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Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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mussten, und schlug zu diesem Zweck den Vierzehnten Zusatzartikel zur Verfassung vor.« Mathers wies auf einen der Computer. »Darf ich mal online gehen?«
    »Aber natürlich«, sagte Rhyme.
    Der Professor wählte eine der großen Suchmaschinen an, gab eine Abfrage ein und lud kurz darauf einen Text herunter. Aus diesem kopierte er eine Passage in ein eigenes Fenster, das für alle Anwesenden auf den Flachbildschirmen im Raum zu sehen war.
     
    Keiner der Einzelstaaten darf Gesetze erlassen oder durchsetzen, die die Vorrechte oder Freiheiten von Bürgern der Vereinigten Staaten beschränken, und kein Staat darf irgendjemandem Leben, Freiheit oder Eigentum ohne ordentliches Gerichtsverfahren nach Recht und Gesetz nehmen oder irgendjemandem innerhalb seines Hoheitsbereiches die Gleichheit vor dem Gesetz versagen.
     
    »Das ist ein Teil von Abschnitt eins des Vierzehnten Zusatzartikels«, erklärte Mathers. »Er schränkt die Befugnisse der Staaten drastisch ein. An anderer Stelle, die ich jetzt nicht herausgesucht habe, wurden den Staaten Anreize geboten, den Schwarzen – nun ja, den schwarzen Männern – das Wahlrecht zuzugestehen. Also, bis hierhin alles klar?«, fragte der Dozent.
    »Ja, kein Problem«, sagte Sachs.
    »Damit ein solcher Zusatzartikel Gültigkeit erlangt, muss er zunächst vom Kongress in Washington beschlossen und dann von drei Vierteln der Einzelstaaten ratifiziert werden. Der Kongress verabschiedete den Vierzehnten Zusatzartikel im Juni 1866. Zwei Jahre später hatte schließlich auch die erforderliche Zahl von Staaten ihm zugestimmt.« Er schüttelte den Kopf. »Doch es gab von Anfang an Gerüchte, dieser Prozess sei nicht ordnungsgemäß abgelaufen. Das ist die Kontroverse, die ich gemeint habe. Viele Leute halten den Zusatzartikel für ungültig.«
    Rhyme runzelte die Stirn. »Wirklich? Was ist denn angeblich schief gegangen?«
    »Es gab mehrere Einwände. Einige Staaten zogen ihre anfängliche Zustimmung wieder zurück, was vom Kongress ignoriert wurde. Manche behaupten, der Text sei schon in Washington nicht angemessen vorgestellt oder verabschiedet worden. Außerdem sollen die Stimmen der Staaten teilweise durch Bestechung und sogar Bedrohung erzwungen worden sein.«
    »Bedrohung?« Sachs deutete auf die Briefe. »Auch Charles hat so etwas erwähnt.«
    »Das politische Leben war damals anders«, erläuterte Mathers. »Zu jener Zeit konnte J. P. Morgan eine Privatarmee anheuern und sie gegen die Söldner seiner Konkurrenten Jay Gould und Jim Fisk in den Kampf schicken, um die Übernahme einer Eisenbahngesellschaft gewaltsam zu regeln. Und die Polizei und die Regierung haben sich einfach zurückgelehnt und dabei zugeschaut.
    Außerdem müssen Sie berücksichtigen, dass die Menschen zutiefst emotional auf den Vierzehnten Zusatzartikel reagierten: Unser Land war beinahe zerstört worden und hatte eine halbe Million Todesopfer zu beklagen – ungefähr so viele wie in allen anderen Kriegen zusammen. Ohne den Vierzehnten Zusatzartikel wäre der Kongress am Ende womöglich unter die Kontrolle des Südens gefallen, was vielleicht erneut zu einer Teilung des Landes geführt hätte. Oder sogar zu einem zweiten Bürgerkrieg.«
    Er wies auf das Material, das vor ihm lag. »Ihr Mr. Singleton war offenbar einer jener Männer, die in die Einzelstaaten gereist sind, um dort für den Zusatzartikel zu werben. Was ist, wenn er dabei Beweise für die Ungültigkeit des Verfahrens gefunden hat? Ein solches Geheimnis hätte ihm mit Sicherheit schwer auf der Seele gelegen.«
    »Demnach hat eventuell eine Gruppe von Unterstützern des Zusatzartikels den vermeintlichen Diebstahl inszeniert, um Charles zu diskreditieren«, sagte Rhyme. »Damit niemand ihm glauben würde, falls er sein Wissen preisgab.«
    »Es steckte gewiss keiner der großen Führer von damals dahinter, weder Frederick Douglass noch Stevens oder Sumner. Aber es gab natürlich viele Politiker, die unbedingt wollten, dass der Zusatzartikel verabschiedet wird, und die zu diesem Zweck alles in ihrer Macht Stehende getan hätten.« Der Professor wandte sich an Geneva. »Und das würde auch erklären, weshalb diese junge Dame sich in Gefahr befindet.«
    »Weshalb denn?«, fragte Rhyme. Er hatte die geschichtlichen Zusammenhänge verstanden, aber die möglichen Konsequenzen waren ihm nicht so ganz klar.
    »Du brauchst doch bloß eine Zeitung aufzuschlagen«, sagte Thom.
    »Und was soll das nun wieder heißen?«, fuhr Rhyme ihn an.
    »Er meint, dass es

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