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Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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vorstellen.
    Jemand hat Boyd gefragt, wie sich das anfühlt, auf einem elektrischen Stuhl zu sitzen. Er sagte, er habe gar nichts gespürt. Es habe sich bloß ›irgendwie taub‹ angefühlt. Das hat er am Ende oft gesagt. Er fühle sich taub.«
    »Sie haben gesagt, seine Eltern seien ums Leben gekommen. Ist er in ihr Haus gezogen?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Gibt es das noch?«
    Auch die Texaner hatten den Lautsprecher des Telefons eingeschaltet. »Ich finde das für Sie heraus, Sir«, rief J. T. Beauchamp aus dem Hintergrund und stellte jemandem eine Frage. »In ein oder zwei Minuten wissen wir mehr, Mr. Rhyme.«
    »Könnten Sie bitte auch überprüfen, ob es bei Ihnen in der Gegend noch irgendwelche Verwandte gibt?«
    »Ja, Sir.«
    »Hat Boyd oft vor sich hin gepfiffen, Officer Pepper?«, fragte Sachs.
    »Ja, Ma’am. Und er war richtig gut. Manchmal hat er den Todeskandidaten zum Abschied ein oder zwei Lieder mit auf den Weg gegeben.«
    »Was war mit seinen Augen?«
    »Das stimmt auch überein«, sagte Pepper. »Thompson hatte schlechte Augen. Es ist nicht hier bei uns passiert. Angeblich hat er jemanden auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet, und etwas ging schief. Das passiert manchmal. Ein Feuer brach aus …«
    »Bei dem Mann, der hingerichtet wurde?«, fragte Sachs und verzog das Gesicht.
    »Ganz recht, Ma’am. Er fing an zu brennen. Vielleicht war er ja schon tot oder bewusstlos. Das weiß keiner. Er hat sich noch bewegt, aber das tun sie immer. Thompson kam also mit einer Schrotflinte angerannt, um das arme Schwein zu erlösen. Das entspricht nicht den Vorschriften. Es gilt als Mord, den Delinquenten auf andere Weise zu töten, als im Vollstreckungsbefehl vorgegeben ist. Doch Boyd wollte es trotzdem tun. Er wollte wohl keinen ›seiner Leute‹ auf diese Weise sterben lassen. Aber das Feuer breitete sich aus. Es griff auf die Ummantelung der Kabel oder irgendwas aus Kunststoff über, und die Dämpfe haben Boyd umgehauen. Er war ein oder zwei Tage geblendet.«
    »Und der Häftling?«, fragte Sachs.
    »Thompson musste ihn nicht erschießen. Der Strom hat ausgereicht.«
    »Und wann hat er aufgehört? Vor fünf Jahren?«, fragte Rhyme.
    »So in etwa«, bestätigte Pepper. »Er hat gekündigt. Ich glaube, er wollte zu irgendeinem Gefängnis im Mittelwesten wechseln. Seitdem hab ich nichts mehr von ihm gehört.«
    Im Mittelwesten – vielleicht in Ohio. Wo sich der andere Mord ereignet hatte, der ins Schema passte. »Ruf jemanden vom Strafvollzug in Ohio an«, wandte Rhyme sich flüsternd an Cooper. Der Techniker nickte und hob den Hörer eines anderen Telefons ab.
    »Was ist mit Charlie Tucker, dem Aufseher, der umgebracht wurde? Hat Boyd ungefähr zu jener Zeit aufgehört?«
    »Ja, Sir, das kommt hin.«
    »Gab es zwischen den beiden Streit?«
    »Charlie hat vor seiner Pensionierung ein Jahr unter Thompson gearbeitet«, sagte Pepper. »Er war ein ziemlicher Moralprediger, ein überzeugter Baptist, der den Todeskandidaten manchmal Bibelzitate an den Kopf geworfen und ihnen gesagt hat, sie würden in der Hölle landen. Boyd hat nicht viel davon gehalten.«
    »Demnach hat Boyd ihn womöglich ermordet, um ihm heimzuzahlen, dass er den Sträflingen so zugesetzt hatte.«
    Meine Leute …
    »Kann sein.«
    »Was ist mit dem Phantombild, das wir geschickt haben? Ist das Boyd?«
    »J. T. hat es mir gerade eben gezeigt«, sagte Pepper. »Ja, das könnte er sein. Aber er war massiger, dicker. Damals, meine ich. Und er hatte sich den Kopf kahl geschoren und trug einen Spitzbart – das haben viele von uns gemacht, um so fies wie die Häftlinge auszusehen.«
    »Außerdem haben wir nur bei den Insassen gesucht, nicht bei den Wärtern«, warf der Direktor ein.
    Der Fehler geht auf meine Kappe, dachte Rhyme verärgert.
    »Das kann doch nicht wahr sein!«, ertönte abermals die Stimme des Direktors.
    »Was ist denn, J. T.?«
    »Meine Sekretärin wollte Boyds Personalakte holen. Und …«
    »Die Akte ist weg.«
    »Ja, genau.«
    »Er hat seine Akte gestohlen, um die Verbindung zu dem Mord an Charlie Tucker zu vertuschen«, sagte Sellitto.
    »Durchaus möglich«, sagte J. T. Beauchamp.
    Rhyme schüttelte den Kopf. »Und er hat sich Sorgen wegen der Fingerabdrücke gemacht, denn seine waren als die eines Staatsbediensteten erfasst, nicht als die eines Straftäters.«
    »Moment bitte«, sagte der Direktor. Eine Frau sprach mit ihm. Er kehrte an den Apparat zurück. »Die Bezirksverwaltung hat sich soeben bei uns zurückgemeldet. Boyd

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