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Das Teufelslabyrinth

Das Teufelslabyrinth

Titel: Das Teufelslabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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musste. Doch dann holte sie tief Luft, und bevor Sofia noch reagieren konnte, riss sie ihr das Kaninchen aus der Hand, sank auf ihren eigenen Stuhl und hielt das arme Wesen in beiden Händen schützend vor ihre Brust.
    Nur einen Augenblick später ging die Tür auf, und sie hörten Schwester Mary Davids Stimme. »Was geht hier vor?«
    »Schauen Sie«, sagte Melody und streckte die Hände mit dem schrecklich zugerichteten Kaninchen aus.
    Die Nonne schlug sofort das Kreuzzeichen, als wollte sie sich vor allem Bösen schützen, das das arme Kaninchen befallen haben könnte. »Wo kommt das her?«
    Bevor Melody noch ein Wort sagen konnte, hob Sofia in einer hilflosen Geste die Hände. »Keine Ahnung. Ich
bin gerade erst aus der Bibliothek gekommen«, erklärte sie. »Und da hab ich gesehen, wie Melody es gequält hat.«
    »Was?« Fassungslos starrte Melody ihre Zimmergenossin an, deren Gesicht völlig ausdruckslos war - keinerlei Scham oder schlechtes Gewissen erkennen ließ, nichts. »Ich kann nicht glauben, dass du das eben behauptet hast«, murmelte sie und drehte sich wieder zu der Nonne um. »Schwester, ich bin vorhin ins Zimmer gekommen, um meine Wäsche zu holen, und Sofia hatte das Kaninchen auf dem Schoß.«
    »Gib mir das arme Ding«, verlangte Schwester Mary David und nahm das kleine, zuckende Tier, das kaum noch atmete. »Du bleibst hier. Ihr beide bleibt hier!« Damit wirbelte sie herum und segelte aus dem Zimmer, wobei sie ganz gegen ihre Gewohnheit die Tür hinter sich zuknallte.
    »Sag mal, was ist denn mit dir los! Spinnst du?«, rief Melody außer sich. »Warum tust du so was? Das war ein kleines Kaninchen! Ein süßes, harmloses Babykaninchen!«
    Sofia sagte nichts. Im Raum machte sich ein bedrückendes Schweigen breit, das erst endete, als die Tür abermals geöffnet wurde und Schwester Mary David wieder ins Zimmer rauschte.
    Sie packte Melody am Arm und zog sie auf die Füße. »Pater Sebastian will dich augenblicklich sehen.«
    »Mich?«, protestierte Melody. »Aber ich habe doch nur versucht, das Kaninchen zu retten! Sofia war diejenige, die …«
    »Lügen lassen deine Sünden nur noch schwerer wiegen«, erwiderte die Nonne und schob das Mädchen vor sich her zur Tür.

    »Aber ich lüge nicht!«, rief Melody verzweifelt und drehte sich zu Sofia um. »Sag es ihr, Sofia! Erzähl ihr die Wahrheit!«
    Aber Sofia schaute sie nur gleichgültig an. »Ich weiß nur, was ich gesehen habe.«
    Schwester Mary David bugsierte Melody, die weiterhin ihre Unschuld beteuerte, hinaus auf den Flur und ließ Sofia allein zurück. Als sich die Tür hinter Melody und der Nonne geschlossen hatte, legte sich Sofia auf ihr Bett und starrte hinauf an die Decke. Ihre Finger zuckten, während das Wesen in ihr noch einmal das Gefühl heraufbeschwor, wie die Knochen des Kaninchens unter dem Druck ihrer Hände zerbrochen waren.
    Ein gutes Gefühl.

    Schwester Mary David geleitete Melody eine Reihe von Treppen hinunter in den labyrinthartigen Keller unter dem alten Schulgebäude.
    »Ist Pater Sebastian nicht in seinem Büro?«, fragte Melody ängstlich. Ihre Kehle war staubtrocken.
    »Nein«, erwiderte die Nonne und lief so schnell durch die düsteren Korridore, dass Melody Mühe hatte, ihr zu folgen. »Er bat mich, dich zur Kapelle zu bringen.«
    »Aber das ist verrückt. Ich habe doch nichts getan - es war Sofia!«
    »Schhh!« Schwester Mary David blieb vor einer alten Holztür stehen, und jetzt bekam es Melody erst richtig mit der Angst zu tun, als ihr einfiel, was Sofia ihr über die Beichte in dieser Kapelle irgendwo unten im Keller erzählt hatte.
    Wo man sie gezwungen hatte, stundenlang auf dem kalten Boden zu knien und zu beten.
    Stand ihr jetzt das Gleiche bevor?

    Würde das, was Sofia passierte, auch ihr passieren?
    Sie wollte nicht in diese Kapelle, machte einen Schritt zurück, weg von der Tür.
    Doch als Schwester Mary David die Tür aufgezogen hatte, warf Melody trotzdem einen Blick hinein.
    Und sah ein riesiges Kruzifix mit einem hohläugigen, sterbenden Christus hinter dem mit Kerzen erleuchteten Altar stehen.
    »Nein«, stieß sie hervor und wich zurück. »Ich will da nicht rein.«
    »Hab keine Furcht, Melody«, hörte sie Pater Sebastian sagen, der soeben aus der Sakristei kam.
    »Ich war das nicht, Pater«, schluchzte Melody, der Angst und die aufsteigenden Tränen die Kehle zuschnürten. »Sofia hat das getan. Ich kam zurück, um meine Wäsche zu holen, und sie hatte das arme kleine Ding in der …«
    Pater

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