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Das Teufelslabyrinth

Das Teufelslabyrinth

Titel: Das Teufelslabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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zusehen, wie das Bild auf den Boden fiel und das Glas zersprang.
    So weit sein Vorsatz, nichts von sich in dem Haus dieser liederlichen Ungläubigen zurückzulassen! Verzweiflung und Enttäuschung hatten ihn unvorsichtig gemacht, und jetzt würde der Beweis für seine Anwesenheit in dem Haus verbleiben, noch lange nachdem er es verlassen hatte.
    Wieder warf er einen Blick auf seine Uhr. Ihm blieben noch knapp fünf Minuten.
    Er betrachtete das Foto unter dem zerbrochenen Rahmenglas. Ein Junge, der stolz einen kleinen Fisch in die
Höhe hielt. Sollte er den zerbrochenen Rahmen mitnehmen?
    Nein, besser eine falsche Fährte legen.
    Abdul ließ den Bilderrahmen mit dem Foto auf dem Boden liegen, nahm eine Handvoll Ohrringe und Halsketten aus der Schatulle und stopfte diese in seine Tasche. Dann zog er die Schublade mit der Unterwäsche heraus und ließ sie offen stehen.
    Anschließend verließ er das Haus so lautlos, wie er es betreten hatte, niedergeschlagen und wütend über seine Ungeschicklichkeit. Draußen war es jetzt dunkel. Im Schutz der Schatten hinter dem Haus streifte er seine schwarzen Handschuhe ab und schlenderte dann betont arglos zurück auf den menschenleeren Gehweg und um die Ecke des nächsten Häuserblocks.
    Den billigen Modeschmuck wollte er in den Müllcontainer hinter dem Supermarkt werfen, an dem er auf dem Weg hierher vorbeigekommen war.
    Und während er sich durch die dunkle Nacht bewegte, redete er sich ein, dass sein Versagen, dieses Relikt zu finden, nur ein potenzielles Problem für seine Mission darstellte. Die Chancen, dass die einfältigen Hausbewohner überhaupt nicht wussten, was sich da in ihrem Besitz befand, war groß, und wenn dem tatsächlich so war, hätte diese Panne für die Existenz dieses Objekts keinerlei Konsequenzen. Obwohl er sich fraglos sehr viel wohler gefühlt hätte, wenn er dieses Objekt bereits in Händen hielte, so zweifelte er nicht am positiven Ausgang seiner Mission.
    Den Sieg - die Rache - würde er sich immer noch auf die Fahne schreiben können!

40
    Pater Laughlin verlangsamte seinen Schritt, als er sich der Tür zu Jeffrey Holmes’ winziger Kammer näherte. Sie befand sich tief in den Kellergewölben unter dem alten Sandsteinbau, der schon vor gut hundert Jahren von der Schule vereinnahmt worden war und jetzt als Pfarrhaus diente. Während er dann vor der Tür stehen blieb, allein in den muffigen Gängen des unüberschaubaren Labyrinths, kam ihm das, was ihm nach dem Gespräch mit der besorgten Großmutter des Jungen als ausgezeichnete Idee erschienen war, plötzlich vor wie das Ansinnen eines alten Toren. Dennoch, wenn er wiederholen könnte, was Pater Sebastian vor einigen Tagen mit Sofia Capelli und an diesem Nachmittag mit Melody Hunt gelungen war - und davon war er felsenfest überzeugt -, wäre das wunderbar.
    Dann würde Jeffrey Holmes wieder unter dem Schutz des Herrn stehen.
    Pater Sebastians Überzeugung zum Trotz, dass der Junge nicht mehr zu retten sei, vertraute Laughlin darauf, dass ihr gütiger Gott Jeffrey genauso wenig aufgeben würde wie Sofia oder Melody.
    Gott würde niemals ein Kind aufgeben.
    Laughlin streckte die Hand aus, um den Riegel an Jeffreys Zellentür aufzuschieben, doch bevor seine blassen, faltigen Finger das kalte Metall berührten, zögerte er. Er konnte immer noch kehrtmachen, wieder hinauf in seine Räume gehen, eine Tasse Tee trinken, seine müden Beine auf einen Hocker legen und eine Oper von Puccini anhören. Niemand würde ihm einen Vorwurf machen,
wenn er den Jungen den Händen von Pater Sebastian überließe, einem anerkannten Experten auf dem Gebiet der Teufelsaustreibung und sehr viel besser ausgebildet als er selbst.
    Wenn es ihm jedoch gelingen sollte, den Jungen wider Erwarten zu retten, dann könnte er sich zur Ruhe setzen und in Frieden sterben - in der sicheren, von keinerlei Zweifeln getrübten Gewissheit, dass er seine Arbeit für Gott getan hatte.
    Gott würde Jeffrey nicht aufgeben, und er würde über das Aufsagen der Litanei, so wie Laughlin sie in Erinnerung hatte, wachen.
    Ernest Laughlin hob den Blick zu der dunklen, niedrigen Decke und flüsterte ein kaum hörbares Gebet: »Gott, schenke mir den nötigen Glauben.« Dann bekreuzigte er sich, küsste seine Fingerspitzen, und mit ebendiesen Fingerspitzen zog er den Riegel der schweren Eisentür zur Seite.
    Der eiskalte Schwall stinkender Luft - die pure Essenz des Bösen -, die ihm entgegenschlug, brachte Laughlins Entschluss kurzfristig zum

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