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Das Teufelslabyrinth

Das Teufelslabyrinth

Titel: Das Teufelslabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Pater?«
    »Selbstverständlich«, erwiderte der alte Priester und sank zurück auf seinen Stuhl.
    »Sofia Capelli scheint es ausgezeichnet zu gehen«, begann die Nonne. »Doch seit dem Unglück mit Kip Adamson höre ich immer wieder Schüler nach Jeffrey Holmes’ Verbleib fragen. Gibt es da etwas, was ich ihnen sagen sollte?«
    Pater Laughlin legte seine Fingerkuppen aneinander, so als kopierte er unbewusst die nachdenkliche Geste von Erzbischof Rand. »Ja, die Wahrheit, so wie wir sie ihnen immer gesagt haben«, antwortete er. »Jeffrey ist
nicht mehr bei uns, und wir wissen nicht mit Gewissheit, was ihm zugestoßen ist.«
    »Aber wir befinden uns gerade in einer sehr kritischen Phase«, klagte Schwester Mary David, »und ich wünschte, wir hätten mehr …«
    »Da gibt es nicht mehr, Schwester Mary David.«
    Die Nonne spielte nervös mit dem silbernen Kruzifix an ihrem Gürtel. »Ja, wahrscheinlich nicht«, seufzte sie. »Ach, könnten wir doch etwas unternehmen.«
    »Das versuchen wir ja. Wie Sie sehr wohl wissen, Schwester. Wir tun unser Bestes.«
    Schwester Mary David quittierte die Worte des Paters mit einem nicht sehr überzeugten Nicken und setzte ein Lächeln auf. »Danke, Pater. Und herzlichen Glückwunsch zu den wunderbaren Neuigkeiten, dass Seine Heilig…« Die letzte Silbe verschluckte sie, nachdem der alte Priester sie mit einer abrupten Handbewegung zum Schweigen gebracht hatte.
    »Gute Nacht , Schwester.«
    »Gute Nacht, Pater.«
    Eilig verließ Schwester Mary David das Büro und zog die Tür leise ins Schloss, während Pater Laughlin sich erschöpft das Gesicht rieb. Es war ein langer Tag gewesen, an dessen Ende Jeffrey Holmes wieder ganz oben auf seiner Liste stand.
    Dabei war der Junge nicht nur ein Schandfleck für die Schule, sondern lastete obendrein noch schwer auf der Seele des alten Priesters.
    Doch als ihm dann wieder einfiel, was Schwester Mary David ihm über Sofia erzählt hatte, keimte in seinem Herzen ein kleiner Hoffnungsschimmer auf.
    Vielleicht sollte er es noch einmal versuchen.
    Ja, natürlich!

    Er sollte es versuchen. Und er würde es versuchen! Er konnte es, das wusste er.
    Und wenn er Erfolg hätte, wäre es nicht Jeffrey Holmes’ Seele, die er dadurch erlöst hätte.
    Sondern seine eigene.

34
    Als der Aufruf des Muezzin ertönte, begab Abdul Kahadija sich gemeinsam mit den anderen Männern, die die vorgeschriebenen Waschungen beendet hatten und in Gruppen im Hof der Moschee beisammenstanden, in den Gebetsraum.
    Er wusste, dass er seine Gedanken auf Gott und die Gebete richten sollte, doch er war auch noch aus einem anderen Grund hier in seiner salah , und bevor er das Gesicht nicht gefunden hatte, nach dem er die Menge absuchte, würde er sich unmöglich auf etwas anderes konzentrieren können.
    In dem höhlenartigen Gebetsraum stellten sich die Männer in Reihen vor dem Imam auf, und als Abdul nach rechts schaute, entdeckte er auch gleich den Mann, den er hier zu finden gehofft hatte.
    Ein Gefühl von Frieden durchströmte ihn. Allah kannte seine Mission und würde ihm wie immer den Weg weisen.
    Kerzengerade und von einem Gefühl der Stärke erfüllt, stand Abdul da, nachdem die Wichtigkeit seiner Mission durch die Anwesenheit des Gläubigen zu seiner Rechten
bestätigt worden war. Er schloss die Augen und ließ sich von seiner Bewunderung, die er Allah entgegenbrachte, tragen.
    Nachdem das Morgengebet beendet war, schob sich Abdul durch die Menge der Gläubigen in die Nähe des Mannes, mit dem er sich zu unterhalten gedachte, nachdem sie alle schweigend das Gebetshaus verlassen hatten.
    Das Herz hämmerte in seiner Brust, und seine Hände schwitzten, während er noch einmal im Stillen die Worte übte, die er sich zurechtgelegt hatte. Wenn er zu massiv auftrat oder sein Gebaren oder seine Erscheinung nicht so wirkten, wie Allah es von ihm erwartete, würde er zurückgewiesen werden.
    Die Ansprüche waren enorm hoch gesteckt.
    Abdul folgte dem Mann in den überfüllten Innenhof, wo die Männer die Stille des Gebetsraumes hinter sich gelassen hatten und nun lauthals Freunde begrüßten und miteinander plauderten.
    Der Mann verließ die Moschee, Abdul ebenfalls. Auf dem Parkplatz schließlich sprach Abdul den Mann an, wobei er auf einen respektvollen Abstand zwischen ihnen achtete. »Verzeihung, mein Bruder«, sagte er.
    Der Mann blieb stehen, drehte sich um, und Abdul sah sich einem untersetzten Mann Anfang sechzig gegenüber, mit grauen Schläfen und einem kantigen

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