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Das Teufelslabyrinth

Das Teufelslabyrinth

Titel: Das Teufelslabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Wanken.
    Dann sah er im fahlen Licht der geöffneten Tür Jeffreys nackten Körper in einer Ecke kauern.
    Die blasse, von blauen Adern durchzogene Haut des Jungen spannte sich über hervortretenden Rippen, sein Haar war verfilzt, und seine Augen schwammen in gelblichem Eiter.
    Pater Laughlins erste Regung war, zu dem Jungen zu gehen, ihn zu halten und zu trösten. Doch die Aura des Bösen, die den Jungen umgab, hielt ihn zurück, und anstatt sich neben den ausgemergelten Buben zu knien, konzentrierte sich der alte Priester nur auf das Böse, das Jeffrey von innen heraus auffraß.

    Pater Laughlin umfasste das Kruzifix an seinem Gürtel und begann mit der Litanei, die er Pater Sebastian erst vor wenigen Stunden hatte rezitieren hören, wiederholte die Worte so genau, wie er sich eben erinnerte, und stellte sich dabei das selige Lächeln von Melody Hunt vor. Das Mädchen, das in diesem Moment gut behütet auf der Krankenstation lag, in demselben Bett, in dem Sofia Capelli Anfang der Woche gelegen hatte - genau wie Sofia von allem Bösen befreit und in Frieden.
    Und das Gleiche musste er auch für diese arme, gequälte Kreatur tun.
    Doch obschon Laughlin die Worte deutlich im Kopf hatte, klangen sie nicht richtig, als sie ihm jetzt über die eigenen Lippen kamen. Und im Gegensatz zu Pater Sebastians kräftiger, volltönender Stimme, die erfüllt war von der Sicherheit seines Glaubens, hörte sich die seine selbst in seinen eigenen Ohren dünn und brüchig an.
    Auch die Aussprache der lateinischen Worte klang irgendwie falsch und geschwächt von seinem Alter und seiner Gebrechlichkeit.
    Er wusste jetzt, dass er nicht hätte kommen dürfen.
    Doch der Körper des Jungen begann plötzlich zu zucken, laut Pater Sebastian ein sicheres Anzeichen dafür, dass der Teufel, der den Jungen in Besitz hielt, auf seine Worte reagierte. Ein wenig ermutigt, hob Pater Laughlin sein Kruzifix in die Höhe und intonierte die Passagen der Liturgie nach bestem Können.
    Er senkte die Stimme und füllte seine Lungen mit Luft, als wollte er allein dadurch den Gehorsam des Teufels erzwingen.
    Der Junge schlug jetzt um sich, und aus seiner Kehle kam ein tiefes, krächzendes Stöhnen.

    »Ich danke dir, Vater«, flüsterte Ernest Laughlin. Dann erhob er die Stimme, spürte die Macht des Herrn in sich, die ihn dazu befähigte, dem armen Jungen den Dämon auszutreiben, der von ihm Besitz genommen hatte.
    »Du hinterlistige Schlange!« Laughlin waren die Sätze wieder eingefallen, an die er sich zu erinnern versucht hatte. Sie waren zwar nicht auf Lateinisch wie bei Pater Sebastian, aber er kannte sie noch aus den Zeiten im Priesterkolleg. »Wage es nicht mehr, die menschliche Rasse zu täuschen, die Kirche zu verfolgen, die von Gott Erwählten zu quälen und sie zu dreschen wie Weizen. Gott ist dein Herr, Er, dem du dich in deiner grenzenlosen Unverfrorenheit ebenbürtig fühlst!«
    Während er die letzten Worte bellte, sah er, dass sich die verkümmerten Muskeln des Jungen spannten, um sich in eine sitzende Position zu stemmen.
    »Weiche, Satan, Verursacher und Meister allen Übels, Feind all jener, die reinen Herzens sind!« Mit zitternden Fingern kramte Laughlin in seiner Tasche nach der Phiole mit Weihwasser, die er mitgebracht hatte.
    »Pater?« Die Stimme des Jungen war so leise, dass Pater Laughlin nicht sicher war, ob er sich nicht verhört hatte.
    »Pater?« Es war das dünne Stimmchen eines kleinen Kindes.
    »Ja, mein Sohn?« Laughlin ging weiter in die Zelle hinein, näher zu Jeffrey hin. Er beugte sich zu ihm hinab und streckte die Hand nach ihm aus, um ihn zu beruhigen. »Ich bin gekommen, um dir zu helfen.«
    »Du!«, röhrte der Dämon und blies Pater Laughlin seinen fauligen Atem ins Gesicht. »Du hilfst mir? Niemals!«

    Laughlin wich entsetzt zurück, geriet ins Taumeln, hatte Mühe, das Gleichgewicht zu halten, und erst als er die Mauer im Rücken spürte, fand er die Balance wieder.
    Da stand der Junge auf. Und obgleich sein Körper geschwächt war, spiegelte sein Gesicht die böse Fratze des Satans wider. »Du wirst mich niemals besiegen!« Jeffrey streckte seine dreckigen Hände aus und kam langsam, Schritt für Schritt, auf den alten Priester zu.
    Von panischer Angst gelähmt, wie er sie noch nie in seinem Leben erfahren hatte, stand Pater Laughlin wie versteinert da und starrte diese knurrende, geifernde Kreatur an.
    Jetzt begann Jeffrey zu spucken, spie einen heißen, zähflüssigen Speichelklumpen aus, der auf der Lippe des

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