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Das Teufelslabyrinth

Das Teufelslabyrinth

Titel: Das Teufelslabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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als ihm seine Fantasie auch noch in unscharfen Bildern vorzugaukeln begann, was in den finsteren Ecken lauern und auf ihn zu kriechen könnte, packte ihn das Grauen.
    Die Kapelle! Die Kerze auf dem Altar! Wenn er den Weg dorthin fände, hätte er wieder Licht!

    Doch kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende gedacht, wusste er schon, dass es hoffnungslos war - er hatte nicht die geringste Ahnung, in welcher Richtung die Kapelle lag, und könnte stundenlang durch diese stockfinsteren Gänge irren, ohne sie zu finden.
    Jetzt raste sein Herz, und die Panik nahm immer mehr Besitz von ihm. Trotz der klammen Kälte brach ihm der Schweiß aus.
    Und plötzlich, irgendwo in der Dunkelheit, ein Laut.
    Ganz schwach, kaum hörbar, aber ein Laut.
    »Haaallo«, rief Bruder Francis und hörte seine Stimme dumpf von den Wänden widerhallen. Dann nahm er all seinen Mut zusammen und rief noch einmal, lauter diesmal: »Wer ist da? Ist da jemand?«
    Keine Antwort.
    Er wagte sich einen Schritt weiter vor und hielt erschrocken inne, als die Schlüssel in seiner linken Hand schepperten.
    Du bist doch kein Kind mehr, tadelte er sich, doch dieses Wissen konnte nur wenig gegen die Angst vor der Dunkelheit ausrichten, die ihm sein Bruder vor vielen Jahren eingepflanzt hatte.
    Als die aufsteigende Panik ihn zu ersticken drohte, suchte er instinktiv an der Tunnelwand Halt und merkte, dass er sich an ein schweres Vorhängeschloss klammerte.
    Wieder erstarrte er, lauschte mit angehaltenem Atem.
    Nichts. Absolute Stille.
    Mit zitternden Fingern erkundete er das Schloss. Das Schlüsselloch war so groß, dass einer dieser alten Bartschlüssel passen könnte, überlegte er und tastete blind an dem Schlüsselbund von Schwester Margaret herum, bis er den größten Schlüssel gefunden hatte. Er probierte ihn aus.

    Zu groß.
    Er versuchte es mit einem anderen Schlüssel, dann mit einem dritten.
    Der vierte endlich passte. Er drehte ihn um, das Schloss sprang auf. Dann hakte er den Bügel aus und stieß die Tür auf. Während er innen die Wand neben dem Türstock abtastete, rief er im Stillen alle Heiligen an, die ihm gerade einfielen, und hoffte, dass einer darunter sein möge, der für so alltägliche Dinge wie Lichtschalter zuständig war.
    Und Sekunden später wurde sein Gebet tatsächlich erhört: er fand einen Schalter, knipste ihn an, und eine schwache Glühbirne warf ihr gelbliches Licht in einen kleinen Lagerraum, in dem sich alte, verbeulte Pappkartons stapelten.
    Aber immer noch keine Spur von Kip Adamson.
    Bruder Francis blieb in der Tür stehen und spähte den düsteren Flur entlang, indem er sich erst nach rechts, dann nach links drehte. Nichts. Er musste weiter. Doch obwohl sein Herz nicht mehr ganz so aufgeregt pochte wie noch vor kurzem, scheute er sich, das Licht wieder auszuschalten. Er wusste einfach nicht, wo in diesem unüberschaubaren Tunnelgewirr er sich im Augenblick befand, und die Aussicht, stundenlang hier unten durch die Dunkelheit zu irren, jagte ihm Angstschauer über den Rücken.
    Aber hatte er eine andere Wahl? Selbst wenn er die schwache Glühbirne in diesem Raum brennen ließe, würde das Licht nicht weiter reichen als bis zum Ende dieses Korridors, und das waren nicht mehr als sechs oder sieben Meter - allerhöchstens zehn.
    Plötzlich war da wieder ein Geräusch; es kam irgendwo von rechts.

    Stimmen.
    Deutliche Stimmen.
    Die Panik, die ihn eben noch fest im Griff gehabt hatte, fiel von ihm ab wie das trockene Laub im Herbst von den Bäumen. Ich darf nicht vergessen, Schwester Margaret zu bitten, sämtliche ausgebrannten Glühbirnen hier unten auswechseln zu lassen, dachte er noch, ehe er in die Dunkelheit rief: »Hallo? Wer ist da?«
    »Bruder Francis?«, antwortete eine vertraute Stimme. »Was machen Sie denn hier unten?«
    Wie aus dem Nichts aufgetaucht, standen Clay Matthews und Darren Bender in dem schwach beleuchteten Flur.
    »Das könnte ich euch auch fragen«, gab Bruder Francis zurück und hoffte, dass man ihm seine grenzenlose Erleichterung nicht anhörte.
    »Wir suchen Kip«, sagte Clay.
    »Solltet ihr nicht über euren Aufgaben sitzen?«, erwiderte Bruder Francis nach einem Blick auf seine Armbanduhr. »Es ist noch eine gute Stunde bis zum Abendessen.«
    »Wir konnten uns einfach nicht konzentrieren«, erklärte Clay. »Wir mussten dauernd an Kip denken, und dabei ist mir eingefallen, dass er mir einmal erzählt hat, er gehe manchmal hier hinunter, um in irgendeiner Kapelle, von der ich noch nie etwas gehört

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