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Das Teufelslabyrinth

Das Teufelslabyrinth

Titel: Das Teufelslabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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der Stimme ihres Sohnes zu ignorieren. »Er ist ein aufrichtiger Mensch, Ryan, und er tut mir gut. Er hat mich sehr gern, und dich auch. Wenn du ihn nur so kennen würdest, wie ich ihn kennengelernt habe …« Gedankenverloren brach sie ab, senkte den Blick und faltete ihre Serviette im Schoß zu immer kleineren Vierecken zusammen. »Und ohne dich ist das Haus so schrecklich leer geworden.«

    Ryan starrte sie vorwurfsvoll an. »Jetzt gib bloß nicht mir die Schuld dafür.«
    »Schuld?« Teris Kopf fuhr in die Höhe. »Daran hat niemand Schuld. Ich liebe Tom, und er liebt mich, und wenn er mich glücklich macht, denke ich, solltest du dich für mich freuen.« Aus dem Augenwinkel sah sie Tom an den Tisch zurückkehren und wollte rasch Ryans Hand ergreifen, doch der zog seinen Arm zurück und funkelte sie wütend an. »Bitte«, flüsterte sie, »wir wollen uns diesen schönen Tag doch nicht verderben.«
    Mit einem aufgeräumten Lächeln nahm Tom wieder am Tisch Platz. »Und, hab ich was verpasst?«
    Ryan holte tief Luft. »Nicht viel«, meinte er nach einer Weile. »Mom hat mir nur erzählt, dass du ihr jetzt so richtig auf die Pelle rückst.«
    Tom Kelly sah Teri an, der jegliche Farbe aus dem Gesicht gewichen war, und hob beschwörend die Hand. »So würde ich das nicht bezeichnen …«, begann er, doch Ryan ließ ihn gar nicht ausreden.
    »Ich glaube, es ist am besten, wenn ich heute Abend schon wieder in meiner Schule einrücke.«
    Tom Kellys Verblüffung war nicht gespielt. »Du machst wohl Witze! Warum denn das?«
    Teri suchte Ryans Blick, und als er sah, dass ihr die Tränen in den Augen standen, schluckte er die wütende Erwiderung hinunter, die ihm auf der Zunge lag, und sagte stattdessen: »Ich habe noch eine Menge an Stoff nachzuholen, speziell in den Fächern, die ich auf der alten Schule nicht hatte«, erklärte er, wobei er sich um einen beiläufigen Tonfall bemühte. »Ich habe mich wirklich auf dieses Wochenende zu Hause gefreut, aber es ist wahrscheinlich vernünftiger, wenn ich mich stattdessen hinsetze und mal einen ganzen Tag lang intensiv büffle.«
Als er merkte, dass Tom Kelly ihn ansah, drehte er sich zu ihm um und erwiderte seinen Blick.
    Teri McIntyre saß derweil stocksteif und schweigend da und hoffte inständig, dass keiner der beiden das Thema weiterverfolgte.
    Nach einer Weile brach Tom Kelly das Schweigen. »Wahrscheinlich hast du Recht«, meinte er. »Zu diesem Zeitpunkt tust du vermutlich besser daran, in der Schule zu bleiben.«
    Und Ryan nickte zustimmend.
    Der Ober kam und servierte das Essen.
    Ryan betrachtete sein T-Bone-Steak, das, wie er verlangt hatte, drei Viertel durchgebraten war, doch ihm war gründlich der Appetit vergangen. Er konnte nur daran denken, was Melody an diesem Vormittag gemutmaßt hatte: dass viele ihrer Mitschüler entweder Problemkinder oder ihren Eltern einfach nur lästig waren.
    Ihn auf die St. Isaac’s zu schicken war in erster Linie Toms Idee gewesen, und kaum war er aus dem Haus, zog dieser auch schon ein.
    Zudem schien er kein bisschen enttäuscht gewesen zu sein, dass Ryan nicht das ganze Wochenende mit ihnen verbringen wollte.
    »Na, wenigstens haben wir zusammen einen netten Nachmittag verbracht«, sagte Tom und hob sein Weinglas.
    Teri hob ebenfalls ihr Glas und Ryan seine Cola.
    »Dann auf viele schöne Samstage«, sagte Tom.
    »Ja, auf recht viele«, echote Teri.
    Ryan stieß mit seiner Mutter und Tom an, wusste aber, dass er seine Wochenenden von nun an lieber mit Melody und Clay Mitchell und dem Rest seiner neuen Freunde in der Schule verbringen würde.

    Was den weiteren Abend betraf, so würde er dieses Essen durchstehen und höflich sein und seiner Mutter nicht noch mehr Kummer bereiten. Sie sah bereits traurig genug aus. Über Tom Kelly und den Rest würde er nachdenken, wenn er wieder in seinem Zimmer in der St. Isaac’s wäre, allein.
    So allein, wie er sich bereits jetzt fühlte, nachdem er offenbar zu einem dieser lästigen Kinder geworden war, die im Internat geparkt wurden.

39
    Abdul Kahadija ging langsam die Straße entlang. Es war am frühen Abend, um diese sonderbare Stunde der Dämmerung, wo Allah das Licht gerade hell genug scheinen lässt, um das Ziel zu erleuchten, aber gleichzeitig eine Dunkelheit über das Land senkt, die auch dem auffälligsten Eindringling Schutz bietet. Dabei war an Abdul Kahadija nichts Auffälliges; für jemanden, der zufällig aus dem Fenster sah, würde sich Abdul in nichts von jemandem aus der

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