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Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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rief sie dann atemlos in ihr Funkgerät. »Ich habe auf der Rückseite des Gebäudes im ersten Stock hinter einem der Fenster eine Bewegung gesehen. Überwachungsteam, können Sie das bestätigen?«
    »Keine Zielperson. Sie haben einen unserer Leute gesehen. Kommen.«
    »Roger. Ende.«
    Sachs ging humpelnd weiter.
    »Amelia, Sie haben sich verletzt.«
    »Es ist nichts.«
    »Sagen Sie es Bo.«
    »Es ist nicht schlimm.«
    Nur wenige Personen – darunter Rhyme, Mel Cooper und Sellitto – wussten, dass sie an Arthritis litt. Sie bemühte sich sehr, die Krankheit geheim zu halten, weil sie befürchtete, hinter einen Schreibtisch versetzt zu werden, falls ihre höheren Vorgesetzten davon erfuhren. Aus der Hosentasche zog sie nun ein Tütchen Schmerztabletten hervor, riss es mit den Zähnen auf und schluckte die Pillen trocken herunter …
    »An alle Teams. Formieren«, erklang Bo Haumanns Stimme aus dem Funkgerät.
    Sachs näherte sich ihrer Gruppe. Das Humpeln wurde schlimmer.
    Sellitto nahm sie beiseite. »Sie können nicht mitgehen.«
    »Ich will ja keinen Wettlauf veranstalten, Lon. Nur den Tatort sichern.«
    Der Detective drehte sich Hilfe suchend zu der mobilen Leitstelle um, aber Haumann und die anderen hatten bereits den Standort gewechselt.
    »Es geht schon besser. Ehrlich.« Sie humpelte weiter.
    »Detective, sind Sie bereit?«, flüsterte einer der Männer aus Team A.
    »Ja.«
    »Nein, ist sie nicht«, wandte Sellitto sich an den Beamten. »Sie schafft die Zivilisten aus dem Weg. Ich gehe mit dem Team rein.«
    »Sie?«
    »Ja, ich. Ist das etwa ein Problem für Sie?«
    »Nein, Sir.«
    »Lon«, flüsterte sie. »Es geht mir gut.«
    »Ich weiß genug über Tatorte, um die Wohnung zu sichern«, sagte der massige Detective. »Rhyme hat mir jahrelang eingetrichtert, wie man das macht.«
    »Ich werde nicht laufen müssen.«
    »Ja, vielleicht nicht, aber könnten Sie mit ausgestreckter Waffe in die Knie gehen, falls er mit seiner verdammten Knarre losballert?«
    »Ja, könnte ich«, antwortete sie entschlossen.
    »Tja, da bin ich anderer Meinung. Also streiten Sie nicht mit mir, sondern bringen Sie die Zivilisten in Sicherheit.« Er zog den Riemen der Weste an und nahm seinen Revolver.
    Sie zögerte.
    »Das ist ein Befehl, Detective.«
    Sie bedachte ihn mit einem finsteren Blick. Doch so selbstbewusst Sachs auch sein mochte – manch einer hätte sie sogar als »rebellisch« bezeichnet –, die Tochter eines Streifenpolizisten kannte ihren Platz in der Rangordnung des New York City Police Department.
    »Also gut«, sagte sie. »Aber nehmen Sie die hier.« Sie zog ihre fünfzehnschüssige Glock sowie ein Reservemagazin und reichte ihm beides. Im Austausch nahm sie seinen Revolver, dessen Trommel sechs Patronen fasste.
    Er musterte die große schwarze Automatik. Der Abzug der Waffe war hoch empfindlich eingestellt. Falls Sellitto sich ähnlich ungeschickt wie auf der Elizabeth Street verhielt, konnte es ihn oder einen seiner Kollegen ohne Weiteres das Leben kosten. Er rieb sich noch einmal die Wange und schaute zu der Wohnung. Dann eilte er den anderen hinterher.
    Sachs sah das Team im Haus verschwinden, drehte sich um und überquerte die Straße, um für die Sicherheit der dortigen Bewohner zu sorgen.
    Sie humpelte nicht mehr.
    In Wahrheit ging es ihr schon die ganze Zeit gut, abgesehen von einer gewissen Enttäuschung darüber, dass sie nicht an dem Zugriff teilnehmen würde. Aber sie hatte den Sturz und die Verletzung vortäuschen müssen. Um Lon Sellittos willen. Ihr war nur eine Möglichkeit eingefallen, ihn zu retten: Sie musste ihn dazu zwingen, in vorderster Linie aktiv zu werden. Das Risiko für ihn und das Team erschien ihr minimal – es war jede Menge Verstärkung vor Ort, alle trugen Schutzkleidung, und sie würden den Täter überraschen. Außerdem schien Sellitto seine Angst halbwegs unter Kontrolle zu haben. Sie musste daran denken, wie behutsam er die Glock gehalten und betrachtet hatte und wie sein Blick dann nervös zum Haus des Täters gehuscht war.
    Jedenfalls gab es keine Alternative. Sellitto war ein großartiger Cop. Aber falls er so furchtsam blieb, würde er bald gar kein Cop mehr sein, und damit wäre sein Leben vorbei. Diese nagenden Selbstzweifel fraßen sich tief in die Seele. Sachs wusste es; auch sie kämpfte ständig dagegen an. Falls Sellitto jetzt nicht die Initiative ergriff, würde er aufgeben.
    Sie beschleunigte ihren Schritt. Immerhin musste sie ebenfalls eine wichtige Aufgabe

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