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Das Teufelslabyrinth

Das Teufelslabyrinth

Titel: Das Teufelslabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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von Melody ab und setzte sich auf den freien Stuhl. »Hi.« Er seufzte leise und wickelte sein Besteck aus.
    Melody beäugte seinen Teller und grinste ihn an. »Hmm, lecker - Coke auf Kartoffelbrei! Vielleicht hättest du dir doch besser selbst einen Platz gesucht.«
    »Ach, was soll’s.« Ryan schaute sich kurz um. »Ist sowieso kein anderer Platz frei. Und wer weiß? Vielleicht schmeckt Kartoffelbrei mit Cola gar nicht so übel.« Auch an diesem Tisch waren alle Plätze besetzt. Gegenüber von Melody saß Clay Matthews, flankiert von Stacy Lowell und Darren Bender. José und Tim saßen rechts
von Melody, und obwohl das erst sein zweiter Tag an der St. Isaac’s war, gehörte er anscheinend schon zu dieser Clique dazu.
    Vielleicht war es hier doch nicht so schrecklich.
    »Wo ist denn Sofia?«, hörte er Clay Darren fragen.
    Darren verdrehte vielsagend die Augen. »Die tut Buße.«
    »Dafür, was ihr getan habt?«, fragte Stacy. »Du beliebst zu scherzen, oder?«
    »Vielleicht wissen wir ja gar nicht genau, was die beiden getrieben haben«, warf Tim Kennedy ein und versuchte dabei anzüglich zu grinsen, was ihm nicht so recht gelang.
    »Na ja, irgendwas Schlimmes müssen sie ja bei dieser Art von Strafe verbrochen haben«, mutmaßte José.
    »Komm, erzähl schon«, drängte Clay und stieß Darren den Ellbogen in die Seite. »Uns kannst du doch alles anvertrauen. Spuck’s schon aus!«
    »Halt die Klappe«, knurrte Darren. »Wir haben überhaupt nichts getan.«
    Als Ryan nach seiner Gabel greifen wollte, legte Melody ihm die Hand auf den Arm und deutete mit dem Kinn auf die Nonne, die am Ende ihres Tischs stand.
    Plötzlich wurde es mucksmäuschenstill.
    Clay lehnte sich zu Darren hinüber. »Wo ist Pater Laughlin?«, wisperte er, wobei sich seine Lippen kaum bewegten.
    »Ruhe!«, befahl die Nonne.
    Augenblicklich senkten alle die Köpfe, und der Junge neben Ryan hielt ihm die Hand hin.
    Verwirrt starrte Ryan die Hand an, schaute sich dann um und stellte fest, dass sich alle Schüler an den Händen hielten. Etwas unsicher griff er nach den Fingern des Jungen, doch als Melody seine andere Hand nahm, entschied
er, dass das vielleicht gar keine so schlechte Idee war. Er musste sich nur vorsehen, nicht die falsche Hand zu drücken.
    Falls er überhaupt den Mut aufbrachte, irgendeine Hand zu drücken.
    Dann, als die Nonne das Tischgebet sprach, spürte Ryan, dass Melodys Finger einen ganz sanften Druck auf seine Finger ausübten, woraufhin er seinen Kopf ein winziges Stück zur Seite drehte und sie aus den Augenwinkeln heraus ansah.
    Melody hatte den Kopf auf die Brust gesenkt und die Augen geschlossen.
    Aber sie lächelte.
    Ryan schloss nun ebenfalls die Augen, konnte sich aber unmöglich auf das Tischgebet konzentrieren. Stattdessen erwiderte er Melodys winzigen Händedruck, und als die Schüler wie im Chor »Amen« sagten, öffnete er die Augen und schaute sie an.
    Sie errötete.
    Und er grinste.
    Und alle Augen am Tisch richteten sich auf sie.
    Sollen sie doch glotzen, dachte Ryan.
    Das Leben hier in der St. Isaac’s wurde immer besser.

24
    Sie fiel!
    Sofia stürzte durch eine Finsternis, die in ihrer Schwärze beinahe greifbar war. Sie konnte nichts sehen, spürte nur die eisige Kälte und den Schwindel, den dieses endlose Fallen auslöste.
    Ihr war so kalt.
    Und so schwindlig.
    Dann fuhr ihr ein stechender Geruch in die Nase, und sie wachte schlagartig auf.
    Sie fiel nicht mehr, aber sie schlotterte noch immer vor Kälte.
    Sie fror am Rücken; ihre Knochen taten ihr immer noch weh.
    Sie lag ganz still, versuchte sich zu erinnern, was mit ihr passiert war, doch da war dieses überwältigende Gefühl von Angst.
    Angst und dieses Fallen.
    Scharfer Rauch kratzte ihr in der Kehle, und jetzt schlug sie die Augen auf und sah Pater Sebastian, Pater Laughlin und Schwester Mary David, die um sie herumstanden und auf sie herabstarrten.
    Und besorgt wirkten.
    Sie musste ohnmächtig geworden sein.
    Schwester Mary David schwenkte ein Gefäß mit Weihrauch über ihr, und Sofia drehte den Kopf zur Seite, um den beißenden Rauchschwaden auszuweichen.
    Sie wollte sich aufsetzen, aber ihre Arme und Beine gehorchten ihr nicht. Sie war zu schwach. Was war passiert?

    »Sie ist wieder bei uns«, sagte Pater Sebastian so leise, dass Sofia ihn kaum verstehen konnte.
    Sie öffnete den Mund, um zu sprechen, formte in Gedanken die Worte, doch ihre Lippen blieben stumm. Sie brachte nichts hervor außer einem kaum hörbaren Stöhnen. Sie

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