Das Teufelslabyrinth
durch den langen Flur, der sich über die gesamte Länge
des zweiten Stockwerks der Dickinson Highschool erstreckte.
Auf einigen Spindtüren im Westflügel prangten neue Graffiti, und auf der Treppe hatte jemand etwas verschüttet. Das klebrige Zeug hatte Vorrang - das hatte man Caleb eingeschärft. Die Böden mussten immer sorgfältig gewischt werden, und ganz besonders die Treppen, damit niemand ausrutschte und hinfiel. Danach, wenn ihm noch Zeit blieb, würde er den Schmierereien auf den Spinden zuleibe rücken.
Doch bevor er sich um die Flecken auf der Treppe kümmern konnte, musste er all die anderen Dinge erledigen, die zu seinen täglichen Aufgaben gehörten, denn wenn er diese nicht jedes Mal in derselben Reihenfolge erledigte, lief er Gefahr, den Überblick zu verlieren und etwas zu vergessen. Und wenn das passierte, könnte sein Betreuer glauben, er sei immer noch nicht in der Lage, ein selbstständiges Leben zu führen, und ihn wieder ins Heim stecken.
Und dann wäre seine Mutter sehr enttäuscht von ihm und würde weinen, und Caleb hasste es, wenn seine Mutter weinte.
Während er sich im Stillen ermahnte, ja nicht das klebrige Zeug auf der Treppe zu vergessen, schob Caleb seinen Putzwagen durch den Flur, fand den großen, hölzernen Türstopper und öffnete die Tür der Knabentoilette. Als er sich bückte, um den Holzkeil unter die schwere Tür zu schieben, damit diese nicht zufiel, fiel sein Blick auf den dunkelroten Schuhabdruck auf dem Linoleumboden. Zuerst dachte er, da sei einer durch den Matsch gelaufen oder im Zeichensaal in Farbe getreten, doch als er den Spuren weiter zu den Waschbecken folgte, sah er, dass das kein Matsch war und auch keine Farbe.
Das war Blut.
Und mitten auf dem Boden lag ein Junge in einer riesigen Blutlache, die sich um seinen Kopf ausgebreitet hatte und in den Fugen der Fliesen versickert war.
»Heiliger Jesus«, hauchte er, und gleichzeitig drehte sich alles in seinem Kopf, als er versuchte sich zu erinnern, was er zu tun hatte, sollte so etwas einmal vorkommen.
Er trat ein bisschen näher an den Jungen heran, um sein Gesicht besser sehen zu können, merkte jedoch bald, dass er ihn nicht erkennen würde, auch wenn er ihn vom Sehen her kannte, denn sein Gesicht war völlig verquollen, grün und blau geschlagen, und überall klebte Blut.
Und er sah tot aus.
Doch dann, noch während Caleb den Jungen anstarrte und sich ins Gedächtnis zu rufen versuchte, was er jetzt als Nächstes zu tun hatte, holte der Junge plötzlich rasselnd Luft und stöhnte auf.
Entweder war es die kleine Bewegung oder das Rasseln, das etwas in Calebs Hirn zum Klicken brachte, denn schlagartig wusste er wieder, was er tun musste. »Wenn du dich jemals verletzen oder schwer krank werden solltest«, hatte ihm sein Betreuer eingeschärft, als er in seine eigene kleine Wohnung gezogen war, »dann ruf 911 an und sag den Leuten genau, wo du gerade bist. Dann wird jemand kommen und dir helfen.« Den Worten seines Betreuers folgend, ließ Caleb den Wischmopp fallen und rannte ins Lehrerzimmer, wo, wie er wusste, ein Telefon stand. Er sprach sehr langsam und deutlich und erklärte genau, wo der Junge sich befand, in der Toilette im zweiten Stockwerk im Hauptgebäude der Dickinson High.
Anschließend rannte er zurück in den Waschraum, um zu sehen, ob er dem Jungen irgendwie helfen konnte,
und keine fünf Minuten später trafen jede Menge Leute ein, genau wie der Betreuer es ihm erklärt hatte.
Jemand kniete sich neben den Jungen, und im Flur liefen Polizeibeamte umher. Caleb beobachtete das Ganze von der Tür aus und drehte nervös an seiner Stirnlocke. »Wird er wieder gesund?«, fragte er, als zwei Männer in Overalls den Jungen mit routinierten Bewegungen vom Boden aufhoben und auf eine Trage legten.
»Hoffentlich«, murmelte einer der Sanitäter und drückte Caleb den blutverschmierten Rucksack des Jungen in die Hand. »Hier. Finden Sie heraus, wer er ist, und verständigen Sie seine Eltern.«
Da Caleb unsicher war, wie er das bewerkstelligen sollte, machte er erst einmal umständlich den Rucksack auf, doch noch bevor er einen Blick hineinwerfen konnte, nahm ihm einer der Sicherheitsleute der Schule den Rucksack aus der Hand. »Ich sag dir was, Caleb«, begann er. »Lass mich das hier machen, und du rufst inzwischen den Direktor an und sagst ihm, dass er rüberkommen soll.« Dann händigte er Caleb eine Karte mit einer Telefonnummer aus und bugsierte ihn aus der Tür.
Caleb war froh über den
Weitere Kostenlose Bücher