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Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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jeden Tag Artikel darüber gibt, wie der Vierzehnte Zusatzartikel sich auf unser Leben auswirkt«, erwiderte Mathers. »Er wird vielleicht nicht immer ausdrücklich erwähnt, ist aber nach wie vor eine der mächtigsten Waffen in unserem Menschenrechtsarsenal. Die Formulierungen sind sehr vage – was ist mit ›Recht und Gesetz‹ gemeint? Mit ›Gleichheit‹? Mit ›Vorrechte und Freiheiten‹? Diese Unbestimmtheit war natürlich beabsichtigt, damit der Kongress und das oberste Bundesgericht ihre Maßnahmen den Lebensumständen jeder neuen Generation anpassen konnten.
    Aus diesen wenigen Worten sind Hunderte von Gesetzen zu allen vorstellbaren Themen entstanden, nicht nur zum Problem der Rassendiskriminierung. Man nutzt diesen Zusatzartikel, um ungerechte Steuergesetze zu revidieren, minderjährige Arbeitskräfte und Obdachlose zu schützen oder die medizinische Grundversorgung für Bedürftige zu garantieren. Er ist die Basis der Schwulenrechte und für jährlich Tausende von Fällen, in denen über die Rechte von Häftlingen entschieden wird. Seine wohl umstrittenste Anwendung fand dieser Zusatzartikel, als das Recht auf Abtreibung geschützt wurde.
    Ohne ihn könnten die Einzelstaaten beschließen, dass Abtreibungsärzte vorsätzliche Mörder sind. Und seit dem 11. September und den daraus entstandenen Heimatschutzbestimmungen hält nur noch der Vierzehnte Zusatzartikel die Staaten davon ab, unschuldige Moslems zusammenzutreiben und so lange einzusperren, wie die Polizei es möchte.« Seine Miene verriet, wie unbehaglich er sich fühlte. »Falls dieser Zusatzartikel aus einem Grund, den Ihr Charles Singleton erfahren hat, ungültig sein sollte, könnte das für uns alle das Ende der gewohnten Freiheit bedeuten.«
    »Nehmen wir mal an, Charles hätte so etwas herausgefunden, und der Zusatzartikel wäre ungültig«, sagte Sachs. »Dann könnte man ihn doch einfach von neuem beschließen, oder?«
    Diesmal lag im Lachen des Professors eindeutig Zynismus, nicht nur Spott. »Aber dazu würde es nicht kommen. In einem Punkt sind alle Gelehrten sich einig: Der Vierzehnte Zusatzartikel wurde in dem einzig möglichen Zeitfenster unserer Geschichte verabschiedet. Nein, falls der Supreme Court ihn für ungültig erklärte, würden wir vielleicht ein paar der daraus abgeleiteten Gesetze erneut verabschieden, aber die Hauptwaffe im Kampf für bürgerliche Rechte und Freiheiten wäre auf ewig dahin.«
    »Falls dies das Motiv ist, wer könnte dann hinter dem Überfall auf Geneva stecken?«, fragte Rhyme. »Nach wem sollten wir suchen?«
    Mathers schüttelte den Kopf. »Oh, das ist eine endlos lange Liste. Zehntausende von Leuten wollen sicherstellen, dass dieser Zusatzartikel in Kraft bleibt. Es könnten Mitglieder einer politisch liberalen oder radikalen Gruppe sein oder Angehörige einer Minderheit einer rassischen oder sexuellen Minorität. Genauso in Betracht kommen die Befürworter von Sozialprogrammen, der Gesundheitsfürsorge, des Rechts auf Abtreibung, der Schwulenrechte, Häftlingsrechte, Arbeitnehmerrechte … Man glaubt immer, alle Extremisten gehörten der religiösen Rechten an – Mütter, die ihre Kinder veranlassen, sich in die Auffahrten von Abtreibungskliniken zu legen oder seien Leute, die Regierungsgebäude in die Luft sprengen. Aber das sind längst nicht die Einzigen, die für ihre Prinzipien morden. Der Großteil des europäischen Terrorismus rekrutierte sich aus der radikalen Linken.« Er schüttelte den Kopf. »Ich würde mir nicht mal ansatzweise zutrauen, eine Prognose abzugeben.«
    »Aber wir müssen es irgendwie eingrenzen«, sagte Sachs.
    Rhyme nickte langsam. In erster Linie ging es darum, Täter 109 zu ergreifen und darauf zu hoffen, dass er seinen Auftraggeber verriet oder dass man bei ihm Anhaltspunkte finden wird, die sie zu der entsprechenden Person führten. Aber Rhyme spürte instinktiv, dass auch dies ein wichtiger Ansatz war: Falls es auf die Frage, wer hinter den Anschlägen auf Geneva Settle steckte, keine Antworten in der Gegenwart gab, mussten sie eben in der Vergangenheit suchen. »Wer auch immer es ist, er weiß über die Geschehnisse von 1868 offensichtlich mehr als wir. Falls wir das herausfinden können – was Charles erfahren hat, was er vorhatte, was sein Geheimnis war und was hinter dem Diebstahl steckte –, ergeben sich daraus vielleicht weitere Schritte. Ich möchte mehr Informationen über das New York jener Zeit, über Gallows Heights, Potters’ Field und alles, was wir

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