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Das Testament

Das Testament

Titel: Das Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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des Unternehmens. Seinen Kindern würde Troy es bestimmt nicht hinterlassen, darin war man sich einig.
    Das hatte er auch nicht getan, jedenfalls nicht den üblichen Verdächtigen.
    Der Vorstand wartete in demselben Konferenzzimmer in der dreizehnten Etage, in dem Troy sein Testament aus der Tasche gezogen und dann die Flucht ergriffen hatte. Gutgelaunt schilderte Solomon in lebhaften Farben, was sich im Gerichtssaal abgespielt hatte. Die Vorstellung, die Erben könnten Einfluss auf das Unternehmen gewinnen, hatte bei seinen Kollegen große Besorgnis ausgelöst.
    Troy Junior hatte bereits durchblicken lassen, dass er zusammen mit seinen Geschwistern die Aktienmehrheit besäße und die Absicht hätte, klar Schiff zu machen, damit das Unternehmen künftig satte Gewinne abwarf.
    Sie wollten wissen, was mit Janie war, Troys zweiter Frau. Sie hatte als Sekretärin für das Unternehmen gearbeitet, bis sie zur Geliebten und schließlich zur Ehefrau befördert wurde. Nachdem sie ganz oben war, hatte sie viele Angestellte derart drangsaliert, dass Troy ihr Hausverbot für das Verwaltungsgebäude erteilt hatte.
    »Sie hat beim Rausgehen aus dem Gerichtssaal geheult«, sagte Solomon. Seine Stimme klang beschwingt.
    »Und Rex?« fragte der Finanzdirektor, dem jener einmal im Aufzug mitgeteilt hatte, er sei mit sofortiger Wirkung entlassen.
    »Kein glücklicher Zeitgenosse. Gegen ihn läuft ja ein Ermittlungsverfahren. «
    Sie redeten über die meisten der Kinder und sämtliche Ehefrauen, und im Raum machte sich eine festliche Stimmung breit.
    »Ich habe zweiundzwanzig Anwälte gezählt«, sagte Solomon lächelnd. »Das war vielleicht ein trübsinniger Haufen.«
    Da es keine offizielle Vorstandssitzung war, spielte es keine Rolle, dass Josh fehlte. Der Leiter der Rechtsabteilung bezeichnete das Testament als wahren Segen. Statt um sechs Dummköpfe brauchten sie sich nur um eine einzige Erbin Gedanken zu machen, die allerdings niemand kannte.
    »Haben Sie eine Ahnung, wer das ist?«
    »Absolut nicht«, antwortete Solomon. »Vielleicht weiß Josh was über sie.«
    Am Spätnachmittag hatte sich Josh gezwungen gesehen, sein Büro in der Kanzlei zu verlassen und sich in einen kleinen Bibliotheksraum im Keller zurückzuziehen.
    Bei hundertzwanzig hörte seine Sekretärin auf, die Anrufe zu zählen. Seit Ende des Vormittags drängten sich die Reporter in der Eingangshalle. Josh hatte den Sekretärinnen strenge Anweisung hinterlassen, dass er eine Stunde von niemandem gestört werden wolle. Daher empfand er es als besonders ärgerlich, als es an der Tür klopfte.
    »Wer ist das?« rief er.
    »Es ist dringend, Sir«, gab eine Sekretärin zur Antwort.
    »Kommen Sie rein.«
    Sie steckte den Kopf gerade weit genug zur Tür herein, um ihn sehen zu können, und sagte: »Es ist Mr. O’Riley.« Josh hörte auf, sich die Schläfen zu reiben, und lächelte sogar. Suchend sah er sich um, bis ihm einfiel, dass es in diesem Raum kein Telefon gab. Sie kam zwei Schritte auf ihn zu, legte einen schnurlosen Hörer auf den Tisch und verschwand wieder.
    »Nate«, sagte er.
    »Bist du das, Josh?« kam die Antwort. Der Empfang war besser als bei den meisten Autotelefonen, und er konnte ohne weiteres verstehen, was Nate sagte. Nur seine Stimme klang etwas kratzig.
    »Ja. Kannst du mich hören?«
    »Einwandfrei.«
    »Wo bist du?«
    »Ich ruf über das Satellitentelefon von Bord meiner kleinen Yacht auf dem Paraguay an. Kannst du mich hören?«
    »Ja. Alles in Ordnung. Geht es dir gut, Nate?«
    »Bestens. Ich amüsiere mich königlich. Nur mit dem Boot haben wir ein bißchen Ärger.«
    »Inwiefern?« ;
    »Im Augenblick treiben wir stromab, weil sich die Schraube in einem Stück Tauwerk verfangen hat und der Motor ausgegangen ist. Meine Besatzung bemüht sich, die Sache in Ordnung zu bringen, und ich führe die Aufsicht.«
    »Es klingt, als ob du dich großartig fühltest.«
    »Ein Abenteuer, Josh, nicht wahr?«
    »Na klar. Irgendein Zeichen von der Frau?«
    »Keine Spur. Wir brauchen bestenfalls noch zwei Tage bis zu ihrem vermutlichen Aufenthaltsort, und jetzt treiben wir flussabwärts. Ich bin nicht sicher, ob wir je dort ankommen werden.«
    »Das musst du unbedingt, Nate. Heute morgen war die Testamentseröffnung vor Gericht. Bald wird die ganze Welt nach Rachel Lane suchen.«
    »Darüber würde ich mir keine Gedanken machen. Die findet keiner.«
    »Am liebsten wäre ich selbst da unten.«
    Eine heranziehende Wolke unterbrach das Signal. »Was hast du

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