Das Teufelslabyrinth
eiskalten Blick an. »Es ist ein Kreuz, nicht wahr? Ein silbernes Kruzifix, das dir dein Mann aus dem ersten Golfkrieg mitgebracht hat.«
Teri legte die Hände an seine Brust und stemmte sich mit aller Kraft von ihm ab, konnte sich aus seinem Griff befreien und machte ein, zwei Schritte von ihm weg.
»Es gehört dir nicht«, erklärte Tom. Jetzt glitzerten seine Augen vor Wut. »Es gehört uns. Es ist unseres.« Teri starrte ihn sprachlos an, jegliche Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen. »Du musst dieses Kreuz holen und es mir geben, Teri. Jetzt gleich.«
Teri war immer noch wie vor den Kopf gestoßen und rührte sich nicht vom Fleck. Wer war dieser Mann? Wer war dieser Mensch, den sie in ihr Leben gelassen hatte, dem sie so rückhaltlos vertraut und dem sie angeboten hatte, bei ihr einzuziehen? Dieser Mann, der noch vor wenigen Minuten so liebevoll gewesen war, so fürsorglich?
Und plötzlich ein Fremder war - ja, da war nicht einmal mehr eine Spur von dem Mann zu erkennen, in den sie sich verliebt hatte. »Du warst das«, keuchte sie. Die Wahrheit war wie eine Messerklinge, die ihr mitten ins Herz schnitt. »Du hast sie beauftragt …« Ihr versagte die Stimme, und sie bewegte sich unauffällig Richtung Tür. Was war so wichtig an diesem Kreuz? Warum brauchte dieser Mann es so dringend? Und woher wusste er nur, dass der oder die Einbrecher das Kreuz nicht in dem Versteck in der Truhe auf dem Speicher gefunden hatten?
Auf einmal wusste sie - wenn auch nicht warum -, dass sie ihm unter keinen Umständen helfen, ihm nichts von dem Kreuz verraten würde. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon du sprichst«, sagte sie. »Bill hat mir aus dem Irak nur…«
»Lüg mich nicht an«, fuhr Tom sie an. Seine betont leise Stimme klang bedrohlich. »Ich weiß genau, was er dir mitgebracht hat, und auch, dass es sich immer noch hier im Haus befindet. Der Schürhaken vorm Kamin ist nicht angerührt worden. Das war unser verabredetes Zeichen
- hätte er das Kreuz gefunden, hätte er den Schürhaken mitten im Wohnzimmer liegen lassen.«
»Ich weiß immer noch nicht, wovon du redest«, behauptete Teri stur und bewegte sich weiter auf die Haustür zu.
»Erzähl mir nichts!« Tom starrte sie aus dunklen, drohenden Augen an. »Das weißt du ganz genau, und du wirst mir sagen, wo dieses Kreuz ist. Wir haben die ganze Nacht Zeit. Glaub mir, Teri. Noch lange vor Sonnenaufgang wirst du mir alles erzählt haben, was ich von dir wissen will.«
Teri drehte sich auf dem Absatz um und rannte los.
Tom stürzte ihr hinterher, packte sie hinten am Kleid. Teri schüttelte seine Hand ab, hörte, wie der Stoff ihres Kleides riss, und raste zur Treppe.
Wieder versuchte er sie zu fassen zu kriegen, doch erneut entwand sie sich seinem Griff. Beinahe hätte er sie eingeholt, da rutschte er auf einem kleinen Teppichläufer aus. Er verlor das Gleichgewicht, landete auf den Knien, schaffte es aber noch, einen ihrer Knöchel zu packen.
Jetzt fiel auch Teri der Länge nach hin. Doch sie gab nicht auf, strampelte mit dem freien Bein, so wild sie konnte, trat ihm ins Gesicht, gegen die Brust, traf seine Arme - ihre Angst verlieh ihr ungeahnte Kräfte.
»Sag es mir, verdammt!«, bellte Tom und schaffte es, auch ihr anderes Bein zu fassen.
Mit beiden Händen klammerte sich Teri am Treppengeländer fest und verdrehte die Beine so, dass er sie loslassen musste, dann rappelte sie sich auf und rannte die Treppe hinunter.
Tom stürzte sich von oben auf sie, landete halb auf ihrem Rücken, dann kugelten sie gemeinsam die letzten Stufen hinab.
Teri schlug mit dem Kopf auf der untersten Treppenstufe auf, nahm aber irgendwie noch ihre letzten Kräfte zusammen und rannte durchs Wohnzimmer zur Haustür.
Tom Kelly setzte ihr nach, schlang von hinten seinen Arm um ihren Nacken und hielt sie mit einem Würgegriff fest, aus dem sie sich nicht befreien konnte. »Das muss nicht sein«, zischte er durch zusammengebissene Zähne. »Sag mir einfach, wo das Kreuz ist.«
Unvermittelt wirbelte Teri aus dem Stand um die eigene Achse und rammte Tom das Knie in den Schritt. Augenblicklich lockerte sich sein Griff, und einen Sekundenbruchteil lang glaubte sie, ihm entkommen zu können. Doch dann explodierte ein glühender Zorn in seinen Augen, und er stieß einen gellenden Schrei aus. Seine großen Hände legten sich auf ihre Schultern und schleuderten sie zu Boden.
Sie versuchte noch, sich im Fallen abzustützen, doch es war zu spät.
Ihr Kopf schlug auf der
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