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Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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keine Abdrücke zu verwischen. Dann machte er sich daran, die Zündkapsel aus dem Sprengstoff zu ziehen.
    Er fragte sich, wie raffiniert der Täter wohl vorgegangen sein mochte. (Ein Fachmann versah seine Bomben zumeist mit einer zweiten Zündvorrichtung, um sich vor Leuten wie Sellitto zu schützen, die ihm ins Handwerk pfuschen wollten.) Und zog die Zündkapsel heraus.
    Es gab weder einen zweiten Zünder noch …
    Der Knall war ohrenbetäubend laut und hallte von den Kacheln des Badezimmers wider.
    »Was war das?«, rief Bo Haumann. »Hat jemand geschossen? Waren das Schüsse? An alle Einheiten. Sofort melden.«
    »Es gab eine Explosion im Badezimmer der Wohnung«, rief jemand. »Wir brauchen Sanitäter und einen Krankenwagen.«
    »Negativ, negativ. Immer mit der Ruhe.« Sellitto hielt seine versengten Finger unter kaltes Wasser. »Ich brauche lediglich ein Heftpflaster.«
    »Sind Sie das, Lieutenant?«
    »Ja. Es ist nur die Zündkapsel explodiert. Boyd hatte eine Bombe versteckt, um die Spuren zu vernichten. Ich konnte das meiste davon sicherstellen …« Er steckte sich die Hand unter die Achsel. »Scheiße, das brennt.«
    »Wie groß ist die Ladung?«, fragte Haumann.
    Sellitto schaute zu dem Tisch im Wohnzimmer. »Groß genug, um eine Flasche in die Luft zu sprengen, die ungefähr vier Liter Schwefelsäure enthält. Und das weiße Pulver daneben ist vermutlich Zyankali. Von den Beweisen wäre kaum etwas übrig geblieben – und auch nicht von allen Umstehenden.«
    Mehrere der ESU-Beamten warfen Sellitto dankbare Blicke zu. »Mann, ich würde diesen Täter gern persönlich in die Finger kriegen«, sagte einer der Cops.
    Haumann blieb sachlich wie immer. »Status des Verdächtigen?«, fragte er über Funk.
    »Er ist nicht hier. Die georteten Wärmequellen waren ein Kühlschrank und ein Fernsehgerät, so wie’s aussieht«, teilte einer der Cops ihm mit.
    Sellitto sah sich im Raum um. »Ich habe eine Idee, Bo.«
    »Lassen Sie hören.«
    »Wir sollten schleunigst die Tür reparieren. Dann beziehen ich und ein paar Leute hier drinnen Position. Draußen verschwinden alle außer Sicht. Vielleicht kommt er bald zurück. Dann könnten wir ihn uns schnappen.«
    »Roger, Lon. Die Idee gefällt mir. Beeilen wir uns. Ist zufällig ein Zimmermann anwesend?«
    »Das kann ich übernehmen«, sagte Sellitto. »Es ist eines meiner Hobbys. Besorgt mir bloß ein paar Werkzeuge. Und was ist das überhaupt für ein beschissener Haufen hier? Hat denn niemand ein verdammtes Pflaster?«
     
    Amelia Sachs befand sich ein Stück entfernt und lauschte dem Funkverkehr. Anscheinend hatte ihr Plan funktioniert – und sogar besser als erhofft. Sie war sich nicht sicher, was genau geschehen war, aber Sellitto hatte offenbar etwas Mutiges getan und klang nun wieder ziemlich selbstbewusst.
    Sie bestätigte den Erhalt der Meldung, dass alle sich zurückziehen und auf Boyds Eintreffen warten sollten, und fügte hinzu, sie wolle noch schnell die letzten Anwohner auf der gegenüberliegenden Straßenseite warnen und werde sich dann zu den anderen gesellen. Sachs klopfte an die Tür. Eine Frau öffnete. Amelia sagte ihr, sie solle sich bis auf weiteres von der Vorderseite des Hauses fern halten. Auf der anderen Straßenseite finde ein Polizeieinsatz statt, und man werde sie benachrichtigen, sobald die Maßnahme beendet sei. Die Augen der Frau weiteten sich. »Ist es gefährlich?« Sachs gab ihr die Standardantwort: Wir sind nur vorsichtig, es besteht kein Grund zur Sorge und so weiter. Unverbindlich, beruhigend. Die Hälfte des Polizistendaseins war Öffentlichkeitsarbeit. Bisweilen machte sie sogar den Großteil der täglichen Routine aus. Sachs fügte hinzu, ihr sei das Spielzeug im Vorgarten aufgefallen. Ob die Kinder denn derzeit zu Hause seien?
    In diesem Moment bemerkte Sachs einen Mann, der in einiger Entfernung aus einer Gasse kam. Er ging langsam in Richtung des Apartments, hatte den Kopf gesenkt und trug einen Hut und einen langen Mantel. Sie konnte sein Gesicht nicht sehen.
    »Nur mein Freund und ich sind hier«, sagte die Frau besorgt. »Die Kinder sind in der Schule. Normalerweise kommen sie zu Fuß nach Hause, aber sollten wir sie lieber abholen?«
    »Ma’am, sehen Sie diesen Mann dort auf der anderen Straßenseite?«
    Sie trat einen Schritt vor und kniff die Augen zusammen. »Den da?«
    »Kennen Sie ihn?«
    »Klar. Er wohnt gleich da drüben.«
    »Wie heißt er?«
    »Larry Tang.«
    »Ach, er ist Chinese?«
    »Ja. Oder Japaner oder

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