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Das Teufelslabyrinth

Das Teufelslabyrinth

Titel: Das Teufelslabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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… anders, und das macht mir Angst.«

    Von einer Sekunde auf die andere weiteten sich Sofias Augen, bis die Iris verschwanden und Melody das Gefühl hatte, in eine endlose, dunkle Leere zu starren. »Dann lass mich einfach in Ruhe«, gab Sofia zurück; ihre Stimme war kaum mehr als ein leises Krächzen.
    »Nein!«, rief Melody spontan, obwohl ihr Herz wie wild pochte. »Du bist meine beste Freundin, und wenn du mir nicht sagen willst, was mit dir los ist, dann rufe ich Bruder Francis an und anschließend Pater Laughlin und wenn es sein muss auch deine Eltern. Irgendwas stimmt nicht mit dir!«
    Mit einem Ruck setzte Sofia sich auf, und während sie ihr Gesicht näher an das von Melody brachte, glitzerten ihre Augen, ihre Gesichtszüge verzerrten sich, ihre Lippen kräuselten sich und entblößten nadelspitze Zähne. Erschrocken zuckte Melody vor dieser schrecklichen Fratze zurück, sprang vom Bett auf und machte ein, zwei Schritte rückwärts. Doch so plötzlich, wie sie erschienen war, verschwand die Teufelsfratze, und Sofia sah wieder genauso aus wie immer.
    Und jetzt lächelte sie. »Ich sage dir doch, dass es mir gutgeht. Mir ist nichts zugestoßen, es ist alles in bester Ordnung.« Sie ließ sich wieder in ihre Kissen sinken und seufzte vernehmlich. »Genau genommen geht es mir prächtig!«
    Melody, der immer noch das Herz wie verrückt in der Brust flatterte, starrte Sofia verwundert an. Was war das, was sie da gerade gesehen hatte? Und während Sofias verzerrtes Gesicht in ihrer Erinnerung noch einmal Gestalt annahm, fragte sie sich, ob sie das tatsächlich gesehen hatte. Es war alles so schnell gegangen - vielleicht lag es am Licht, vielleicht hatte sie sich das Ganze nur eingebildet.

    »Na schön«, meinte sie dann. »Wenn es dir gutgeht, dann ist ja alles in Ordnung. Ich habe mir nur Sorgen um dich gemacht.«
    Doch als sie sich dann wieder an ihren Schreibtisch setzte und versuchte, sich nun endlich auf ihr Lehrbuch zu konzentrieren, da überlegte sie, ob sie jemals wieder mit Sofia im gleichen Zimmer würde schlafen können.

    Schwester Mary David hatte genau in dem Augenblick ihr Ohr an die Tür von Sofias Zimmer gedrückt, als diese sagte: Mir ist nichts zugestoßen, es ist alles in Ordnung … genau genommen geht es mir prächtig!
    Die alte Nonne bekreuzigte sich und dankte der Heiligen Mutter Gottes mit einem leise gemurmelten Gebet für Sofias Rettung.
    Den ganzen Tag über hatte sie Sofia beobachtet und sich um das Mädchen gesorgt.
    Aber jetzt wusste sie, bestärkt durch Sofias eigene Worte, dass alles in Ordnung kommen würde.
    Sie hob den Saum ihrer Schwesterntracht an, damit die langen Gewänder nicht über den Boden schleiften, und lief so leichtfüßig durch den langen Flur des Schlaftraktes wie vor fünfzig Jahren, als sie selbst dort gewohnt hatte. Dieses halbe Jahrhundert hatte seine Spuren hinterlassen, besonders das letzte Jahr. Seit dem Verschwinden von Jeffrey Holmes und dem tragischen Tod Kip Adamsons fühlte sie sich wirklich alt.
    Aber heute Abend, nachdem sie diese Worte aus Sofias eigenem Mund gehört hatte, blühte Schwester Mary David auf.
    Heute Nacht würde sie endlich wieder ruhig schlafen können.

    Und das Leben hier, davon war sie überzeugt, würde sich wieder normalisieren.

32
    Pater Sebastian hielt Pater Laughlin am Arm und stützte ihn unauffällig, als der alte Priester sich auf den einzigen gepolsterten Stuhl in Erzbischof Rands kärglich möbliertem Büro sinken ließ, und nahm dann selbst Platz, gleichzeitig mit dem Erzbischof, der sich wieder hinter seinen Schreibtisch setzte.
    »Danke, dass Sie so kurzfristig kommen konnten«, begann Erzbischof Rand.
    »Ist es wegen meines Berichts?«, fragte Pater Laughlin, wobei seine wässrigen Augen vor Aufregung ganz untypisch glitzerten. Er brannte darauf, zu erfahren, was der Vatikan dazu zu sagen hatte. Pater Sebastian war überzeugt, dass es einmal eine Zeit gegeben hatte, wo Laughlin ein Mann von würdiger Gestalt und imposantem Auftreten gewesen war. Doch heute schien es, als wäre sein Geist zugleich mit seinem Körper geschrumpft, was sich in einer seltsamen Kindlichkeit äußerte. Vielleicht würde der Erzbischof bemerken, dass es für Pater Laughlin an der Zeit war, sich zumindest vom Schuldienst zurückzuziehen, wenn nicht aus der Priesterschaft.
    Der Erzbischof spähte über den Rand seiner schmalen Lesebrille hinweg, wobei die kleine Sehschwäche die Schärfe seines Blickes keineswegs schmälerte. Im

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