Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Teufelslabyrinth

Das Teufelslabyrinth

Titel: Das Teufelslabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
Vom Netzwerk:
Licht der Morgendämmerung ließ die Silhouette des großen Ahornbaums vor dem Fenster erkennen, und im ersten Moment dachte sie, der Wind hätte die Äste gegen das Haus schlagen lassen. Doch draußen war es absolut windstill; mehr noch, die Stille im Haus war beinahe unnatürlich.
    Was hatte sie dann aufgeweckt?

    Sie lag ganz still und wartete, dass sich das Geräusch wiederholte.
    Vielleicht war Kip zu Hause! Vielleicht war er heimgekommen!
    Freudige Hoffnung durchströmte sie, doch sie wartete noch ab.
    Dann hörte sie es abermals.
    Die Türglocke! »Gordy?«, sagte sie und schüttelte ihren Mann an der Schulter. »Gordy, da ist jemand an der Tür.«
    »Hä?«, murmelte Gordy und hievte sich hoch.
    »Die Türglocke , Gordy. Da hat jemand geklingelt.«
    »Kip«, knurrte Adamson und schwang die Beine über die Bettkante. »Hat wohl wieder seinen verdammten Schlüssel verschlampt.«
    Anne stand ebenfalls auf und holte ihre Morgenmäntel aus dem Schrank, während Gordy ans Fenster ging und hinausschaute.
    Er brummelte einen unverständlichen Fluch und erklärte auf Annes fragenden Blick hin: »Da steht ein Streifenwagen vorm Haus.«
    Anne wurde das Herz schwer.
    »He, was meinst du, was er diesmal ausgefressen hat?«, nuschelte er, nahm Anne seinen Morgenmantel aus der Hand und zog ihn über. In dem Moment klingelte es wieder an der Tür. Gordy ging seiner Frau voraus die Treppe hinunter, schaltete das Verandalicht ein und machte die Tür auf.
    Draußen standen zwei Polizeibeamte, deren Mienen nichts Gutes verhießen. »Mr. Adamson?«, erkundigte sich der Ältere der beiden.
    »Wer sonst«, knurrte Gordy und fixierte die Beamten mit einem vorwurfsvollen Blick. »Allmächtiger, wenn es
nicht die Pfaffen sind, dann die Polizei.« Er schob die Fliegentür auf. »Kommen Sie schon herein und sagen Sie uns, was er verbrochen hat.«
    Die beiden Beamten wechselten einen unbehaglichen Blick, ließen sich dann aber ins Wohnzimmer führen. »Ich bin Sergeant Chapman«, stellte sich der ältere Polizeibeamte vor. »Und das ist Officer Haskins.«
    Etwas in seiner Stimme jagte Anne einen eiskalten Schauer über den Rücken. »Worum geht es?«, fragte sie mit dünner Stimme. »Ist etwas mit Kip?«
    Chapman trat von einem Fuß auf den anderen. »Vielleicht sollten Sie sich lieber setzen, Ma’am.«
    Gordy Adamson griff nach der Hand seiner Frau. »Er ist tot, oder?«
    »Gordy!«, rief Anne schockiert aus und zog ihre Hand weg. »Wie kannst du so was auch nur denken?« Doch der Ausdruck auf Sergeant Chapmans Gesicht bestätigte ihr wortlos die schreckliche Wahrheit hinter den Worten ihres Mannes.
    »Was ich Ihnen jetzt mitteilen muss, fällt mir nicht leicht«, begann der Sergeant, nachdem Anne sich auf die Sofakante hatte sinken lassen. »Kip wurde …« Er unterbrach sich, suchte nach den passenden Worten. »Es hat gestern am späten Abend eine Auseinandersetzung gegeben.«
    »Was für’ne Auseinandersetzung?«, polterte Gordy.
    »Nun, die Ermittlungen sind noch nicht ganz abgeschlossen«, fuhr Chapman fort. »Aber alles deutet darauf hin, dass Ihr Sohn von einem Polizeibeamten tödlich getroffen wurde, während er eine …« Wieder verstummte er. Gordy Adamsons Blicke waren wie Dolche.
    »Während er was ?«, verlangte Adamson zu wissen. »Sagen Sie mir endlich, was mein Sohn so Schlimmes verbrochen hat, dass Sie ihn umbringen mussten!«

    Chapman holte tief Luft. »Er war gerade dabei, jemanden zu ermorden«, sagte er. »Eine fünfzigjährige Frau, die ihren Hund ausgeführt hat.«
    »Jemanden ermordet?«, keuchte Anne. »Kip? Nein - nein, da müssen Sie den falschen Jungen haben. Kip würde niemals …«
    »Ich fürchte, da liegt kein Missverständnis vor«, erwiderte Chapman leise. »Ihr Sohn trug keine Ausweispapiere bei sich, aber seine Fingerabdrücke sind in unserer Datei gespeichert, und an der Übereinstimmung bestehen keine Zweifel. Wir müssen Sie bitten, dass einer von Ihnen mit uns ins Leichenschauhaus kommt, um Ihren Sohn zu identifizieren.«
    Anne griff hilfesuchend nach Gordys Hand, doch der hielt die Arme fest vor der Brust verschränkt, und sein Gesicht war eine wutverzerrte Maske. »Ich werde diese gottverdammte Schule anzeigen«, knurrte er mit bebender Stimme.
    Die beiden Beamten tauschten einen fragenden Blick. »Schule?«, erkundigte sich Officer Haskins. »Welche Schule?«
    »Die St. Isaac’s«, spuckte Gordy ihm förmlich entgegen. »Diese Leute da hatten die Aufgabe, auf Kip aufzupassen. Was hat er

Weitere Kostenlose Bücher