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Das Teufelslabyrinth

Das Teufelslabyrinth

Titel: Das Teufelslabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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übermannt hätte, als er mit Melody hier unten gewesen war, und versuchte sich an die Route zu erinnern, die sie beide damals genommen hatten, um zum Hintereingang der Krankenstation zu gelangen.
    Der Treppenabgang im Speisesaal war einfach zu finden gewesen, und er wusste noch genau, dass er sich unten rechts halten musste. Danach jedoch war er nicht mehr so sicher gewesen, und jetzt, da die Gänge in alle Himmelsrichtungen abzuzweigen schienen und er keine Ahnung mehr hatte, wo er sich befand, fiel es ihm mit jedem Schritt schwerer, das mulmige Gefühl zu ignorieren, das sich in ihm breitmachte, und die eisige Kälte des Steinbodens, die durch seine dünnen Sohlen in seine Beine drang.

    Vielleicht sollte er sein Vorhaben einfach aufgeben und den Rückweg antreten.
    Aber wie?
    Er wusste ja schon längst nicht mehr, wie oft er abgebogen war und in welche Richtung er sich im Moment bewegte. Und wenn er einen Fehler machte …
    Das Licht der Taschenlampe wurde schwächer, und bei der Vorstellung, allein hier unten im Dunkeln herumzutappen, entschlüpfte Ryan ein Stöhnen, das von den feuchten Steinwänden widerhallte und ihm noch zusätzlich einen eisigen Schauer über den Rücken jagte. Er war kurz davor, einfach umzudrehen und in die andere Richtung zu laufen, als er es sah. Ganz am äußersten Rand des Lichtkegels seiner Taschenlampe entdeckte er den Rahmen einer Tür.
    Einer Tür, die ihm bekannt vorkam.
    Maßlos erleichtert ging er Sekunden später durch diese Tür und stieg die Treppe hinauf.
    Im Erdgeschoss blieb er kurz stehen, lauschte auf etwaige Geräusche und stieg, da alles ruhig war, hinauf in den ersten Stock.
    Und da war er, der Hintereingang zur Krankenstation, den Melody ihm gezeigt hatte. Ganz vorsichtig umfasste er den kalten Bronzetürknauf und drehte ihn.
    Der Knauf ließ sich drehen, aber die Tür ging nicht auf.
    Abgeschlossen.
    Ryan leuchtete auf das Schlüsselloch unter dem Türknauf; es war eines dieser alten Schlösser für die großen Bartschlüssel. Dann kniete er sich hin, knipste die Taschenlampe aus und spähte durchs Schlüsselloch. Er sah kaum einen Lichtschimmer.
    Doch durch den Spalt unter der Tür drang Licht.

    Demnach musste der Schlüssel stecken!
    Ryan überlegte fieberhaft, dann erinnerte er sich an eine Szene aus einem Film, den er vor Jahren gesehen hatte.
    Er zog den Kugelschreiber aus seiner Hemdtasche, knöpfte das Hemd auf und zog es aus. Das Hemd breitete er auf dem Boden aus und schob es vorsichtig durch den fingerbreiten Spalt unter der Tür hindurch. Der Stoff bauschte sich, doch er versuchte trotzdem, einen möglichst großen Teil unterhalb des Türschlosses auf der anderen Seite abzudecken.
    Als Nächstes schraubte er den Kugelschreiber auf und nahm die Mine heraus. Mit der stocherte er dann behutsam im Schlüsselloch herum. Und stieß wie erwartet auf ein Hindernis - den Schlüssel.
    Er stieß etwas fester zu.
    Nichts.
    Er versuchte, sich den Schlüssel vorzustellen. Wenn dieser nicht absolut senkrecht im Schloss steckte, ließ er sich nicht hinausstoßen.
    Geduldig und sehr vorsichtig tastete er sich mit der Spitze der Mine vor, manövrierte sie unter den Schlüsselbart, hob diesen ein wenig an und ruckelte daran, bis sich der Schlüssel bewegte und ein wenig drehte.
    Er wiederholte die Prozedur, doch diesmal bewegte sich der Schlüssel nicht mehr. Er hatte es geschafft! Hatte den Bart in eine senkrechte Position gebracht. Er zog die Mine zurück und nahm stattdessen die Hülle des Kugelschreibers und versuchte damit, das Ende des Schlüsseldorns zu finden.
    Dann drückte er behutsam dagegen.
    Nichts.
    Ein bisschen fester.
    Der Schlüssel bewegte sich.

    Ein letzter sanfter Stoß, dann hörte er den Schlüssel auf den Boden fallen. Nachdem er den Kugelschreiber herausgezogen hatte, sah er Licht durch das Schlüsselloch scheinen.
    Gespannt zog er sein Hemd unter dem Türspalt hervor, und da lag er, der Schlüssel.
    Ryan schlüpfte wieder in sein Hemd, knöpfte es zu, schraubte seinen Kugelschreiber zusammen, schob ihn in die Brusttasche und steckte erst dann den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn herum.
    Die Zuhaltungen des Schlosses bewegten sich, und das leise Klack beim Einrasten klang in der Stille wie der Hieb mit einem Vorschlaghammer.
    Ryan wartete einen Moment ab, lauschte.
    Nichts.
    Jetzt ließ sich die Tür öffnen. Dahinter lag ein Abstellraum, wie Ryan in dem Licht erkennen konnte, das durch den Milchglaseinsatz der gegenüberliegenden Tür

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