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Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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regelmäßig Murine-Tropfen. Es könnte erst in letzter Zeit entstanden sein, vielleicht aber hat er auch schon als Häftling darunter gelitten. Und wir glauben, dass er gern pfeift.«
    »Pfeift? Den Frauen hinterher oder was?«
    »Nein, er pfeift Melodien vor sich hin. Irgendwelche Lieder.«
    »Ach so. Gut. Warten Sie bitte.« Fünf unendlich lange Minuten später kam er zurück an den Apparat. »Bedaure. Niemand kann sich an irgendjemanden erinnern, der gepfiffen oder schlechte Augen gehabt hat, jedenfalls nicht als typische Eigenschaft. Aber wir suchen weiter.«
    Rhyme bedankte sich und beendete das Gespräch. Frustriert starrte er die Wandtafel an. Edmond Locard, einer der größten Kriminalisten aller Zeiten, hatte Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts in Frankreich die so genannte Austauschregel formuliert, nach der bei jedem Verbrechen ein Spurenaustausch sowohl zwischen Täter und Schauplatz als auch zwischen Täter und Opfer stattfand, wie geringfügig auch immer. Diese Spuren zu finden, war das Ziel des forensischen Ermittlers. Locards Grundsatz sorgte leider nicht dafür, dass man durch die simple Feststellung dieser Verbindung zur Tür des Täters geführt wurde.
    Rhyme seufzte. Nun, er hatte ja gewusst, dass die Sache ziemlich aussichtslos war. Was konnten sie denn schon vorweisen? Ein ungenaues Phantombild, eine eventuelle Augenkrankheit, eine mögliche Angewohnheit, den Groll gegen einen Gefängnisaufseher.
    Was sonst sollte …?
    Rhyme runzelte die Stirn. Sein Blick war auf die Tarotkarte gefallen.
    Der Gehängte bezieht sich nicht darauf, dass jemandem eine Strafe droht …
    Vielleicht nicht, aber trotzdem hing hier jemand von einer Art Galgen.
    Bei ihm klingelte etwas. Er überprüfte ein weiteres Mal die Tabelle: der Schlagstock, die Stromfalle an der Elizabeth Street, das Giftgas, die drei Schüsse ins Herz, der Lynchmord an Charlie Tucker, die Fasern eines Stricks mit Blutspuren …
    »Oh, verdammt noch mal!«
    »Lincoln? Was ist denn los?«, fragte Cooper und sah seinen Chef besorgt an.
    »Kommando, Wahlwiederholung!«, rief Rhyme.
    Ich habe nicht verstanden, was Sie gesagt haben, erschien auf dem Computermonitor. Bitte wiederholen Sie Ihre Anweisung.
    »Wähl die Nummer noch mal.«
    Ich habe nicht verstanden, was Sie gesagt haben.
    »Leck mich! Mel, Sachs … irgendjemand soll gefälligst auf die Wahlwiederholung drücken!«
    Cooper tat es, und wenig später sprach der Kriminalist erneut mit dem Gefängnisdirektor in Amarillo.
    »J. T, hier ist noch mal Lincoln.«
    »Ja, Sir?«
    »Vergessen Sie die Insassen. Überprüfen Sie die Aufseher.«
    »Die Aufseher?«
    »Jemand von Ihrem Personal. Mit Augenproblemen. Der gepfiffen hat. Und er könnte vor oder bis zu Tuckers Ermordung im Todestrakt gearbeitet haben.«
    »Keiner von uns hat an die Angestellten gedacht. Und noch mal die meisten unserer Leute waren vor fünf oder sechs Jahren noch gar nicht hier. Aber warten Sie kurz. Ich frag mal nach.«
    Das Bild des Gehängten hatte Rhyme auf den Gedanken gebracht. Dann hatte er sich die Waffen und Methoden von Täter 109 vergegenwärtigt. Es waren Hinrichtungsarten: Gas, Strom, Erhängen, mehrere Schüsse ins Herz, wie bei einem Exekutionskommando. Und um die Opfer auszuschalten, benutzte er einen Schlagstock, wie ihn ein Gefängnisaufseher bei sich tragen würde.
    »Hallo, Detective Rhyme?«
    »Reden Sie weiter, J. T.«
    »Jemand hier hat sich tatsächlich erinnert. Ich habe einen unserer pensionierten Wärter zu Hause angerufen. Er heißt Pepper, hat im Todestrakt gearbeitet und sich bereit erklärt, hierher ins Büro zu kommen und mit Ihnen zu reden. Er wohnt ganz in der Nähe, also dürfte es nur ein paar Minuten dauern. Wir rufen Sie gleich zurück.«
    Ein weiterer Blick zu der Tarotkarte.
    Eine Richtungsänderung …
    Zehn unerträglich lange Minuten später klingelte das Telefon.
    Man tauschte ein paar kurze Begrüßungsfloskeln aus. Halbert Pepper, der pensionierte Beamte der texanischen Justizbehörde, sprach ein dermaßen gedehntes Englisch, dass J. T. Beauchamp dagegen fast wie ein Nachrichtensprecher klang. »Ich glaube, ich kann Ihnen vielleicht weiterhelfen.«
    »Legen Sie los«, sagte Rhyme.
    »Bis vor ungefähr fünf Jahren hatten wir hier einen leitenden Exekutionsbeamten, auf den die Beschreibung zutrifft, die Sie J. T. übermittelt haben. Er hatte Augenprobleme und konnte pfeifen wie ein Weltmeister. Ich stand damals kurz vor der Pensionierung, hab ihn aber noch kennen gelernt.«
    »Wie

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