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Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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immer wieder vor Augen führen, dass sie sehr lange allein gelebt hatte und der Argwohn daher ihr ständiger Begleiter war. Sie dachte an einen Grundsatz für Menschen in ihrer Situation: Wenn man unversehens eine Familie fand, überlegte man nicht lange.
    »Klar«, sagte sie.
     
    Thompson Boyd wurde gefesselt in das Labor gebracht. Seine beiden Bewacher ließen ihn vor den Beamten und Rhyme auf einem Stuhl Platz nehmen. Geneva befand sich wieder oben in ihrem Zimmer, zurzeit in Gesellschaft von Barbe Lynch.
    Der Kriminalist trat nur selten einem Täter von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Für ihn als Wissenschaftler bestand der Reiz der Arbeit ausschließlich in der Verfolgung des Verdächtigen, nicht in dessen eigentlicher Person. Er verspürte kein Verlangen danach, sich an dem Anblick des Mannes zu weiden, den er gefangen hatte. Rechtfertigungen und Ausreden interessierten ihn nicht, Drohungen schüchterten ihn nicht ein.
    In diesem Fall jedoch wollte er absolut sichergehen, dass Geneva Settle keine Gefahr mehr drohte. Und darum wollte er ihren Angreifer persönlich unter die Lupe nehmen.
    Als Folge der Konfrontation mit Sachs war Boyds Gesicht grün und blau angelaufen. Seine Wunden hatte man medizinisch versorgt. Er sah sich im Labor um; sein Blick schweifte über die Geräte und die Wandtafeln mit den Tabellen.
    Und über den Rollstuhl.
    Dabei ließ er keinerlei Regung erkennen, weder Überraschung noch Interesse. Nicht einmal als er Sachs zunickte. Es war, als hätte er vergessen, dass sie mehrmals mit einem Stein auf ihn eingeschlagen hatte.
    Jemand hat Boyd gefragt, wie sich das anfühlt, auf einem elektrischen Stuhl zu sitzen. Er sagte, er habe gar nichts gespürt. Es habe sich bloß »irgendwie taub« angefühlt. Das hat er am Ende oft gesagt. Er fühle sich taub.
    »Wie haben Sie mich gefunden?«, fragte er.
    »Das hatte mehrere Gründe«, antwortete Rhyme. »Zunächst mal haben Sie sich die falsche Tarotkarte ausgesucht, um uns in die Irre zu führen. Sie hat mich an Hinrichtungen erinnert.«
    »Der Gehängte«, sagte Boyd und nickte. »Sie haben Recht. Daran habe ich gar nicht gedacht. Das Bild sah bloß irgendwie unheimlich aus. Ich wollte eine falsche Fährte legen.«
    »Auf Ihren Namen sind wir aber durch Ihre Angewohnheit gestoßen«, fuhr Rhyme fort.
    »Meine Angewohnheit?«
    »Sie pfeifen.«
    »Stimmt. Bei der Arbeit achte ich normalerweise darauf, es nicht zu tun. Doch manchmal passiert es einfach wie von selbst. Demnach haben Sie mit einigen Leuten gesprochen …«
    »Ja, unten in Texas.«
    Boyd nickte erneut und sah Rhyme aus roten, zusammengekniffenen Augen an. »Sie wussten von Charlie Tucker? Diesem armseligen Kretin? Er hat meinen Leuten die letzten Tage ihres Lebens vermiest. Hat zu ihnen gesagt, sie würden in der Hölle schmoren, und hat ständig was von Jesus und ähnlichem Zeug gefaselt.«
    Meine Leute …
    »Ist Bani al-Dahab Ihr einziger Auftraggeber gewesen?«, fragte Sachs.
    Er wirkte überrascht; seine Miene schien zum ersten Mal eine aufrichtige Emotion zu zeigen. »Woher …?« Er verstummte.
    »Die Bombe ist zu früh explodiert. Oder er hat sich umgebracht.«
    Boyd schüttelte den Kopf. »Nein, er war kein Selbstmordattentäter. Es muss ein Versehen gewesen sein. Der Kerl war zu nachlässig. Zu hitzköpfig, Sie wissen schon. Ist nicht sorgfältig genug vorgegangen. Vermutlich hat er sie zu früh scharf gemacht.«
    »Wie haben Sie ihn kennen gelernt?«
    »Er hat mich angerufen. Meinen Namen kannte er von jemandem im Gefängnis, der mit der Nation of Islam in Verbindung steht.«
    Das also war die Erklärung. Rhyme hatte sich gefragt, wie ein texanischer Gefängnisaufseher und islamistische Terroristen zusammenpassten.
    »Die sind verrückt«, sagte Boyd. »Aber sie haben Geld, diese Araber.«
    »Und Jon Earle Wilson? Er war Ihr Bombenbauer?«
    »Jonny, jawohl, Sir.« Er schüttelte den Kopf. »Den kennen Sie auch? Sie sind ziemlich gut, das muss ich Ihnen lassen.«
    »Wo ist er?«
    »Das weiß ich nicht. Wir haben über öffentliche Fernsprecher und eine Voicemail miteinander kommuniziert. Und uns immer an öffentlichen Orten getroffen. Dabei haben wir nie mehr als ein Dutzend Worte gewechselt.«
    »Das FBI wird Sie wegen al-Dahab und des Bombenanschlags verhören. Uns geht es vordringlich um Geneva. Ist noch jemand hinter ihr her?«
    Boyd schüttelte den Kopf. »Soweit ich weiß, hat al-Dahab allein gearbeitet. Ich schätze, er dürfte mit Leuten im Mittleren Osten

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