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Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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hat das Haus der Familie vor fünf Jahren verkauft und nirgendwo im Staat anderen Immobilienbesitz erworben. Zumindest nicht unter seinem Namen. Er muss das Geld genommen haben und verschwunden sein … Und niemand weiß von irgendwelchen anderen Verwandten.«
    »Wie lautet sein vollständiger Name?«, fragte Rhyme.
    »Ich glaube, sein zweiter Vorname fing mit G an, aber mehr weiß ich nicht«, sagte Pepper. »Doch eines muss man ihm lassen: Thompson Boyd wusste, was er tat. Er kannte die EV in- und auswendig.«
    »Die EV?«
    »Die Exekutionsvorschriften. Das ist so ein großes Buch, in dem detailliert steht, wie man jemanden hinrichtet. Er sorgte dafür, dass auch die anderen Exekutionsbeamten es auswendig lernten, und dann ließ er sie ständig vor sich hin sagen: ›Ich muss mich an das Buch halten. Ich muss stets überaus korrekt vorgehen.‹ Thompson sagte immer, wenn es um den Tod geht, dürfe man nicht aus Bequemlichkeit nachlässig werden.«
     
    Mel Cooper legte den Hörer auf.
    »Ohio?«, fragte Rhyme.
    Der Techniker nickte. »Das Hochsicherheitsgefängnis Keegan Falls. Boyd hat nur etwa ein Jahr dort gearbeitet. Der Direktor kann sich noch an sein Augenproblem erinnern, und gepfiffen hat er auch. Offenbar hat Boyd von Anfang an Schwierigkeiten gemacht und sich wegen der Behandlung der Gefangenen mit den Aufsehern angelegt. Außerdem soll er viel Zeit mit den Insassen verbracht haben, was gegen die Vorschriften war. Der Direktor glaubt, dass er Kontakte geknüpft hat, die er später als Mietkiller nutzen wollte.«
    »Vielleicht hat er so den Mann kennen gelernt, in dessen Auftrag er dann den Zeugen umgebracht hat.«
    »Könnte sein.«
    »Und seine dortige Personalakte? Wurde die ebenfalls gestohlen?«
    »Ja, sie fehlt. Niemand weiß auch nur das Geringste über ihn, nicht mal, wo er gewohnt hat. Keiner hat sich je dafür interessiert.«
    Joe Jedermann …
    »Nun, er ist nicht mehr Texas’ oder Ohios Problem, sondern unseres. Starte einen kompletten Suchlauf.«
    »Okay.«
    Cooper führte die Standardüberprüfungen durch – Vorstrafen, Fahrzeugzulassungen, Hotelrechnungen, Strafzettel, Steuerbescheide … alles. Nach fünfzehn Minuten lagen sämtliche Resultate vor. Der Name »Thompson G. Boyd« tauchte mehrmals auf und einmal auch ein »T. G. Boyd«. Aber die Altersangaben und Personenbeschreibungen passten nicht mal annähernd zu dem Verdächtigen. Der Techniker versuchte es daraufhin mit unterschiedlichen Schreibweisen der Namen, wiederum ohne Erfolg.
    »Wie sieht’s mit Decknamen aus?«, fragte Rhyme. Die meisten Berufsverbrecher, vor allem Auftragsmörder, bedienten sich verschiedener Identitäten. Bei der Auswahl der Tarnnamen verhielten sie sich in der Regel wie jemand, der sich ein Passwort für einen Computer oder Geldautomaten aussuchte – sie wählten Variationen eines Namens, der eine Bedeutung für sie besaß. Im Nachhinein erschienen diese Abwandlungen oft lächerlich einfach. Aber sie zu erraten, gelang praktisch nie. Rhyme und sein Team versuchten es dennoch: Sie vertauschen den Vor- und den Nachnamen (denn »Thompson« war als Nachname weitaus gebräuchlicher). Cooper bemühte sogar einen Anagramm-Generator, der aus den Buchstaben des Namens neue Begriffe schuf, aber nichts davon fand sich in den Datenbanken wieder.
    Verdammt, dachte Rhyme wütend und enttäuscht. Wir kennen seinen Namen, wir wissen, wie er aussieht und dass er in der Stadt ist …
    Aber wir können ihn, zum Teufel noch mal, nicht finden.
    Sachs betrachtete die Tabelle und neigte den Kopf. »Billy Todd Hammil«, sagte sie dann.
    »Wer?«, fragte Rhyme.
    »Der Name, unter dem er das Versteck in der Elizabeth Street gemietet hat.«
    »Was ist damit?«
    Sie blätterte einige Unterlagen durch und hob den Kopf. »Er ist vor sechs Jahren gestorben.«
    »Wo?«
    »Das steht hier nicht. Aber ich wette, in Texas.«
    Sachs rief noch einmal im Gefängnis an und erkundigte sich nach Hammil. Wenig später legte sie auf und nickte. »Treffer. Er hat vor zwölf Jahren in einem kleinen Laden den Verkäufer ermordet. Boyd hat seine Hinrichtung geleitet. Wie es scheint, besteht eine makabre Verbindung zwischen ihm und seinen Todeskandidaten. Die Mordmethoden stammen aus seiner Zeit als Henker. Wieso nicht auch seine Identitäten?«
    »Makabre Verbindungen« waren Rhyme völlig egal, aber wie auch immer Boyds Motiv aussehen mochte, Sachs’ Vermutung war nicht von der Hand zu weisen. »Besorgt uns eine Liste aller Leute, die er hingerichtet

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