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Das Teufelslabyrinth

Das Teufelslabyrinth

Titel: Das Teufelslabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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schließlich fand er nicht nur seine Stimme wieder, sondern auch seine Courage. »Ich kenne einen Ort, wo wir ihn hinbringen können«, sagte er. »Und anschließend komme ich hierher zurück und entferne alle Blutspuren. Das soll Teil meiner Sühne sein.« Mit Tränen in den Augen sah er zu, wie Pater Sebastian den Leichnam aufhob und ihn sich über die Schulter legte.

    Eine ganze Weile stand Ryan am Fuße der Treppe, ehe er sich wieder in die finsteren Gänge unter dem Schulgebäude wagte. Es widerstrebte ihm zutiefst, Melody in der Krankenstation zurückzulassen, aber was blieb ihm anderes übrig?
    Sollte er ihre Eltern anrufen? Er hatte ja keine Ahnung, wo diese wohnten.
    Die Polizei? Und ihnen was erzählen? Dass Melody gar nicht krank war? Warum sollten sie ihm glauben? Nein, damit erreichte er nur, dass er selbst Probleme bekam, weil er heimlich in die Krankenstation eingedrungen war.
    Eingebrochen.
    Es wäre klug, wenn er wieder auf sein Zimmer ginge. Und vielleicht mit Darren darüber spräche.
    Nach einem inbrünstigen Stoßgebet, dass die Batterien der Taschenlampe noch so lange halten mögen, bis er die Treppe zum Speisesaal erreicht hatte, machte er sich auf den Weg durch den Keller.

    Er hatte noch keine sechs Schritte zurückgelegt, als er etwas hörte.
    Da kam jemand.
    Ohne nachzudenken machte er auf dem Absatz kehrt und rannte an dem Durchgang vorbei, aus dem er gerade gekommen war, und drückte sich in die gleiche Nische, in der er sich mit Melody vor ein paar Tagen versteckt hatte.
    Die Schritte kamen näher. Er vernahm eine Stimme - war das Pater Sebastian? - und meinte, noch jemanden gehört zu haben, der laut schnaufte.
    Nur Sekunden später huschte der Lichtkegel einer Taschenlampe vor ihm über den Steinboden.
    Ryan ging in die Hocke, drückte sich so flach wie möglich an die Wand und hielt den Atem an.
    Eine Gestalt schlurfte eilig an der Nische vorbei, gefolgt von einer zweiten.
    Die hatte etwas über der Schulter hängen, an dem sie schwer schleppte.
    Und das wie ein menschlicher Körper aussah.
    Was ging hier vor sich?
    Erst als die beiden Gestalten schon ein gutes Stück weit weg waren, wagte sich Ryan aus seinem Versteck. Seine innere Stimme mahnte ihn, schleunigst von hier zu verschwinden, und auch jede Faser seines Körpers drängte ihn, zur Treppe zum Speisesaal zu laufen.
    Doch stattdessen machte er kehrt und folgte den beiden Gestalten.
    Alle paar Meter blieben sie stehen, um zu verschnaufen. Sein Herz klopfte wie wild.
    Ryan hielt einen möglichst großen Abstand zu ihnen ein, doch als sie immer weiter und tiefer in dieses unterirdische Labyrinth vordrangen, durch schmale Gänge liefen
und zwei uralte Steintreppen hinabstiegen, musste Ryan dichter aufschließen, um sie nicht aus den Augen zu verlieren.
    Und die Orientierung.
    Irgendwann blieben die beiden Männer stehen.
    Ryan konnte beobachten, wie Pater Sebastian mit einem Schlüssel hantierte und schließlich eine Tür aufstieß, die quietschend protestierte, als sie in den verrosteten Angeln aufschwang.
    Im flackernden Schein einer Taschenlampe konnte Ryan jetzt deutlich sehen, dass Bruder Francis eine Leiche über der Schulter trug.
    Die Leiche eines Jungen, etwa so alt wie Ryan, nackt und von oben bis unten mit Blut beschmiert.
    Ryans Herz schlug so heftig, dass er den Puls in den Ohren hämmern hörte.
    In dem Raum hinter der Tür ging ein Licht an, und die beiden Männer traten hinein.
    Ryan schlich näher heran, um einen Blick in den Raum zu werfen.
    Der Mann, der schwer atmend an der Wand lehnte, war Pater Laughlin. Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn.
    In der Mitte des Raumes stand etwas, das wie ein Sarkophag aussah. Der obere Rand war mit gemeißelten Girlandenornamenten verziert, und am Kopfende erhob sich, ebenfalls aus Stein gemeißelt, ein Kruzifix. Die Deckelplatte lehnte an der Wand.
    Pater Sebastian legte den Leichnam in den Sarg.
    Dann fassten beide Priester mit an, um die Steinplatte hochzuwuchten und den Sarkophag damit zu verschließen.
    »Geschafft«, verkündete Pater Sebastian. »Gehen wir.«

    »Jeffrey«, flüsterte Pater Laughlin mit bebender Stimme und legte eine Hand auf den Steinsarg. »Es tut mir so leid.«
    Jeffrey! Wie ein Donnerschlag hallte der Name durch Ryans Bewusstsein, als er zurück in die Dunkelheit schlüpfte und nach irgendeinem Versteck suchte, wo er sich verbergen konnte, bis die beiden Priester gegangen waren. War das Jeffrey Holmes? Ryan drückte sich ganz flach in eine

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