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Das Teufelslabyrinth

Das Teufelslabyrinth

Titel: Das Teufelslabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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verließ.«
    »Und jetzt ist es kurz vor neun«, teilte ihm Pater Sebastian mit. »Also liegst du mit deiner Zeiteinschätzung weit daneben.«
    Ryan spürte, wie ihm seitlich am Gesicht ein Schweißtropfen herabrann, und er hoffte, dass der Priester das nicht bemerkt hatte.
    »Weißt du nicht, dass es gegen die Hausregel ist, diese Gänge als Abkürzung zu benutzen?«, fragte ihn Pater Sebastian.
    Ryan schüttelte den Kopf. »Nein, das hat mir niemand gesagt. Aber alle benutzen doch die unterirdischen Gänge.«
    »Und nur allzu oft verirrt sich einer«, gab Pater Sebastian zurück. »Und genau deshalb ist es auch verboten.«
    »Oh, dann tut es mir leid«, versicherte Ryan und versuchte dabei, möglichst schuldbewusst zu klingen. »Das
habe ich wirklich nicht gewusst - ich verspreche Ihnen, dass ich bestimmt nie wieder hier unten herumgeistern werde.«
    Er glaubte zu spüren, dass die beiden Priester nicht nur seine Worte abwogen, sondern auch seinen Tonfall abschätzten und den Ausdruck in seinen Augen.
    »Also schön.« Pater Sebastian senkte endlich den Strahl seiner Taschenlampe auf den Boden. »Dann komm mit.«
    Den Beschämten mimend - und mit gesenktem Kopf - folgte Ryan den beiden Priestern, die treppauf und treppab durch das Gewirr von Gängen eilten. Der Lichtkegel der Taschenlampe erhellte nur den Boden vor ihren Füßen, doch Pater Laughlin schien ganz genau zu wissen, wo sie waren und wohin sie sich wenden mussten.
    Im Geiste begann Ryan durchzuspielen, was er tun wollte, sobald er wieder aus diesen Kellergewölben aufgetaucht war.
    Als Erstes würde er einen Ausgang zur Straße suchen und zusehen, dass er diesen Ort hier schnellstmöglich hinter sich ließ.
    Dann würde er seine Mutter anrufen.
    Dann anschließend die Polizei.
    Und zusammen mit seiner Mutter und der Polizei würde er zurückkommen und ihnen zeigen, wo die beiden Priester Jeffrey Holmes’ Leiche versteckt hatten.
    Und natürlich würde er Melody aus der Krankenstation holen und in ein richtiges Krankenhaus bringen.
    Nur, wie sollte er der Polizei zeigen, wo Jeffrey Holmes lag? Gut, er hatte wirklich versucht, sich all die Abzweigungen einzuprägen, die sie genommen hatten, und die Treppen gezählt, die sie hinauf und hinunter gegangen waren, aber einiges davon hatte er bereits schon vergessen und …

    »Da gibt es etwas, das ich dir zeigen möchte«, sagte Pater Sebastian und riss Ryan aus seinen Tagträumen. Er schob den Schlüssel in das Schloss einer uralten Holztür, die zurückgesetzt in der Wand in einem der Gänge eingelassen war. »Komm und sieh es dir an.« Er versetzte der Tür einen Stoß, so dass sie weit aufschwang und dabei laut in den verrosteten Angeln quietschte.
    Allein dieses Quietschen jagte Ryan schon einen eisigen Schauer über den Rücken. »Ich … ich sollte eigentlich schleunigst auf mein Zimmer gehen«, stammelte er.
    »Nur ein kurzer Blick«, drängte Pater Sebastian. »Nachdem du hier bei uns bist, wird Bruder Francis sicher ein Einsehen haben, wenn du dich ein bisschen verspätest. Außerdem ist das, was du sehen wirst, ein Teil der Geschichte dieser Schule. Tatsächlich ist es einer der bedeutendsten.«
    Wieder überlegte Ryan fieberhaft. Wenn er darauf bestünde, sofort auf sein Zimmer zu gehen, würden die beiden Priester vielleicht misstrauisch werden und vermuten, dass er doch etwas gesehen hatte. Also war es wohl besser, wenn er den Anschein erweckte, völlig arglos zu sein, obwohl sich ihm die Nackenhaare aufstellten und er am liebsten davongerannt wäre. Doch ihm blieb nichts anderes übrig - er musste den Anschein seiner Unschuld aufrechterhalten.
    Je eher er sich anschaute, was Pater Sebastian ihm da unbedingt zeigen wollte, desto schneller würde er wieder nach oben gelangen. Trotz des mulmigen Gefühls, das ihn befiel, trat Ryan vor Pater Laughlin über die Schwelle und spähte in den finsteren Raum.
    »Geh nur hinein«, forderte ihn Pater Sebastian auf. »Zünde eine Kerze an.« Er leuchtete auf eine Packung
Kerzen in einer Mauernische, nur ein paar Schritte entfernt, und die mit Sand gefüllte flache Schale daneben.
    Ryan machte zwei zögernde Schritte in den Raum.
    Da ging das Licht aus.
    Und die Tür fiel hinter ihm zu.
    Böses ahnend, fuhr Ryan herum und warf sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die massive Holztür, doch als er das unverwechselbare Geräusch eines schweren Eisenriegels hörte, wusste er, dass sein Schauspiel nicht überzeugt hatte.
    Die Priester wussten genau, was er

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