Das Teufelskind
wirklich teuflischer Dämon. Allein sein Blick konnte mir durch und durch bis unter die Haut gehen, so daß ich mich schüttelte, als ich auf das Bild schaute. Am liebsten hätte ich meinen Dolch hineingestoßen, doch ich konnte mich beherrschen. In diesen Augenblicken mußte ich unbedingt einen klaren Kopf behalten.
Neben dem Bett stand eine Kommode. Auf ihr lag ein Buch. Ich nahm es hoch und entdeckte ein Lesezeichen. Zuvor jedoch schaute ich auf den Titel. »Hexenpartys«, las ich.
Das Buch sah völlig harmlos aus. Es zeigte einen schwarzen Einband, und der Titel war mit roter Schrift geschrieben worden. Mittlerweile war ich gerade bei Büchern vorsichtig geworden, ich hatte da so meine Erfahrungen gesammelt, und wollte auch hier die Probe aufs Exempel machen. Mein Kreuz holte ich hervor und legte es auf den Umschlag. Nichts passierte.
Trotzdem wollte ich mir das Buch genauer ansehen, denn die alte Frau hatte sicherlich nicht umsonst zwischen zwei bestimmte Seiten das Lesezeichen geklemmt.
Ich schlug das Buch auf.
Als ich las, konnte ich sofort voll einsteigen. Da wurde über Hexenfeiern gesprochen und auf Plätze hingewiesen, wo man sie ungestört abhalten konnte.
Es war sogar gegliedert. England, Schottland, Europa, Asien, da war alles vorhanden.
Mit den einzelnen Orten beschäftigten sich dann die Absätze auf den nächsten Seiten.
Ich blätterte um.
Da die Tür offenstand, konnte ich auch von unten her die Stimmen hören. Die Spurensicherung war gekommen, und nach den Geräuschen zu urteilen, verteilten sich die Männer bereits in den unteren Räumen des Hauses. Hier oben hatte ich noch Ruhe.
Abermals schwenkte ich ein paar Blätter herum und stieß auf ein Kapitel, daß sich mit den Hexenplätzen in England befaßte. Dort war sogar etwas mit einem Bleistift unterstrichen.
Lesen konnte ich es nicht. Es war erstens zu klein geschrieben, und zweitens fehlte mir das richtige Licht, deshalb knipste ich eine Lampe mit staubigem Pergamentschirm an.
Das Buch legte ich darunter und konnte schon besser sehen. Hexenplätze und magische Orte in England.
Nach weniger als fünf Sekunden Lesezeit zuckte ich zusammen, denn da hatte ich etwas gefunden, das mir regelrecht ins Auge sprang. Ein Name, den ich kannte, wo ich bereits einen schrecklichen Horror erlebt hatte.
Ashdown Forest!
***
Es durchzuckte mich wie ein Schlag. Natürlich der Ashdown Forest. Die Insel, das verfallene Schloß, und auf der Insel vor dem Schloß der Tanzplatz der Hexen.
Dort hatte Jane Collins als der lächelnde Henker gewütet, dort hatte die Jugendgruppe aus Deutschland eine Nacht in den schaurigen Gemäuern verbringen wollen und war dem Henker genau in die Quere gekommen. Sie hatten den Satan beschworen, Wikka, Jane, sie wollten vorbereiten, das alles fegte praktisch durch mein Gehirn. [4]
Sollte dort Johnny Conolly stecken?
Das Buch fiel mir fast aus den Fingern, so sehr zitterten plötzlich meine Hände. Wenn es den Tatsachen entsprach und wir Johnny dort finden würden, dann…
Ich wagte kaum, weiterzudenken. Ein regelrechter Schwindel überfiel mich, und ich mußte ein paarmal tief durchatmen, bevor ich das Buch auf das Bett schleuderte und losrannte.
In der Tür stieß ich mit einem Beamten zusammen. Er kam von links, ich wollte rechts herum. Ich spürte den Stoß, hörte einen Schrei, ein Poltern, und im nächsten Augenblick lag der Mann fluchend am Boden. Hastig entschuldigte ich mich, bevor ich weiterlief und die Treppe mit großen Sätzen nahm.
Unten in der Halle wirbelten schon die Fachleute der Spurensicherung. Ihr Chef stand inmitten der Diele und schaute die Treppe hoch.
»Da sind Sie ja«, rief er. »Endlich. Sagen Sie mal, nach welchen Dingen wir hier eigentlich suchen sollen.«
»Im Keller liegt eine Leiche«, erklärte ich.
»Ja, das habe ich schon gehört. Und sonst?«
Ich tippte dem Mann mit dem Pepitahut gegen die Brust. »Ansonsten vergessen Sie alles. Suchen Sie nicht weiter, denn die wichtigste Spur habe ich bereits gefunden.«
»Was?« Das sagte nicht der Kollege, sondern Bill Conolly, der meine Worte ebenfalls verstanden hatte. »Du hast…«
»Ja, Bill!«
»Wo?«
»Erzähle ich dir später. Komm mit! Und Sheila auch.«
Bill schnappte seine Frau. Bisher hatte sie apathisch auf dem Stuhl gehockt. Der Reporter mußte sie in die Höhe ziehen, und wir stürmten quasi aus dem Haus.
Draußen rief Bill: »Mensch, John, was hast du gefunden? Wo müssen wir hin?«
Ich blieb stehen und drehte mich
Weitere Kostenlose Bücher