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Das Teufelslabyrinth

Das Teufelslabyrinth

Titel: Das Teufelslabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Sebastian winkte sie zu sich. »Komm herein und lass uns darüber sprechen.«
    Ihre Angst ließ ein wenig nach, als sie die beruhigende Stimme des Priesters hörte. »Ich … ich habe das …«, begann sie, doch der Priester unterbrach sie mit einer Handbewegung.
    »Bitte, Melody«, sagte er. »Komm herein.«
    Sie schluckte. Ihre innere Stimme versuchte sie davon abzuhalten, in die Kapelle zu gehen, doch ihr Verstand sagte ihr, dass Pater Sebastian ihr nie etwas antun würde. Zudem gab er ihr die Gelegenheit, ihm genau zu erklären, was in ihrem Zimmer vorgefallen war. »Also schön«, murmelte sie.
    Pater Sebastian streckte seine Hand aus. Melody ergriff sie und machte einen Schritt hinein in die Kapelle.

37
    Jeffrey Holmes schlug die Augen auf und spähte in die Dunkelheit, doch um ihn herum war es so stockfinster, dass er seine Finger an die Lider legen musste, um sich zu vergewissern, dass seine Augen offen waren. Er klebte von oben bis unten vor Schweiß und Dreck, und der Gestank in der Zelle war schier unerträglich.
    Warum war er hier? Was hatte er verbrochen?
    Das musste eine Art Gefängnis sein, aber er konnte sich nicht erinnern - konnte sich an überhaupt nichts erinnern, außer an das komische Gefühl, in dieser abgrundtiefen Dunkelheit zwischen Wachsein und Bewusstlosigkeit zu schwanken, so als ob etwas anderes - ein anderes Wesen - die Kontrolle über seinen Körper erlangt hätte.
    Plötzlich spürte er, wie unter seinem Solarplexus eine glühende Wut entflammte und binnen Sekunden seinen gesamten Brustkorb ausfüllte.
    Es fing wieder an!
    Es war, als würde er von etwas in seinem Inneren einfach zur Seite geschubst werden, und dieser maßlose Zorn, der in ihm loderte, nicht nur seinen Körper, sondern auch seinen Geist und seine Seele vereinnahmen.
    »Bitte … nicht!«, hauchte er, eine kaum hörbare Wehklage, obwohl er wusste, dass angesichts dieser überbordenden Wut jegliches Flehen sinnlos war. Und schon im nächsten Moment übernahmen Wut, Zorn und Aggression die Regie.
    Jeffrey Holmes als Person trat in den Hintergrund.

    Und der Dämon, der sich den Körper des Jungen angeeignet hatte, hatte nun freie Hand, um mit dem willenlosen Körper nach seinem Gutdünken zu verfahren. Er brachte die Gliedmaßen dazu, krampfartig zu zucken, und die Hände, sich so fest zu Fäusten zu ballen, dass sich die Fingernägel tief ins Fleisch der Handflächen gruben. Den Schmerz in vollen Zügen auskostend, lehnte sich der Dämon genüsslich zurück und sog die Kraft aus dem Gehirn des Jungen, die es ihm erlaubte, die enge, stinkende Zelle zu verlassen und sich im übrigen Schulgebäude umzusehen.
    Und dort entdeckte er seine Chance. Dort passierte etwas.
    Lauschend und spähend streckte er die Fühler aus, erkundete das ehemalige Kloster über ihm, die Höfe, die Nebengebäude, auf der Suche nach etwas, nach etwas, das sich verändert hatte …
    Da! Der Flügel, in dem die Mädchen untergebracht waren!
    Eine neue Präsenz.
    Irgendwie vertraut.
    Aber abwarten. Er kannte dieses Gefühl, diese Seelenverwandtschaft. Aber das hier war stärker, sehr viel intensiver. Und obgleich es im Moment zu ruhen schien, schöpfte es dabei Kraft, brachte sich in Fahrt.
    Wenn sie sich irgendwie begegnen könnten und ihre Energien vereinigen …
    Gemeinsam könnten sie zu einer Macht werden, die sie für immer unbesiegbar machte.
    Doch es war nicht die Kraft der Veränderung, die der Dämon entdeckt hatte, obgleich er über deren Fortschritte sehr erfreut war.
    Nein, das da war etwas anderes.

    Mit alles sehenden Augen in die Dunkelheit spähend, fuhr er fort, das Bewusstsein jeder lebenden Kreatur zu erforschen, die er finden konnte, bis …
    Da!
    Direkt über seiner Zelle!
    Da schlüpfte eine neue Larve des Bösen. Kaum wahrnehmbar, aber doch vorhanden.
    Der Dämon konzentrierte sich auf diese zarte Blüte, berührte sie mit seinem Bewusstsein.
    Und dieses Andere regte sich in seinem Wirtskörper, erkannte seinesgleichen, erglühte ein wenig mehr.
    Einen kurzen Moment lang schürte der Dämon in Jeffrey Holmes diese noch zaghafte Flamme und zog sich dann zurück, als wollte er seinen neuen Wirt nicht überfordern.
    Genüsslich lehnte er sich an die Wand des stinkenden Verlieses und lächelte. Es passierte. Obwohl noch eingesperrt, spürte er genau, was da passierte. Aus einer nahen Pforte sickerte mehr Böses in diese Welt, und schon bald stand die Entlassung aus dieser Zelle bevor, und das Wesen in Jeffrey Holmes’ Körper

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