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Das Teufelskind

Das Teufelskind

Titel: Das Teufelskind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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öffnete, um zu schreien, da war das Gespräch zu Ende.
    Johnnys Schrei gellte in diesem Augenblick auf, als Martha auflegte.
    »Daddyyyy!« durch die Halle zitterte der Ruf, aber er drang nicht nach draußen. Niemand konnte den Kleinen hören, nur Lydia und ihre Tante, ihnen war es egal.
    »Wirst du wohl dein Maul halten?« schrie Martha. »Sei nur ruhig Junge, sonst mache ich dich jetzt schon fertig.« Sie schaute zur Treppe hoch.
    »Lydia, komm her und hilf mir! Wir müssen dieses kleine Bürschchen erst einmal richtig zähmen.«
    »Klar, Tante!« Lydia lief hastig die Treppe hinab. Bisher hatte sich der Junge noch gut gehalten. Er war sogar instinktiv von nüchteren Überlegungen ausgegangen, doch nun sah die Sache anders aus. Gegen die zwei kam er nicht an, aus dem Haus konnte er nicht entwischen, die Fenster hier waren für ihn zu hoch, und er sah nur noch eine Chance.
    Johnny wollte in ein anderes Zimmer. Vielleicht konnte er dort aus dem Fenster klettern.
    Welche Türen zu welchen Zimmern führten, war ihm nicht bekannt. Bei seinen Besuchen hatte Lydia ihn immer nach oben in ihr Zimmer geschleift, und so rannte er auf die Tür zu, die ihm am nächsten lag. Weder Lydia noch ihre Tante konnten ihn stoppen. Der Kleine war zu schnell. Diesmal bekam er die Klinke richtig zu packen, riß die Tür auf und lief in das Dunkle hinein.
    Zu spät bemerkte er die nach unten führende Steintreppe, und zu spät wurde ihm bewußt, daß er nicht in ein anderes Zimmer geflüchtet war, sondern in den Keller gelangte.
    In einen düsteren, unheimlichen Keller, der ihn regelrecht verschlang denn nach der zweiten Stufe brachte ihn ein Fehltritt zu Fall. Johnny konnte sich auch nicht mehr fangen, er fiel nach vorn, streckte zum Glück die Arme aus, und einen Herzschlag später rollte er kopfüber die Stufen dieser steilen Treppe nach unten.
    Bei jedem Schlag den er mitbekam, schrie er auf. Die Treppe wollte einfach kein Ende nehmen, das alte Sprichwort, daß bei Kindern die Schutzengel besonders gut aufpassen, traf bei Johnny voll zu. Er ließ die Treppe hinter sich, ohne sich etwas gebrochen zu haben. Auf dem Bauch blieb er liegen und hielt dabei seine Arme weit ausgestreckt. Der Schock über den Fall und die jetzt eingetretene plötzliche Ruhe hatte ihn so sehr gelähmt, daß er keinen Laut hervorbrachte. Still blieb er liegen.
    Und auch oberhalb der Treppe rührte sich nichts, wo die Tür offenstand und sich die Umrisse zweier Gestalten abzeichneten. Die einer Frau und die eines Mädchens.
    Sie standen nebeneinander, blicken in die Tiefe, lachten plötzlich, schlugen die Tür zu und ließen Johnny allein.
    Während er in der Dunkelheit zurückblieb, trafen die beiden Vorbereitungen für ihre nächste Tat.
    Der Plan stand, und er würde in die Tat umgesetzt werden, koste es, was es wolle.
    Inzwischen wurde Johnny klar, was alles hinter ihm lag. Er bekam auch die Folgen zu spüren. Zwar hatte er sich nichts gebrochen, doch die Schmerzen waren vorhanden. Er konnte es nicht nachhalten, wo er sich überall gestoßen hatte, jedenfalls tat sein Körper an den meisten Stellen weh.
    Hinzu kam die psychologische Seite. Das Wissen, allein und von Vater und Mutter verlassen worden zu sein, konnte kaum ein Erwachsener verkraften, geschweige ein Kind von nicht einmal sechs Jahren. Und das empfand Johnny als so schlimm.
    Er hatte sich auf den kalten Steinfußboden gesetzt und ließ seinen Tränen freien Lauf. Nirgendwo war Licht, nur diese Finsternis des Kellers, die ihm vorkam wie ein Tuch, das man über seinen Kopf gelegt hatte.
    Minuten vergingen.
    Und irgendwann fing sich der kleine Mann wieder. Sein Tränenstrom versiegte, er bekam neuen Lebensmut und schaffte es sogar, sich auf die Beine zu stemmen.
    Zittrig und schwankend blieb er stehen. Johnny baute sich breitbeinig auf, er wollte nicht noch einmal fallen, deshalb setzte er behutsam einen Fuß vor den anderen und stieß im nächsten Augenblick gegen die Kante der untersten Treppenstufe.
    »Aua!« Der Laut entrang ihm automatisch. Zum Glück hatte das feste Schuhwerk einen Großteil abgehalten, so daß sich Johnny keinen blauen Fleck holte, aber diese Berührung machte ihm klar, daß sich vor ihm die Treppe befand.
    Eine Treppe, die nach oben führte, aber nicht in die Freiheit. Das merkte auch der Fünfjährige. Er wußte ferner, daß oben Feinde lauerten, denn die Frau und seine Freundin Lydia wollten ihn in einen Sarg stecken. Aber er wollte nicht in einen Sarg. Nein, nur das nicht.

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