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Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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könnte alles Mögliche wittern.«
    Dann knurrte Vegas und berührte mit seiner Pfote Amelias Bein. Davis hatte ihr von einer weiteren Eigenschaft der Briards erzählt: der Triage. Die Sanitäter auf den Schlachtfeldern hatten mit Hilfe dieser Hunde entschieden, welche der Verwundeten gerettet werden konnten und welche nicht. Sie fragte sich, ob Vegas sie soeben vorzeitig in die letztere Kategorie eingeteilt hatte.
    »Bleib in der Nähe«, sagte Sachs zu Davis und lachte nervös auf. »Falls ich ausgegraben werden muss.«
    Yu bot an, in das Loch zu steigen (er sagte, er möge Tunnel und Höhlen, was Amelia Sachs zutiefst erstaunte). Aber sie lehnte ab. Es handelte sich hierbei schließlich um einen Tatort, auch wenn er schon hundertvierzig Jahre alt sein mochte, und die Kugel und die Kiste, was auch immer sie zu bedeuten hatten, mussten ordnungsgemäß als Beweisstücke gesichert werden.
    Die städtischen Arbeiter stellten eine Leiter in den Schacht. Sachs schaute seufzend nach unten.
    »Geht es Ihnen gut?«, fragte Yu.
    »Alles bestens«, sagte sie fröhlich und stieg hinab. Verglichen hiermit ist das Archiv der Sanford-Stiftung ein Klacks gewesen, dachte sie im Hinblick auf das Gefühl der Enge. Unten nahm sie den Spaten und die Spitzhacke, die Yu bereitgelegt hatte, und machte sich an die Arbeit.
    Die Anstrengung ließ sie schwitzen, die Panik sie immer wieder erzittern. Doch sie grub und grub – und stellte sich die ganze Zeit vor, wie die Wände über ihr einstürzen würden. Sie räumte Steine beiseite und hieb mit der Hacke in den festen Boden.
    Auf ewig unter Lehm und Erde begraben …
    »Was siehst du, Sachs?«, fragte Rhyme über Funk.
    »Erde, Sand, Würmer, ein paar Blechdosen, Steine.«
    Sie drang einen halben Meter unter das Gebäude vor.
    Dann traf ihr Spaten mit hellem Klirren auf Widerstand, und sie hielt inne. Nachdem sie etwas Erde abgeschabt hatte, sah sie eine gewölbte Backsteinmauer vor sich, offenbar sehr alt, denn der Mörtel war unbeholfen zwischen die Ziegel geschmiert.
    »Ich hab die Seitenwand der Zisterne erreicht.«
    Von oben rieselte etwas Erde herab. Es erschreckte sie heftiger, als wenn eine Ratte über ihren Schenkel gelaufen wäre. Vor ihrem inneren Auge erschien ein Bild: Sie konnte sich nicht rühren und wurde von Erde umspült, die ihre Brust zerquetschte und ihr in Nase und Mund eindrang. Sie ertrank in Erde …
    Okay, Mädchen, immer mit der Ruhe. Sachs atmete mehrmals tief durch. Scharrte mehr Erde weg, die auf ihrem Schoß landete. »Was meinen Sie, sollten wir das abstützen?«, rief sie zu Yu hinauf.
    »Was?«, fragte Rhyme.
    »Ich spreche mit dem Ingenieur.«
    »Das müsste auch so halten«, rief Yu. »Die Erde ist feucht genug, um nicht zu bröckeln.«
    Müsste …
    »Falls Sie möchten, können wir das natürlich tun«, fuhr er fort. »Aber es wird ein paar Stunden dauern, die Balken zurechtzusägen und einzubauen.«
    »Nicht nötig«, rief sie. »Lincoln?«, fragte sie in das Mikrofon.
    Es herrschte Stille.
    Dann zuckte sie zusammen, weil ihr klar wurde, dass sie ihn beim Vornamen genannt hatte. Keiner von ihnen war abergläubisch, aber es gab eine Regel, an die sie sich beide hielten: bei der Arbeit nie die Vornamen zu benutzen, denn das brachte Unglück.
    Sein Zögern verriet ihr, dass auch er ihren Regelverstoß bemerkt hatte. »Mach weiter«, sagte er schließlich.
    Ein paar Steinchen und trockener Sand prasselten ihr von oben auf Nacken und Schultern. Der Tyvek-Overall verstärkte das Geräusch. Sie sprang keuchend zurück, weil sie dachte, die Wände stürzten ein.
    »Sachs? Alles in Ordnung?«
    Sie sah sich um. Nein, die Wände hielten. »Ja.« Sie kratzte mehr Erde von der gerundeten Zisterne und hackte etwas Mörtel weg. »Ist dir inzwischen eingefallen, was dieses Ding sein könnte?«, fragte sie Rhyme, hauptsächlich wegen des tröstlichen Gefühls, seine Stimme zu hören.
    Eine Kugel mit einem Strang.
    »Nein.«
    Ein harter Schlag mit der Hacke. Ein Ziegel löste sich. Dann noch einer. Aus dem Brunnenschacht strömte Erde und bedeckte ihre Knie.
    Verflucht, wie ich das hasse.
    Mehr Ziegel, mehr Sand und Steine und Erde. Sie hörte kurz auf, befreite sich von der schweren Last auf ihrem Schoß und machte weiter.
    »Wie geht es voran?«, fragte Rhyme.
    »Ich bin fast drinnen«, sagte sie leise und entfernte weitere Backsteine. Ungefähr ein Dutzend lagen um sie herum. Sie wandte den Kopf und leuchtete auf das, was sich hinter den Ziegeln befand: eine Wand

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