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Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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besser.«
    »Also gut.«
    Geneva hörte das Klicken, als Keesh auflegte. Trotzdem blieb sie noch stehen und kehrte nicht gleich zu ihrem Vater zurück.
    Schließlich gesellte sie sich wieder zu ihm, und sie gingen weiter.
    »Weißt du, was drei oder vier Blocks von hier stand?«, fragte er und wies nach Norden. »Strivers Row. Bist du je dort gewesen?«
    »Nein«, murmelte sie.
    »Wir gehen da irgendwann mal hin. Vor hundert Jahren gab es einen Baulöwen namens King, der ließ dort drei große Häuser mit Eigentumswohnungen und jede Menge kleinerer Gebäude errichten.
    Er hat drei der besten Architekten des Landes angeheuert und ihnen aufgetragen, sie sollten sich an die Arbeit machen. Das Ergebnis war prächtig. Der eigentliche Name lautete King Model Homes, aber weil sie so teuer und hübsch waren, nannte man sie Strivers Row, heißt es, denn um da wohnen zu können, musste man sich ganz schön abstrampeln. W. C. Handy hat eine Weile dort gelebt. Kennst du ihn? Der Vater des Blues. Einer der besten Musiker aller Zeiten. Ich hab da oben mal ein Bild gesprüht. Hab ich dir je davon erzählt? Es hat dreißig Dosen Farbe verschlungen. Keine hastige Skizze; ich hab zwei Tage dafür gebraucht. Ein Bild von W. C. Handy höchstpersönlich. Jemand von der Times hat es fotografiert und in der Zeitung abgedruckt.« Er nickte in Richtung Norden. »Es blieb dort mindestens …«
    Sie blieb abrupt stehen und schlug sich mit den Händen auf die Hüften. »Genug!«
    »Genny?«
    »Hör auf. Ich will nichts davon hören.«
    »Du …«
    »Was du mir erzählst, interessiert mich nicht.«
    »Du bist wütend auf mich, Liebling. Wer wäre das nicht, nach allem, was geschehen ist? Sieh mal, ich hab einen Fehler gemacht«, sagte er mit zitternder Stimme. »Das liegt lange zurück. Ich habe mich geändert. Alles wird sich ändern. Ich werde immer zuerst an dich denken, nicht wie damals, als ich mit deiner Mutter zusammen war. Ich hätte versuchen sollen, dich zu retten – und das nicht durch diesen dämlichen Trip nach Buffalo.«
    »Nein! Du kapierst es nicht! Es geht nicht um das, was du getan hast. Ich will mit deiner ganzen verfluchten Welt nichts zu tun haben. Diese Strivers Row ist mir egal. Ich interessiere mich weder für das Apollo noch für den Cotton Club. Und auch nicht für die Harlem-Renaissance. Ich kann Harlem nicht ausstehen. Ich hasse es. Es bedeutet Waffen und Crack und Vergewaltigungen. Hier werden Läden ausgeraubt und Leute wegen billigem Modeschmuck überfallen. Die Mädchen hier kümmern sich bloß um ihre Frisuren. Und …«
    »Und an der Wall Street gibt es Insidergeschäfte, in New Jersey die Mafia und in Westchester die Wohnwagenparks«, fiel er ihr ins Wort.
    Sie ließ sich nicht beirren. »Die Jungen interessieren sich nur dafür, wie man ein Mädchen ins Bett bekommt. Die Leute hier sind ignorant und scheren sich nicht um ihre Ausdrucksweise. Die …«
    »Was ist denn so falsch an der Alltagssprache?«
    Sie hielt verdutzt inne. »Hast du dir überhaupt je Gedanken darüber gemacht?« Er selbst hatte nie Slang gesprochen – sein Vater hatte dafür gesorgt, dass er sich im Unterricht anstrengte (zumindest bis Jax die Schule abbrach, um fortan als Verunstalter städtischen Eigentums »Karriere« zu machen). Aber die meisten Leute, die hier lebten, dachten nicht eine Sekunde darüber nach, was es bedeutete, sich nicht angemessen artikulieren zu können.
    »Ich habe im Gefängnis meinen Highschoolabschluss nachgemacht und ein Collegejahr absolviert«, erklärte er.
    Sie sagte nichts.
    »Dabei habe ich viel gelesen und mich mit der Sprache auseinander gesetzt. Das wird mir vielleicht nicht helfen, einen Job zu finden, aber es hat mich interessiert. Ich habe schon immer eine Vorliebe für Bücher gehabt, wie du weißt. Und ich bin derjenige, der dich ursprünglich auf den Geschmack gebracht hat … Ich weiß, wie man sich ausdrückt. Doch ich habe mich auch mit der Umgangssprache beschäftigt. Und ich finde nichts Schlimmes daran.«
    »Aber du sprichst sie nicht«, betonte sie.
    »Ich bin nicht mit ihr aufgewachsen. Aber Französisch oder Mandingo habe ich auch nie gelernt.«
    »Ich kann diesen Jargon einfach nicht mehr ertragen.«
    Ihr Vater zuckte die Achseln. »Vieles davon ist schon vor langer Zeit entstanden und basiert auf alten englischen Wortstämmen. Es ist keine Erfindung der Schwarzen, wie viele behaupten, und es gibt sogar Bibelübersetzungen, die so ähnlich klingen.«
    Sie lachte. »Dann versuch mal,

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