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Das Teufelslabyrinth

Das Teufelslabyrinth

Titel: Das Teufelslabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Kinn.
    Unwillkürlich hielt er den Atem an, sein Mund wurde trocken, und die Stimme blieb ihm weg. Nachdem er sich geräuspert hatte, begann er: »Mein Name ist Abdul Kahadija, und ich bin neu hier in Boston.« Er schluckte unauffällig, ehe er die Frage stellte, die ihm schon seit Wochen auf der Zunge brannte. »Vielleicht kannst du mir sagen, wo ich Unkrautvernichter für meinen Garten finde?«

    Die Miene des Mannes blieb völlig ausdruckslos, sein Blick war jedoch so durchdringend, dass Abdul Mühe hatte, ihm ohne zu blinzeln standzuhalten. »Unkrautvernichter? Oder benötigst du eher ein Pestizid?«
    Abdul entspannte sich. Der Mann hatte seine Frage verstanden! »Vielleicht würde ein Pestizid tatsächlich meine Gartenprobleme effektiver lösen.«
    »Wo liegt dieser Garten?«, erkundigte sich der Mann ganz ruhig.
    »Ich schufte in Allahs Garten.«
    »Dann solltest du Nameer um Rat fragen; er kultiviert ein ähnliches Stück Garten.«
    »Danke, mein Freund«, sagte Abdul. »Wo könnte ich Nameer finden?«
    »Er besitzt eine Gärtnerei im Süden der Stadt. Wenn deine Suche ehrlich ist, wirst du ihn finden.«
    »Möge Allah dich und deine Familie segnen.«
    »Allahs Segen sei auch mit dir und den deinen«, erwiderte der ältere Mann, wobei er die weiße, gehäkelte kufi vom Kopf nahm und per Fernbedienung seinen Wagen entriegelte. »Sag mir, was du in deinem Garten pflanzt.«
    Abdul lief krebsrot an. Mit dieser Frage hatte er nicht gerechnet, doch die Antwort kam wie aus dem Nichts. »Oster-Lilien«, erklärte er.
    Der Mann überlegte kurz, dann lächelte er breit und zeigte zwei Reihen perlweißer Zähne.
    Auf einmal war Abduls Nervosität wie weggeblasen. »Große, weiße römische Oster-Lilien«, wiederholte er, worauf beide herzlich lachten.
    »Insha-allah.«
    »Insha-allah.«

35
    Ryan trat aus dem Jungentrakt hinaus in einen warmen Frühlingsnachmittag, der sich ohne eine Wolke am Himmel präsentierte. Viel wichtiger aber war die Tatsache, dass es Samstag war.
    Er hatte die erste Woche in St. Isaac’s überlebt.
    Was aber noch viel erfreulicher war: Melody wartete auf ihn, genau wie er gehofft hatte. Er stellte seine kleine Reisetasche ab und setzte sich neben sie auf die Bank. Im Hof tummelten sich Dutzende anderer Schüler, die Ryan wenigstens vom Sehen bereits kannte, doch an diesem Vormittag sahen sie alle anders aus, denn sie trugen ihre eigene Kleidung und nicht die weiß-blaue Schuluniform. Als dann einer seiner Klassenkameraden in genau so einer tief sitzenden Schlabberhose und einem übergroßen T-Shirt auftauchte, wie Frankie Alito sie immer getragen hatte, durchzuckte ihn ein Anflug von Panik, und er musste sich daran erinnern, dass er auf der St. Isaac’s Highschool war und nicht mehr auf der Dickinson.
    »Nimmst du nicht deine Wäsche mit nach Hause, damit deine Mutter sie übers Wochenende waschen kann?«, fragte ihn Melody, nachdem sie seine kleine Tasche gemustert hatte.
    »Nee. Ich wasche Sonntagabend selbst«, erwiderte Ryan, legte den Kopf schief und sah sie mit einem Blick an, von dem er hoffte, er sei verführerisch. »Und während die Wäsche trocknet, kannst du mir weiter Nachhilfe in Katholischer Religionsgeschichte geben.«
    »Deine Eins von Pater Sebastian war nicht unbedingt mein Verdienst«, sagte Melody und errötete ein wenig,
rückte aber nicht von ihm weg. »Das hast du schon alles selbst gelernt.«
    »Aber du hast mir gesagt, was genau ich lernen soll.«
    Melody schrammte mit ihren Tennisschuhen verlegen über den Asphaltbelag des Gehwegs, als wüsste sie nicht, was sie erwidern sollte, und entschied sich dann für einen Themenwechsel. »Und, was hältst du von St. Isaac’s, nachdem du ja jetzt schon seit einer Woche hier bist?«
    »Gar nicht so übel«, antwortete Ryan und vertauschte das verführerische Lächeln mit einem schiefen Grinsen. »Wenigstens hat mich noch keiner verprügelt.«
    »Und dein Gesicht sieht auch schon viel besser aus als am Montag.« Sie überlegte kurz und setzte dann hinzu: »Nicht dass es am Montag richtig hässlich ausgesehen hätte.«
    Ryan spürte, dass er rot wurde, und kämpfte heftig dagegen an. Vielleicht hatte sein Schmachtblick ja doch funktioniert. »Und meine Rippen heilen auch ganz gut.«
    Melody schaute sich auf dem sich rasch leerenden Schulhof um. »Es wird ganz schön langweilig werden hier am Wochenende, wenn du weg bist.« Ihr wehmütiger Tonfall ließ Ryans Herz ein paar Takte schneller schlagen.
    »Warum fährst du nicht auch

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