Das Teufelslabyrinth
der Arbeitsplatte in der Küche abstützen. »Ich glaube, ich muss mich kurz hinsetzen«, sagte sie und spürte, wie ihr flau im Magen wurde.
Tom half ihr auf einen der Küchenstühle, während sie stumm die eingeschlagene Scheibe in der Küchentür anstarrte. Dann senkte sie den Blick auf die Glasscherben auf dem Boden und merkte, dass ihr immer wieder ein bestimmter Gedanke durch den Kopf ging: Gott sei Dank, dass Ryan nicht allein zu Hause war, als das passierte.
»Du siehst aus, als könntest du einen Drink vertragen«, sagte Tom.
Schließlich gelang es ihr, den Blick von der kaputten Scheibe und den Glasscherben loszueisen. Sie schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie; der Anfall von Übelkeit war
vorüber, und ihre anfängliche Angst begann sich in Zorn zu verwandeln. »Nicht jetzt … nicht bevor die Polizei hier war.«
»Ich denke, wir sollten nach oben gehen und nachsehen, was fehlt«, schlug Tom vor. »Die Polizei muss ja wissen, was genau gestohlen wurde. Wenigstens das, was du auf den ersten Blick sehen kannst.«
Was fehlt … gestohlen …
Die Worte hallten ihr in den Ohren. Jemand war in ihr Haus eingedrungen und hatte ihre Sachen genommen. Diese Vorstellung allein reichte aus, die letzten Reste der Panik zu vertreiben, gegen die sie eben noch angekämpft hatte. »Du hast völlig Recht«, sagte sie und stand auf. »Es gibt hier zwar nichts, was einen Einbruch lohnen würde, aber schauen wir uns trotzdem um.« Sie überprüfte kurz die Küche, die abgesehen von den Glasscherben ziemlich unberührt aussah, dann ging sie langsam durch das Esszimmer und das Wohnzimmer.
Nichts schien angerührt worden zu sein. Überhaupt nichts.
Tom nahm den Schürhaken, der an der Kaminwand lehnte, und stellte ihn zurück in den dafür vorgesehenen Ständer.
Teri faltete unterdessen die Wolldecke zusammen und legte sie über die Armlehne des Sofas. Jetzt sah das Haus wirklich präsentabel und ordentlich aus.
Tom folgte ihr, als sie langsam die Treppe hinaufstieg. Er hatte in jedem Raum das Licht angedreht und alle Schranktüren aufgemacht.
Oder es war der Einbrecher gewesen.
Auf dem oberen Treppenabsatz drehte sie sich zu Tom um und schaute ihn fragend an. »Waren sie in jedem Zimmer?«
»Nein, sieht nicht so aus«, erwiderte Tom. »Nur in deinem Schlafzimmer.«
Drei Dinge stachen Teri beim Betreten des Schlafzimmers sofort ins Auge: Der zerbrochene Bilderrahmen mit Ryans Foto auf dem Fußboden, die Unterwäsche, die aus der Wäschelade der Ankleidekommode hing, und der offene Deckel ihrer Schmuckschatulle. Als sie sich ganz automatisch bückte, um das Foto aufzuheben, legte Tom ihr sanft die Hand auf den Arm.
»Nichts anfassen. Die Polizei sollte alles so vorfinden, wie es nach dem Einbruch ausgesehen hat«, erklärte er ihr freundlich und voller Mitgefühl.
Wie konnten sie es wagen, in mein Haus einzubrechen? In meinen Sachen zu wühlen? Wie konnten sie es wagen …
Mit ohnmächtiger Wut starrte sie auf die Verwüstung, wissend, dass sie nie wieder imstande wäre, irgendeines der Kleidungsstücke zu tragen, die die Einbrecher angefasst hatten, auch wenn sie sie hundertmal waschen würde. Und warum ihre Schmuckschatulle? Sie hatte doch ausschließlich billigen Modeschmuck enthalten! Das einzige wertvolle Schmuckstück, das sie besaß, war ihr Verlobungsring, und der steckte an ihrem rechten Ringfinger; den trug sie immer und nahm ihn nie ab.
Der Rest war wertlos!
Und das Foto von Ryan … das Glas war gesprungen, der Rahmen gebrochen.
»Was besitzt du sonst noch, abgesehen von dem, was offen hier herumsteht?«, drängte Tom und lenkte ihre Aufmerksamkeit von Ryans Foto ab. »Bitte, schau dich um.«
Widerstrebend - geprägt von der Angst vor dem, was sie finden könnte - ging Teri langsam durch die übrigen
Zimmer der oberen Etage, durch Ryans Zimmer, das Arbeitszimmer und das Bad.
Hier oben schien sonst nichts zu fehlen.
Sie ging zurück in ihr Schlafzimmer und blieb vor der Ankleidekommode stehen, auf der die Schmuckschatulle stand.
»Offenbar hatten die es nur auf Schmuck oder Geld abgesehen«, meinte sie. »Aber da drin war nur Modeschmuck. Absolut wertlos.« Ungewollt verzogen sich ihre Lippen zu einem reumütigen Lächeln. »Und ich bin gewiss nicht so wohlhabend, dass ich Bargeld in der Wäscheschublade bunkern könnte.«
»Du solltest auf jeden Fall der Polizei eine Liste der gestohlenen Gegenstände geben«, schlug Tom vor. »Dabei ist es ganz unerheblich, wie viel etwas wert ist - es hat
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