Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Teufelslabyrinth

Das Teufelslabyrinth

Titel: Das Teufelslabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
Vom Netzwerk:
nachts auf der Straße herumzurennen, anstatt in seinem Zimmer im Bett zu liegen? Ich frage Sie!«
    »Das muss eine Verwechslung sein, Liebling«, sagte Anne, die die Wahrheit nicht akzeptieren wollte - oder konnte . »Das war nicht Kip. Das kann Kip nicht gewesen sein. Kip hat mal was gestohlen, gut, aber mehr nicht. Er würde doch niemals …« Sie umklammerte die Aufschläge ihres Morgenmantels und zog sie enger um den Hals zusammen. »Das war er nicht«, wisperte sie.

    »Er war es«, erklärte Gordy mit seltsam tonloser Stimme. »Ich spüre es.« Er schüttelte den Kopf. »Ich ziehe mir nur schnell was an, dann komme ich mit Ihnen mit.«
    Während ihr Mann nach oben verschwand, saß Anne schweigend mit den beiden Beamten im Wohnzimmer, zu geschockt von dem, was sie gerade gehört hatte, um auch nur ein Wort über die Lippen zu bringen.
    »Es tut mir sehr leid«, sagte Officer Haskins, aber Anne wandte nur den Blick ab, so als könnte sie, indem sie sein Mitgefühl ablehnte, den Grund dafür abstreiten.
    Nach ein paar schweigsamen Minuten kam Gordy mit seinen Schuhen in der Hand wieder ins Wohnzimmer und ließ sich in einen Sessel fallen, um sie anzuziehen. »Ich schwöre, ich werde diese beschissene Schule vor den Kadi zerren«, murmelte er, während er sich die Schuhe zuschnürte. »Da überlässt man sein Kind einem Haufen Pfaffen und Nonnen, wo es in Sicherheit sein sollte. Aber nein …« Seine Stimme wurde brüchig. Er zog den letzten Knoten straff, hievte sich aus dem Sessel und atmete tief durch. »Okay«, sagte er dann. »Bringen wir es hinter uns.«
    Kurz darauf allein in dem stillen Haus, starrte Anne lange auf das gerahmte Foto von Kip in seiner Little-League-Uniform, das auf dem Kaminsims stand.
    Über der rechten Kante des Bilderrahmens hing sein erster Rosenkranz.
    Und während sie ganz allmählich begriff, was geschehen war, stand sie vom Sofa auf und ging langsam zum Kamin.
    Sie nahm den Rosenkranz vom Rahmen und presste ihn an ihre Wange. Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    Dann begann sie schweigend zu beten.

11
    Pater Sebastian eilte den Flur entlang zu Pater Laughlins Büro und wischte sich im Gehen die letzten Reste Zahnpasta aus den Mundwinkeln. Schwester Margarets Tonfall hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass der Grund, warum Pater Laughlin ihn so dringend sprechen wollte, ein sehr ernster war. Was nur zwei Dinge bedeuten konnte: Es musste um Kip gehen, und es war nichts Gutes.
    Vor der Bürotür des Schulleiters blieb er gerade lange genug stehen, um einmal leise zu klopfen, dann drückte er die Klinke herunter.
    Pater Laughlin saß hinter seinem Schreibtisch; sein faltiges Gesicht sah an diesem Morgen noch älter und erschöpfter aus als sonst. Schwester Mary David, Bruder Francis und Schwester Margaret sahen gleichzeitig hoch, als er eintrat, aber keiner von ihnen lächelte.
    Die beiden Nonnen und der Mönch waren sogar noch blasser als der Priester. Leise nahm Pater Sebastian auf dem letzten freien Stuhl Platz.
    Pater Laughlin holte tief Luft, legte die Hände flach vor sich auf den Schreibtisch und sah Pater Sebastian direkt an. »Kip Adamson hat gestern Abend eine Frau ermordet«, erklärte er mit ausdrucksloser Stimme. »Er selbst wurde von einer Polizeikugel getötet.«
    Eine eiskalte Taubheit befiel Pater Sebastian, und er hatte das Gefühl, als wiche jegliche Kraft aus seinem Körper. Tausend Fragen jagten ihm durch den Kopf, doch ehe er auch nur eine davon formulieren konnte, ergriff Pater Laughlin wieder das Wort.

    »Das ist alles, was wir im Augenblick wissen«, seufzte der alte Priester. Seine Worte klangen wie eine persönliche Niederlage. »Es wird selbstverständlich ermittelt.«
    »Drogen?«, warf Pater Sebastian ein, ohne eine bestimmte Person aus der kleinen Gruppe direkt anzusprechen.
    Bruder Francis breitete die Hände aus und hob die Schultern. »Möglich, aber …«, begann er und verstummte dann.
    Unwillkürlich musste Pater Sebastian an Kips Eltern denken. Anne Adamson würde diese schreckliche Nachricht niederschmettern, dessen war er sich sicher. Aber was war mit ihrem Mann? Würde er Trauer über den Verlust seines Sohnes vortäuschen? Möglich. Aber viel wahrscheinlicher war, dass er sofort nach einem Sündenbock suchen würde, und die St. Isaac’s stand da gewiss ganz oben auf der Liste. »Hat jemand mit Kips Eltern gesprochen?«
    »Ich habe ihren Gemeindepriester verständigt«, sagte Bruder Francis. »Kips Mutter hat ihn vor einer Stunde

Weitere Kostenlose Bücher