar. Er versuchte, vollständig still zu liegen. Nichts sollte sich regen. Gemächlich glitt das Boot den glatten Fluss entlang. Da es windstill war, konnte Nate tief in seiner Hängematte liegen, zu dem grünen Dach über sich emporblicken und versuchen, die Dinge in seinem schmerzenden Kopf zu klären. Das allerdings fiel ihm schwer, denn alles wirbelte darin durcheinander. Sich zu konzentrieren war alles andere als einfach.
    Er hatte Josh aus seinem Zimmer angerufen, unmittelbar bevor er das Hotel verließ. Mit Eisbeuteln auf dem Nacken und einem Papierkorb zwischen den Füssen hatte er die Nummer gewählt und sich große Mühe gegeben, seiner Stimme einen normalen Klang zu geben. Jevy hatte Senhor Ruiz nichts erzählt, so dass dieser Josh nichts erzählen konnte. Niemand außer Nate und Jevy wusste etwas, und sie hatten sich darauf geeinigt, dass es so bleiben sollte. Auf dem Boot gab es keinen Alkohol, und Nate hatte versprochen, bis zu ihrer Rückkehr nüchtern zu bleiben. Wie sollte er auch im Pantanal etwas zu trinken finden?
    Sofern sich Josh Sorgen gemacht hatte, war das seiner Stimme nicht anzumerken gewesen. Die Kanzlei, hatte er gesagt, sei nach wie vor über Weihnachten geschlossen und so weiter, aber er habe entsetzlich viel zu tun. Das Übliche.
    Nate hatte erklärt, es gehe ihm großartig. Das Boot sei dem Zweck durchaus angemessen und jetzt auch ordentlich repariert. Er könne die Abreise gar nicht erwarten. Als er aufgelegt hatte, musste er sich erneut übergeben. Dann hatte er noch einmal geduscht. Anschließend hatte ihm Jevy zum Aufzug und durch die Hotelhalle geholfen.
    Der Fluss machte eine leichte Biegung, dann noch eine, und Corumba war nicht mehr zu sehen. Der um die Stadt herum ziemlich starke Bootsverkehr nahm deutlich ab, während sie sich von ihr entfernten. Von oben konnte Nate die Heckwelle des Bootes und das schlammig-braune Wasser sehen, das hinter ihnen Blasen warf. Der Paraguay war keine hundert Meter breit und wurde an den Krümmungen rasch schmaler. Sie kamen an einem klapprigen Boot vorüber, das mit grünen Bananen beladen war. Zwei kleine Jungen winkten ihnen zu.
    Zwar hörte das fortwährende Stampfen des Dieselmotors nicht auf, wie Nate gehofft hatte, aber es wurde ein leises Summen, eine beständige Abfolge von Schwingungen, die das ganze Boot durchzogen. Es gab keine andere Möglichkeit, als sich damit abzufinden. Er versuchte, in der Hängematte zu schaukeln. Eine leichte Brise hatte sich erhoben. Die Übelkeit war vorüber.
    Denk nicht an Weihnachten, denk nicht an zu Hause, die Kinder und kaputte Erinnerungen, und denk nicht an deine Sucht. Der Absturz ist vorbei, sagte er sich. Das Boot war seine Suchtklinik, Jevy sein Berater und Welly sein Pfleger.
    Er würde im Pantanal trocken werden und dann nie wieder auch nur einen Tropfen trinken.
    Wie oft konnte er sich noch belügen?
    Die Wirkung des Aspirins, das ihm Jevy gegeben hatte, ließ nach, und in seinem Kopf begann es erneut zu hämmern. Er fiel in eine Art Halbschlaf und wurde wach, als Welly mit einer Flasche Wasser und einer Schüssel Reis kam. Nates Hände zitterten so sehr, dass ihm der Reis vom Löffel auf das Hemd und in die Hängematte fiel. Er war warm und salzig, und Nate aß jedes Korn.
    »Mais?« fragte Welly.
    Nate schüttelte den Kopf. Dann trank er das Wasser in kleinen Schlucken.
    Anschließend ließ er sich in die Hängematte sinken und versuchte zu dösen.

    SIEBZEHN

    Nach einigen fehlgeschlagenen Anläufen zu schlafen übermannten Nate schließlich die Folgen der Zeitverschiebung zusammen mit seiner Müdigkeit und den Nachwirkungen des Wodkas. Auch der Reis trug seinen Teil dazu bei, dass er in tiefen Schlaf fiel. Welly sah in Stundenabständen nach ihm. »Er schnarcht«, berichtete er Jevy, der im Ruderhaus am Steuer stand.
    Nates traumloser Schlaf dauerte vier Stunden. Während dieser Zeit schob sich die Santa Loura gegen Strömung und Wind Stück für Stück in ungefährer Nordrichtung voran. Als Nate wieder erwachte, hatte er trotz des ständigen Dröhnens der Maschine nicht den Eindruck, dass sich das Boot bewegte. Er erhob sich ein wenig von der Hängematte und spähte über den Bootsrand, um

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