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Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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neben die Tür.
    In seinem Ohrhörer erklang eine Stimme: »Stromunterbrechung in drei … zwei … eins.«
    Der Teamleiter berührte die Schulter des Kollegen mit der Ramme. Der kräftige Officer holte aus und brach das Türschloss mit lautem Krachen aus dem Rahmen.
    Sellitto stand nun völlig unter Adrenalin und dachte an nichts anderes mehr, nur noch an den Täter und die Beweise. Er lief hinein, unmittelbar gefolgt von den Kollegen des Sondereinsatzkommandos, die ihm Deckung gaben, Zimmertüren auftraten und die Räume absuchten. Das zweite Team drang durch das Küchenfenster ein.
    Von Boyd war auf den ersten Blick nichts zu sehen. Ein kleines Fernsehgerät war sehr warm – und stellte höchstwahrscheinlich die Wärmequelle und den Ursprung der Geräusche dar, die das Überwachungsteam festgestellt hatte.
    Höchstwahrscheinlich.
    Vielleicht aber auch nicht.
    Sellitto sah sich noch einmal in dem kleinen Wohnzimmer um, konnte abermals niemanden entdecken und ging direkt zu Boyds Arbeitstisch, auf dem sich die Beweise türmten: einige Blatt Papier, Munition, mehrere Briefumschläge, ummantelte Kabelreste, eine digitale Zeitschaltuhr, Gläser mit Flüssigkeit und weißem Pulver, ein Transistorradio, ein Seil. Neben dem Tisch stand ein Metallschrank. Der Lieutenant untersuchte ihn vorsichtig nach Fallen und benutzte dabei ein Papiertaschentuch, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen. Da er nichts fand, öffnete er die Schranktür und sah noch mehr Gläser und Schachteln vor sich. Außerdem zwei Schusswaffen und stapelweise druckfrisches Bargeld – fast einhunderttausend Dollar, schätzte der Detective.
    »Der Raum ist sauber«, rief einer der ESU-Beamten. Aus einem anderen Zimmer ertönte die gleiche Meldung.
    »Teamleiter A an Einsatzleitung«, erklang schließlich eine Stimme. »Die Wohnung ist gesichert. Kommen.«
    Sellitto lachte laut auf. Er hatte es geschafft. Hatte sich diesem verdammten Mist gestellt, der ihm auf der Seele lastete.
    Aber werd nicht gleich übermütig, ermahnte er sich und steckte Sachs’ Glock ein. Du bist aus einem bestimmten Grund hier, weißt du noch? Du hast etwas zu erledigen. Also sichere gefälligst die verdammten Spuren.
    Doch als er den Blick durch das Zimmer schweifen ließ, kam ihm irgendetwas merkwürdig vor.
    Was?
    Die Küche, der Flur, der Tisch. Was war daran seltsam? Irgendwas stimmte hier nicht.
    Dann wurde es ihm klar:
    Ein Transistorradio?
    Wurden die überhaupt noch hergestellt? Falls ja, bekam man sie jedenfalls kaum mehr zu Gesicht, wo doch heutzutage alles Mögliche billig zu haben war, ob Gettoblaster, Discman oder MP3-Player.
    Scheiße. Das war eine Bombe! Und sie stand unmittelbar neben einer großen Flasche mit klarer Flüssigkeit und einem gläsernen Stöpsel. Sellitto kannte diese Flaschen noch aus dem Chemieunterricht. Man bewahrte Säure darin auf.
    »Verdammt!«
    Wie viel Zeit blieb noch bis zur Explosion? Eine Minute? Zwei?
    Sellitto sprang vor, packte das Radio, lief ins Badezimmer und legte es ins Waschbecken.
    »Was ist denn?«, fragte einer der ESU-Cops.
    »Wir haben hier eine versteckte Sprengladung! Räumen Sie die Wohnung!«, rief der Detective und riss sich die Gasmaske herunter.
    »Sofort raus hier!«, schrie der Beamte.
    Sellitto ignorierte ihn. Wenn jemand eine Bombe bastelte, machte er sich nie die Mühe, seine Fingerabdrücke oder andere Spuren zu beseitigen, weil die bei der Explosion ohnehin vernichtet werden würden. Boyds Identität war ihnen zwar schon bekannt, doch womöglich konnte diese Vorrichtung sie zu seinem Auftraggeber oder Komplizen führen.
    »Verständigen Sie das Bombenräumkommando«, schlug jemand vor.
    »Ruhe, ich bin beschäftigt.«
    Das Radio besaß einen Ein/Aus-Schalter, aber Sellitto glaubte nicht, dass dieser die Sprengladung deaktivierte. Behutsam entfernte er die schwarze Kunststoffrückwand des Gehäuses.
    Wie lange noch, wie lange?
    Wie viel Zeit würde Boyd sich zugestehen, um gefahrlos die Wohnung betreten und die Falle abschalten zu können?
    Der Gehäusedeckel löste sich. Sellitto sah eine halbe Stange Dynamit vor sich. Nicht so gefährlich wie Plastiksprengstoff, aber bei weitem stark genug, um ihm die Hand abzureißen und ihn erblinden zu lassen. Es gab kein Display. Nur im Kino verfügten Bomben über leicht abzulesende Digitaltimer, auf denen ein Count-down lief. Echte Bomben wurden durch winzige Mikrochips ohne LCD-Anzeige gezündet. Sellitto hielt das Dynamit mit einem Fingernagel an Ort und Stelle, um

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