Das Teufelsspiel
einverstanden? Ich werd dir nicht wehtun, sondern dich höchstens ein wenig herumschubsen.«
»Ja, sicher … Vielen Dank für deine Hilfe. Ich werde natürlich niemandem von dir erzählen.«
»Das war mir von vornherein klar«, sagte Jonette. Dann sah sie den Detective an. »Wollen wir loslegen?«
»Von mir aus gern.«
Der zuvorkommende, gutmütige Polizist setzte eine finstere Miene auf. »Was, zum Teufel, hast du hier drinnen verloren?«
»Nimm deine Wichsgriffel weg, du Arsch!«, schrie Jonette, die wieder in ihre Rolle schlüpfte.
Bell packte sie am Arm und stieß sie zur Tür hinaus. Sie prallte gegen die Wand.
»Dummer Sack, ich verklag deine blöde Fresse wegen Misshandlung, du Penner!« Das Mädchen rieb sich den Arm. »Du darfst mich nicht anfassen. Das ist ’ne Straftat, du Mistsau!« Dann machte sie sich mit großen Schritten aus dem Staub. Kurz darauf traten Detective Bell und Geneva hinaus in die Cafeteria.
»Sie ist eine gute Schauspielerin«, flüsterte Geneva.
»Eine der besten«, sagte der Detective.
»Aber hat sie dadurch nicht Ihre Tarnung auffliegen lassen?«
Er gab ihr das Gemeinschaftskundebuch zurück und lächelte. »Die hat sowieso nicht funktioniert.«
Geneva setzte sich an einen Tisch in der Ecke und zog ein Englischbuch aus dem Rucksack.
»Willst du nichts essen?«, fragte Detective Bell.
»Nein.«
»Hat dein Onkel dir Geld mitgegeben?«
»Ich bin eigentlich nicht hungrig.«
»Er hat es vergessen, nicht wahr? Bei allem Respekt, aber er ist nie Vater gewesen, da bin ich mir sicher. Ich hole dir etwas.«
»Nein, ehrlich …«
»Um die Wahrheit zu sagen, ich hab einen Mordskohldampf. Und ich hab schon seit Jahren keinen Highschool-Nudelauflauf mit Putenbrust mehr gegessen. Ich hol mir ’ne Portion. Und dir bringe ich auch eine mit. Magst du Milch?«
Sie überlegte kurz. »Na gut. Ich gebe Ihnen das Geld zurück.«
»Wir setzen es der Stadt auf die Rechnung.«
Er reihte sich in die Warteschlange ein. Geneva hatte sich gerade wieder ihrem Schulbuch zugewandt, als sie einen Jungen bemerkte, der in ihre Richtung schaute und winkte. Sie sah über ihre Schulter, aber da war niemand. Als ihr klar wurde, dass sie gemeint war, stockte ihr für einen Moment der Atem.
Kevin Cheaney stand von dem Tisch auf, an dem er mit seinen Freunden saß, und schlenderte auf Geneva zu. O mein Gott! Kam er wirklich zu ihr? … Kevin, der wie Will Smith aussah. Perfekte Lippen, perfekter Körper. Der Junge, der sich bewegte wie ein geübter Breakdancer und der dafür sorgen konnte, dass ein Basketball sich der Schwerkraft widersetzte. Kevin war der Mittelpunkt jeder Party.
Detective Bell sah ihn kommen und wollte die Schlange verlassen, doch Geneva schüttelte kaum merklich den Kopf. Es war alles in Ordnung.
Sehr sogar. Besser noch. Es war total klasse.
Kevin hatte zwei Stipendien in Aussicht, entweder für die University of Connecticut oder die Duke University. Vielleicht wegen seiner sportlichen Leistungen – das Basketballteam hatte letztes Jahr mit ihm als Kapitän die Schulmeisterschaften gewonnen. Vielleicht aber auch aufgrund seiner Noten. Er las und lernte womöglich nicht ganz so begeistert wie Geneva, doch er gehörte trotzdem zu den besten fünf Prozent seines Jahrgangs. Sie kannten einander flüchtig – sie hatten in diesem Halbjahr denselben Mathematikkurs belegt und liefen sich gelegentlich auf dem Korridor oder dem Schulhof über den Weg – rein zufällig, glaubte Geneva. Obwohl sie zugeben musste, dass es sie oft wie von selbst in seine Richtung zog.
Die meisten der angesagten Kids ignorierten sie oder machten sich über sie lustig. Kevin hingegen grüßte sie hin und wieder, fragte sie nach einer Mathe- oder Geschichtshausaufgabe oder blieb einfach stehen und plauderte mit ihr.
Natürlich hatte er sie noch nie um eine Verabredung gebeten – das würde niemals geschehen –, aber er behandelte sie wie ein menschliches Wesen.
Einmal im letzten Frühling hatte er sie von der Schule nach Hause begleitet.
Es war ein sonniger, klarer Tag gewesen. Sie sah ihn immer noch vor sich, als besäße sie eine DVD von dem Ereignis.
Der 21.April.
Für gewöhnlich war Kevin in Gesellschaft irgendeines grazilen Nachwuchsmodels oder eines der anderen begehrten Mädchen anzutreffen. (Er flirtete sogar manchmal mit Lakeesha, was Geneva regelmäßig zur Weißglut trieb, wenngleich sie die rasende Eifersucht stets mit einem gequälten Lächeln überspielte.)
Was also hatte er nun
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